Im Konjunkturklima-Index für das Mittlere Ruhrgebiet ist die Rede von positiver Stimmung in der Wirtschaft. Der Indikator für die Wirtschaftskraft ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich angestiegen. Vor allem die exportorientierte Industrie mache sich Hoffnung. Aber die Außenwirtschaft hat ihre Tücken.
Bochum.
Das gleicht dem kometenhaften Formanstieg des FC Schalke 04 nach der Winterpause. Eben noch Krise und plötzlich Aufschwung. Um stattliche zwölf Punkte, von 106 auf 118, ist der Konjunkturklima-Index für das mittlere Ruhrgebiet zwischen Februar 2013 und Februar 2014 gestiegen. Die Erwartungshaltungen der Unternehmen aus der Region sind momentan noch einmal positiver als sie es im Herbst 2013 schon waren, heißt es im Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer.
„Der Konjunkturmotor stottert nicht mehr, wie es zu den Hochzeiten der Schulden- und Bankenkrise der Fall war. Es läuft zunehmend rund. Und es sieht so aus, als würde dies 2014 auch so bleiben“, kommentiert Helmut Diegel, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittleres Ruhrgebiet (Bochum, Witten, Herne, Hattingen) die Umfrage unter den Firmen aus der Region. 86 Prozent von ihnen verzeichnen demnach eine positive Geschäftslage.
Kein Widerspruch
Das ist umso erstaunlicher, weil es in einigen Industriebetrieben eher Dämpfer gegeben hat. 112 Beschäftigte verlieren beim Getriebehersteller Jahnel Kestermann ihren Job, 220 Mitarbeiter müssen beim Automobilzulieferer Johnson Controls gehen, 450 Arbeitsplätze sind bei Outokumpu in Gefahr, bei der Eickhoff-Gruppe wird Kurzarbeit nicht ausgeschlossen und was der angekündigte Verkauf der Wärmetauscher-Sparte von GEA für deren Zentrale in Bochum bedeutet, ist auch noch ungewiss.
„Beides ist kein Widerspruch“, sagt Jörg A. Linden, Sprecher der IHK Mittleres Ruhrgebiet. Bei den genannten Unternehmen handele es sich fast ausschließlich um Teile von großen Konzernen. Bochums Wirtschaft aber, gerade der Industriesektor, sei vornehmlich geprägt von mittelständischen Unternehmen. Und diese beurteilen die Situation mitunter anders und haben demzufolge auch andere Erwartungen.
Vor allem für den Industriesektor macht die Konjunkturklima-Index eine erfreuliche Entwicklung aus: „Die Stimmung ist endlich wieder freundlicher.“
Für Bochum ist das wichtig. „Mit knapp 30.000 sozialversichungspflichtigen Beschäftigten ist die Produktionswirtschaft die größte und eine der erfolgreichsten Wirtschaftsbranchen der Stadt“, heißt es bei der Wirtschaftsförderung.
Großes Gewicht haben der Maschinen- und Anlagenbau mit 13.950 Beschäftigten in mehr als 350 Firmen (Stand 2013) und die Automotive-Branche, in der etwa 15.300 Mitarbeiter in mehr als 200 Unternehmen tätig sind. Die Hoffnungen, so heißt es im Konjunkturbericht, ruhen ganz besonders auf der Exportwirtschaft.
Verhaltener Optimismus
Allerdings sind sie offenbar nicht einhellig positiv. „Ich kann das für uns so nicht teilen“, kommentiert Frank Hense, geschäftsführender Inhaber der Hense Systemtechnik, den Klimabericht. „Wenn überhaupt, dann gibt es verhaltenen Optimismus. Wir sind noch lange nicht da, wo wir 2006/07 mal waren.“ Typisch sei im Übrigen für einige Branchen das Ausbleiben früherer Konjunkturverläufe mit langen Auf- und Abschwüngen. „Bei den Werkzeugmaschinen gibt es ein richtiges Sägezahnmuster: Das kann in einem Monat steil nach oben gehen und im anderen auf null zurück.“
Eher verhaltene Zuversicht vermittelt auch Friedrich Appelberg, Geschäftsführer des Bomafa GmbH, die Armaturen für Kraftwerke und Industrieanlagen herstellt. „Wir haben zwar gerade erst wieder schöne Aufträge aus Indien bekommen. Aber ob die auch so ausgeführt werden, muss sich noch zeigen.“
Anfällige Partner in Schwellenländern
Denn: Partner in Schwellenländern wie Indien, Brasilien oder der Türkei, in denen der Energiebedarf immens ist, sind auch anfällig. Die Exportausrichtung birgt große Chancen, aber auch große Risiken und erschwert Prognosen. Eine schwache Währung, innere Unruhen oder andere externe Faktoren beeinflussen das Geschäft deutscher Maschinenbauer extrem.
Und es reiche schon lange nicht mehr aus, einfach nur einen guten Preis zu bieten. Appelberg: „Die Lage fühlt sich besser an als sie ist.“ Immerhin gibt es stabile Partner. Wie China, wo Bomafa seit zwölf Jahren vertreten ist und dort einen konstanten Anteil am Umsatz erwirtschaftet.