Dass Gärtner/innen sich für ihre Pflänzkes auch Regen wünschen, stimmt schon. Aber so zu schütten wie am Sonntag bei der Eröffnung des Gemeinschaftsgartens „Grüne Bühne“ auf dem Hans-Schalla-Platz musste es ja dann doch nicht. Tat es aber. Aber weder die fürs Detroit Projekt gärtnernden Urbanisten noch die Macher des Kunstfestivals selbst ließen sich die gute Stimmung, nun ja: verregnen. Denn mit „Segen“ von oben hatten sie an diesem Wochenende so ihre Erfahrung. Etwa am späten Samstagabend bei der offiziellen „Detroit“-Start am Bergbaumuseum.
Wie geht es weiter nach Opel?
„Das Detroit Projekt“: Für die einen nur ein nebulöser Begriff, für die anderen die aktuell schärfste Waffe im Ringen um Bochums Zukunft. Wie berichtet, will das Kunst- und Stadtfestival bis zum 5. Juli Antworten geben auf die Frage, wie es mit Bochum nach dem Niedergang der Industrie, speziell: Opel weitergehen könnte. „Bochum, Stadt der Bildung und der Kultur“ wäre eine Möglichkeit.
Das Schauspielhaus und der Ruhr.2010-Nachfolger Urbane Künste Ruhr sind die Chefentwickler der (nicht nur) lokal einmaligen Denkfabrik, der ausnahmsweise nicht börsenorientierte BWL-er vorstehen, sondern Kreative. Deren Hoffnung: Kultur, nicht marktwirtschaftliche Interessen als Motor der Entwicklung, das wäre was! Beim Auftakt stellten nicht nur die Ideen-, sondern auch die Geldgeber auf diesen Aspekt ab. „Wandel durch Kultur“ – das Schlagwort der Kulturhauptstadt 2010 kommt also zu neuen Ehren. 1,1 Millionen Euro ist den Finanziers – u.a. Kunststiftung NRW und Kulturstiftung des Bundes – die Sache wert.
Kein Deal mit dem Wettergott
Der Deal mit den Verantwortlichen für das aktuelle Bochum-Wetter war indes nicht im Budget. Das sonntägliche An-pflanzen im Gemeinschaftsgarten war ebenso durchfeuchtet wie der offizielle Startschuss tags zuvor. Unterm Fördergerüst war für alles gesorgt, Bratwurst, Bier, Musik (die Schauspielhausband spielte Motown-Hits), Pavillons, Infotafeln – und dann regnet es Bindfäden! Kalt war’s auch, so dass die Entzündung des von Tim Etchells eigens für Bochum konzipierten Lichtkunstwerks „How Love Could Be“ auf dem 52 m hohen Förderturm förmlich herbeigebibbert wurde.
Um 21.45 Uhr war es schließlich soweit. Zu den Klängen des 1961er Heulers „Bad Girl“ von den Miracles – dem die Zeile „what love could be“ entlehnt ist – wurde der aus tausenden LED-Leuchten gebaute feuerrote Schriftzug eingeschaltet. Ein strahlender Moment, der nun bis zum Festivalende weiter leuchten und werben soll. Für sich selbst und für das Festival, das mit zahlreichen künstlerisch-kreativen Interventionen den Stadtraum in Beschlag nehmen wird. Und natürlich für die Bochumer, die spätestens auf den Detroit-Geschmack kommen werden, wenn Möhren, Rhabarber & Co. in den Hochbeeten vorm Schauspielhaus reif sind: Dann heißt es: bitte zugreifen! So schmeckt die Zukunft.