Dortmund.
Die Angst und Verunsicherung ist groß. Jetzt versucht die Geschäftsführung des TÜV Nord Bildung Öl auf die Wogen zu gießen und rückt von ersten Forderungen ab. Die Gespräche über einen Sozialplan und Interessenausgleich wurden in dieser Woche fortgesetzt. Am 29. Juli steht die nächste Runde für die laufenden Tarifverhandlungen auf dem Terminplan.
Auch die (noch) rund 75 Beschäftigten in Dortmund (in der Bildungseinrichtung am Bärenbruch in Kirchlinde und an der Alten Straße) müssen mit betriebsbedingten Kündigungen und mit Einkommenseinbußen rechnen. Allerdings hatte die Geschäftsführung des TÜV Nord Bildung in einer Mitarbeiterinformation jüngst angekündigt, dass man bereit sei, entstehende Gehaltsverluste für „einen Zeitraum von etwa zwei Jahren überwiegend auszugleichen.“
Wie berichtet, sind bundesweit 450 der rund 1500 Arbeitsplätze der TÜV Nord Bildung bedroht. Zu den 23 der vorher 40 Standorte, die weiterlaufen sollen, gehört auch Dortmund, das vor zwei Monaten noch auf der Schließungsliste stand. Nur ein neuer Auftrag der Agentur für Arbeit rettet den hiesigen Standort.
Um 15 bis 20 Prozent will die Geschäftsführung das Personalkosten-Niveau absenken, „um wieder wettbewerbsfähig“ zu werden. Vor allem bei den Altverträgen – aus RAG-Zeiten – soll der Rotstift angesetzt werden. Auch steht die Streichung des Weihnachtsgeldes im Raum.
Auf Druck von Betriebsräten und der Gewerkschaft IG BCE richtete die Firmenleitung einen runden Tisch ein, um gemeinsam „ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell“ zu entwickeln“. IG BCE-Verhandlungsführer Markus Kraft, der die undankbare Aufgabe hat, in der existenzbedrohenden Situation für die Bildungseinrichtung über Gehaltstariferhöhungen zu verhandeln, nachdem der Tarifvertrag gekündigt wurde, hat in den zurückliegenden Wochen reichlich verbale Prügel bezogen. Seine Position, so Kraft im Gespräch mit der WAZ, sei eindeutig die der Arbeitnehmer. Aber man könne das Szenario einer möglichen Insolvenz nicht aus der Welt schaffen. Kraft kritisiert insbesondere die Bundesregierung, die letztlich für die Misere – auch bei anderen Weiterbildungseinrichtungen – verantwortlich sei: „Es wird aktuell massiv weniger in Qualifizierungsförderung gesteckt.“