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Spott über dreckigen Kanal als Denkmal

Spott über dreckigen Kanal als Denkmal

Huckingen. 

Der Spott ist groß. Es sei „ein Witz“, den Böckumer Leitgraben als Denkmal zu bezeichnen, schimpfte der SPD-Fraktionsvorsitzende Hartmut Ploum. „Dann könnte man auch die ostfriesischen Entwässerungsgräben bei Emden unter Denkmalschutz stellen.“ Die Aufregung entstand jetzt in einer Sitzung der Bezirksvertretung. Das Stadtteilparlament sollte darüber beschließen, den Graben in eine offizielle Denkmalliste aufzunehmen. Das wurde abgelehnt.

Graben am Supermarktzaun

Viele Stadtteilpolitiker kennen die Örtlichkeit. Der Kanal verläuft südlich des Edeka-Marktes an der Düsseldorfer Landstraße am Zaun des Supermarktes entlang. Beim Bau des Parkplatzes vor vier Jahren formten Planierraupen den Graben neu. Das ältere Teilstück führt einige hundert Meter weit östlich Richtung Hermann-Spillecke-Straße. Es ist nur als Mulde zu erkennen.

Die Bezirksvertreter hatten ihre größten Zweifel am Wert dieser Vertiefung. Man sehe den Denkmalwert nicht „bloß weil irgendein Bauer im 16. Jahrhundert mit der Schippe einen Graben gezogen hat“, hieß es. „Mich laust der Affe“, sagte CDU-Mann Josef Paeßens, der als ehemaliger Bewohner von Haus Böckum durchaus als Denkmal-Freund gilt. Aber diese Unterschutzstellung sei wirklich der von Hartmut Ploum genannte Witz.

Formal wird auch die Ablehnung nichts mehr auslösen können. Denn als Denkmal ist der Leitgraben bereits anerkannt. Es fehlt nur noch die Eintragung in eine Liste – was jetzt ja abgelehnt wurde. Die Stadtverwaltung erkennt aber ein „bedeutendes wassertechnisches Bodendenkmal des ausgehenden Mittelalters“. Professorin Renate Gerlach vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege stellte ein geologisches Gutachten aus, das den Ursprung des Grabens in der Mitte des 15. Jahrhunderts verortet. „Der Böckumer Leitgraben ist bedeutend für die Geschichte des Menschen“, heißt es in einer Stellungnahme des Denkmalamtes. Damit seien alle Voraussetzungen für ein Denkmal erfüllt. Auch der Bürgerverein sieht das so. Immer wieder mal räumten Mitglieder den vermüllten Graben auf, aus Sorge ums Denkmal und weil es einfach schöner aussah.

Dass der Leitgraben dann offiziell als Denkmal anerkannt wurde, ist übrigens der Bezirksvertretung selbst zu verdanken. Im November 2005 hatte die SPD beantragt, den Kanal unter Schutz zu stellen.