Die Stadtwerke Bochum wollen die Wassergewinnung im Werk Stiepel aufgeben. Künftig werden Bochumer Haushalte ihr Wasser aus Witten erhalten. 7,5 Millionen Euro werden investiert, um eine fünf Kilometer lange Leitung zu bauen, die durchs Lottental führen wird.

Bochum. 

Jeder zweite Bochumer Haushalt wird rein rechnerisch ab 2015 mit neuem Trinkwasser versorgt. Die Stadtwerke Bochum wollen die Wassergewinnung im Werk Stiepel aufgeben und künftig statt dessen Wasser aus Witten in die Bochumer Netze einspeisen. 7,5 Millionen Euro werden investiert, um eine fünf Kilometer lange Leitung von Witten zum Wasserbehälter Untere Zone direkt am Kloster Stiepel zu bauen.

Grund ist die Trinkwasserverordnung des Bundes und die Ausgestaltung durch die NRW-Landesregierung. „Trinkwasser muss künftig vierstufig statt zweistufig aufbereitet werden“, sagt Stadtwerkesprecherin Heike Paplewski. Das Wasser in Stiepel, das aus der Ruhr entnommen wird, wird zurzeit mittels UV-Licht erst einmal desinfiziert und dann durch eine Flockungsanlage geschickt – dort werden Verunreinigungen verklumpt.

Umrüstung kostet 20 Millionen Euro

Die Behandlung mit Aktivkohle und die Ozonung zum Aufbrechen persistenter Verbindungen muss jetzt auf Willen des Gesetzgebers „so bald wie möglich“ (Paplewski) hinzu kommen. „Die Umrüstung des Wasserwerks in Stiepel würde 20 Millionen Euro kosten“, sagt Paplewski, „das Werk in Witten ist bereits auf dem neuesten technischen Stand.“

Obwohl die neue Trasse noch nicht exakt feststeht, deuten sich Probleme an. Die Leitung muss nämlich durch das Lottental gebaut werden, was Naturschützer auf den Plan rufen dürfte. Den Stadtwerken zufolge gibt es aber bereits Einvernehmen mit der Stadtverwaltung. Die Arbeiten werden noch in diesem Jahr ausgeschrieben, ab 2014 soll die Leitung dann verlegt werden. „Wir rechnen mit einer Bauzeit von zwölf bis 15 Monaten“, so Paplewski.

Restliches Wasser kommt aus Essen

Das Wasserwerk Stiepel bereitet jährlich rund 14 Milliarden Liter Trinkwasser auf. Das reicht rechnerisch aus, um die Hälfte der Bochumer Haushalte zu versorgen. Das restliche Wasser kommt aus Essen-Horst. Beide Anlagen gehören zur Stadtwerketochter Wasserbeschaffung Mittlere Ruhr Gmbh (WMR).

„Wir vertreiben aber kein sortenreines Wasser“, sagt Paplewski. Will heißen, aus den Wasserkränen der rund 190.000 Bochumer Haushalte fließt in der Regel ein Gemisch der Wässer aus Essen und Bochum. Weil der Bochumer Anteil ab 2015 entfällt, müssen sich die Stadtwerke einen neuen Namen für ihr Wasser suchen: Bislang wirbt der Versorger mit H2BO.

Stiepel wird nicht stillgelegt

Das Wasserwerk Stiepel wird im Übrigen nicht komplett stillgelegt, sondern das Kraftwerk wird weiter Strom produzieren. Die Leistung der Anlage wird mit rund einem Gigawatt pro Jahr angegeben.