Der parteilose Journalist Rolf Karling kandidiert für das Amt des Oberbürgermeisters. Zum einen sieht er sich als einen Kandidaten für die ärmeren Menschen der Stadt. Zum anderen legt er höchste Priorität auf eine möglichst intensive Aufarbeitung der Loveparade-Katastrophe.
Duisburg.
Wer ist Rolf Karling?Rolf Karling, parteilos, wurde 1961 in Koblenz geboren, zog mit den Eltern zunächst in den Schwarzwald, absolvierte die Wirtschaftsschule und lernte Industrie-Kaufmann. Eine Zeitlang lebte er in München, arbeite als Journalist, Radio-Moderator bei Radio M1, „ein Piratensender, der von Südtirol aus bis nach München sendete. Ich lag auch schon früher gerne im Clinch mit der Obrigkeit“.
Später habe er als freier Kameramann gearbeitet. Seit 1987 hat er seinen ersten Wohnsitz in Duisburg, sein Arbeitsschwerpunkt sei jedoch Amsterdam gewesen. „Fünf Jahre habe ich als Kriegsberichterstatter auf dem Balkan gearbeitet. Ich war in Zebrenica dabei. Wir wussten alle, dass wir die Menschen aus dem Lager nie lebend wiedersehen würden. Das war mein letzter Arbeitstag.“
Neuanfang nach der LoveparadeZurück in den Niederlanden habe er sich zwei Jahre lang mehr oder weniger eingeschlossen und eine Therapie gemacht, um das Gesehene zu verarbeiten. Gleichzeitig habe er begonnen, sich um drogenkranke Menschen auf der Straße zu kümmern. Als sein Vater 2000 zum Pflegefall wurde, zog er zurück nach Duisburg. Hier gründete er später den Verein „Bürger für Bürger“. Mit der „Ketchup-Attacke“ auf Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland bei dessen ersten öffentlichen Auftritt nach der selbst verordneten Öffentlichkeitspause nach der Loveparade schrieb Karling Stadtgeschichte mit weltweitem Echo.
Warum kandidiert er?
„Weil es nicht gelungen ist, einen gemeinsamen Oberbürgermeister-Kandidaten zu finden. Außerdem brauchen auch die ärmeren Menschen in Duisburg einen Kandidaten.“ Und weil ihn die Loveparade-Katastrophe nicht los lasse. „Die Unglücksstätte muss zur permanenten Gedenkstätte werden. Ohne Wenn und Aber.“
Was will er?
„Ich will eine lückenlose Aufklärung darüber, wie es zur Katastrophe kommen konnte. Sonst wird es keinen echten Neuanfang in Duisburg geben. Sämtliche Dokumente der Stadt sollten zusammengetragen und drei Berufsgruppen zugänglich gemacht werden: Journalisten, Historikern und Wissenschaftlern wie Prof. Schreckenberger.“ Das würden schmerzhafte Monate werden, denn: „Ich glaube, man wusste von erheblichen Problemen, die bei der Loveparade entstehen würden. Und es würde mich nicht wundern, wenn es am Ende heißen sollte: ,Tote wurden billigend in Kauf genommen.“ Diese Aufklärungsarbeit sei für ihn „das Wichtigste überhaupt“.
Wenn ich OB wäre…
„…würde ich als erste Amtshandlung an dem Unglücksort einen Kranz niederlegen. Ich würde einen ständigen Beauftragten ,Loveparade’ ins Oberbürgermeisteramt berufen, der die Hilfe für die Hinterbliebenen und die Opfer koordiniert und alles zum Thema Loveparade abarbeitet, was sich bislang angehäuft hat.“
Beim Thema Finanzen, so Karling, würde er zunächst einmal die Sinnhaftigkeit aller Tochterunternehmen der Stadt überprüfen lassen und sie nötigenfalls in die Verwaltung zurückführen: „Ich glaube, dass da viel Geld steckt und so mancher versorgt wurde.“
Soziale Einrichtungen würden bei ihm unangetastet bleiben, leere städtische Gebäude für kleines Geld an Kulturschaffende und Vereine vermietet. Um die Oper zu erhalten, plädiert Karling für höhere Eintrittspreise. Aber: „Wenn ich vor der Wahl stehe, entweder die Oper zu erhalten oder Dinge, die für den ,Kleinen Mann’ wichtig sind, dann entscheide ich für den ,Kleinen Mann’.“