Dortmund. Zum Kulturhauptstadtjahr soll und will Dortmund glänzen. Zugleich steckt die Stadt finanziell in der Krise. Umso wichtiger, dass Sponsoren ihre Geldsäckel öffnen. Die Hauptveranstaltungen des Jahres wären ohne Unterstützung von – städtischen – Großunternehmen nicht realisierbar.
„Die großen Ereignisse der Kulturhauptstadt sind nur mit maßgeblich Unterstützung der Wirtschaft realisierbar”, sagt Kulturdezernent Jörg Stüdemann. Bei etwa 3,6 bis 3,8 Mio. Euro läge der städtische Etat für die Kulturhauptstadt – inklusive zwei Euro pro Bewohner vom Land NRW. Zwei Millionen, schätzt Stüdemann, dürfte die lokale Wirtschaft draufgelegt haben. Und tatsächlich: „Ohne die Sparkasse würde es die Odyssee nicht geben”, erklärt Schauspiel-Pressesprecherin Djamak Homayoun. Auch für das mehrmonatige Kabarett-Festival „Ruhrhochdeutsch” vor dem „U” spielen die zusätzlichen Geldgeber „eine unglaubliche Rolle”, wie Horst Hanke-Lindemann erklärt: Von den 250 000 Euro Grundkosten liege der Sponsorenanteil bei 50 Prozent. „Die städtische Kulturförderung ist nicht mehr in der Lage, das in der Größenordnung zu ermöglichen”, sagt Hanke-Lindemann, der lobt, dass sich die Unterstützer auch stark mit den Veranstaltungen identifizieren.
Unternehmen stellen sich Verantwortung
„Sehr große Relevanz” haben die Förderer auch beim Musikfestival „Klangvokal”, wie Direktor Torsten Mosgraber bestätigt: Standen für die erste Ausgabe 2008/09 satte 950 000 Euro zur Verfügung, ist der Zuschuss der Stadt für das Jahr 2010 mit 480 000 Euro nahezu halbiert. „Wir haben etwa 15 bis 20 Prozent unseres Etats über Sponsoren gewonnen”, sagt Mosgraber. Zwar habe der Fakt, dass gerade Kulturhauptstadt ist, einige Türen geöffnet – „aber längst nicht in der Dimension, wie man es hätte erwarten können”. Kultur spiele auch jetzt nicht die gleiche Rolle wie Sport. Das sehen Dortmunder Unternehmen durchaus unterschiedlich:
Fünf Millionen Euro stecken bei der Sparkasse Dortmund in der Abteilung „Tue Gutes”, wie Vorstandsvorsitzender Uwe Samulewicz die Unterstützung von jährlich 500 Projekten in Kultur, Sport und Sozialem nennt. Wieviel genau wohin fließt, ist Betriebsgeheimnis. Allerdings habe die Sparkasse Dortmund eigens für die Kulturhauptstadt „eine deutlich sechsstellige Summe” on Top zur Verfügung gestellt. Aber die Sparkasse könne die öffentliche Hand nicht ersetzen: „Wir können nicht alle Löcher stopfen, die sich auftun. Erst kommt die Abteilung Geld verdienen, dann Geld ausgeben”, sagt Samulewicz klar.
800 000 Euro für Dortmund
Insgesamt 4,5 Millionen nimmt die REW AG für die Kulturhauptstadt in die Hand. 800 000 Euro (mit Mitteln der RWE Vertrieb AG) fallen Dortmund zu – allein 400 000 Euro davon für den U-Turm. Der Rest fließt in ein noch geheimes Großprojekt, das auf eine Dauer von drei Jahren angelegt ist. Die städtischen Probleme in der Kultur auffangen, könne RWE nicht, sagt Pressesprecher Martin Rothenberg, „aber sie mildern und zur Attraktivität des Standorts beitragen”.
Im unteren sechsstelligen Bereich bewegt sich das, was Signal Iduna – zudem Förderer der Ruhr.2010 – eigens für die Kulturhauptstadt in die Hand nimmt. Geld, das in die „Schachtzeichen”-Aktion, Projekte des Konzerthauses und den Ruhr.2010-Cup, das internationale U19-Fußballturnier fließt, das im Mai auch in Dortmund Station macht.
300 000 Euro pro Jahr gibt DEW 21 für soziales und kulturelles Sponsoring aus – und dabei bleibt es im Wesentlichen auch 2010, wie Reinhard Schmitt erklärt: Gerechte Unterstützung sei wichtig. Und von der profitieren nicht nur, wie gewohnt, die Theater- und Museumsnacht, sondern auch „Ruhrhochdeutsch”. DEW21 wolle laut Schmitt auch das Schauspiel in Dortmunde weiter unterstüzten und lässt sich von dem künftigen Direktor Kay Voges, der ja die „Liebesperlen absetzen wird , ein neues Zugpferd vorschlagen.
Fotos: Ralf Rottmann