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Fast hätte ich mir im Darknet eine AK-47 gekauft – weil es so kriminell einfach ist

Fast hätte ich mir im Darknet eine AK-47 gekauft – weil es so kriminell einfach ist

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Foto: Peter Sieben

Bochum. 

Eine Uzi mit Schalldämpfer? Ernsthaft? In einem Comic würde mir jetzt die Kinnlade einen halben Meter weit nach unten klappen: Denn ich sehe ein ganzes Waffenarsenal vor mir auf dem Bildschirm.

Und ich müsste nur ein paar Mal klicken, um mir ein Gewehr oder Drogen zu bestellen. Oder vielleicht doch lieber eine Anleitung zum Kreditkartenbetrug?

Hier ist alles absolut anonym

Ich bin im Darknet unterwegs, weil ich wissen wollte: Wie sieht es da eigentlich aus? Klar, das Darknet hat auch gute Seiten. Zum Beispiel für Regimegegner in einer Diktatur: Die können über das Darknet kommunizieren, ohne sich zu gefährden: Denn hier ist alles absolut anonym.

Aber mich interessieren diesmal vor allem die dunklen Seiten. Ich dachte: Diese Geschichten über Drogen- und Waffenhandel seien völlig übertrieben. Da hab ich mich geirrt.

Niemand hat hier seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen

Thomas Kropeit führt mich durch das Darknet. Das Setting ist weit weniger geheimnisvoll, als du dir das vielleicht vorstellst: Wir sitzen nicht in einer abgedunkelten Kammer. Und Thomas Kropeit hat auch keine Kapuze tief ins Gesicht gezogen oder spricht mit verstellter Stimme zu mir.

Thomas ist Masterstudent im Studiengang IT-Sicherheit in Bochum und arbeitet bei der Startup-Firma Physec. Dort sitzen wir in einem hellen Büro in der Ruhr-Uni. In der Ecke stehen ein paar Wasserkisten, nebenan telefoniert irgendwer – kurzum: ein stinknormales Büro.

Das macht es irgendwie noch verrückter, dass wir gerade auf einem Marktplatz für Waffen surfen.

Ein Ebay für Kriminelle

Über den sogenannten Tor-Browser kommen wir auf die Marktplatz-Seite. Die sieht so aus, wie Ebay 1996 mal aussah: Sehr einfach aufgebaut und irgendwie unfertig. „Die Seiten sollen einfach nur funktionieren, das Aussehen ist egal. Die Kunden kommen sowieso“, erklärt Thomas Kropeit.

Links stehen die Kategorien: Fraud, Weapons, Chemicals and Drugs, Carding (Kreditkartenbetrug): Ein Ebay für Mafiosi und Terroristen.

Eine AK-47 kostet 4000 US-Dollar. Plus 100 Dollar Versand.. Was passiert denn, wenn wir auf „Buy Now“ klicken? „Dann nimmt man mit dem Verkäufer Kontakt auf und überweist den Betrag an einen Third-Party-Service“, erklärt Thomas Kropeit. Bezahlt wird mit Bitcoins, einer anonymen Digital-Währung.

Fünf falsche 20er für 40 Euro

Die dritte Partei hält das Geld so lange fest, bis der Käufer signalisiert: Die Waffe ist angekommen.

Natürlich klicken wir nicht auf „Buy Now“. Erstens hab ich gerade keine 4000 Dollar übrig. Und strafbar wollen wir uns auch nicht machen.

Deshalb kaufen wir uns auch nicht das Falschgeld in kleinen Scheinen: Fünf falsche 20er kosten 40 Euro.

„Es ist auch nicht klar, ob die Ware wirklich ankommt“, sagt Thomas Kropeit. Oft würden vermeintliche Verkäufer einfach nur das Geld einstreichen.