Exhibitionisten genießen es, sich vor Fremden auszuziehen – so solltest du handeln, wenn du einem begegnest
Exhibitionisten lieben es, sich vor Fremden auszuziehen
Dr. Anne Hellmann von der Uni Bochum erklärt, wie sich die Opfer verhalten sollten
Im Video oben: Darum macht diese Frau Selfies mit Männern, die sie sexuell belästigen
Bochum.
Ein Mann, der sich vor einer Frau am Friedhof entblößt. Einer, der Kindern in Oberhausen seinen Penis zeigt. Und einer, der vor einer Mutter und ihrem Kind in aller Öffentlichkeit onaniert. Fälle, die sich innerhalb von einer Woche in NRW ereignet haben.
Im Mittelpunkt: Immer ein Exhibitionist, der es genießt, sich vor Fremden zu entblößen. Und ein argloses Opfer, das überrumpelt zurückbleibt – denn meist passiert so eine Situation völlig überraschend. Wie solltest du reagieren, wenn dir dasselbe passiert und sich ein fremder Mensch ohne Ankündigung vor dir auszieht?
Was viele nicht wissen: Exhibitionisten machen sich strafbar! Das regelt §183 des Strafgesetzbuches – Absatz 1 macht klar, dass Exhibitionisten eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder eine Geldstrafe droht.
DER WESTEN hat mit Dr.Anne Hellmann, Psychotherapeutin im Zentrum für Psychotherapie der Uni Bochum, gesprochen. Sie gibt Betroffenen den Tipp, in so einer Situation möglichst die Ruhe zu bewahren, zügig weiterzugehen und die Polizei zu verständigen. „Gleichzeitig sollte das Opfer dem Exhibitionisten aber auch deutlich machen, dass man sein Verhalten nicht toleriert. Beispielsweise könnte man rufen: ‚Lassen Sie das, ich rufe die Polizei’“, sagt Hellmann.
Siehst du, dass andere Passanten in der Nähe sind, solltest du diese gezielt um Hilfe bitten. Beispielsweise so: „Sie in dem roten T-Shirt, helfen Sie mir bitte!“
Auch die Kriminalprävention der Polizei rät: „Nehmen Sie von Exhibitionisten keine Notiz. Gehen Sie zügig weiter und verständigen Sie die Polizei.“
Exhibitionismus: So kannst du Übergriffen gezielt vorbeugen
Es ist auch möglich, solchen Übergriffen gezielt vorzubeugen. Hellmann ist neben ihrer Stelle bei der Uni Bochum auch Trainerin im Polizeisportverein Essen, in der Abteilung Karate. Sie weiß, dass man in Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskursen lernt, sogenannte Anti-Opfer-Signale auszustrahlen.
„Hier lernen die Teilnehmenden, im Alltag als selbstbewusst wahrgenommen zu werden“, erklärt Hellmann. „Beispielsweise signalisieren eine aufrechte Körperhaltung, ein angemessener Blickkontakt und zügiger Gang einem potentiellen Täter ‚Mit mir nicht!‘.“
Ein weiterer Vorteil eines solchen Kurses sind Rollenspiele, die die Teilnehmer auf einen möglichen Angriff vorbereiten: „Hat man eine Situation in Gedanken bereits durchgespielt, so ist man in der realen Situation schneller handlungsfähig.“
Exhibitionisten ist es häufig egal, wie alt die Opfer sind, denen sie sich zeigen. Ihnen geht es primär um die Befriedung, die sie erfahren, wenn das Opfer empört, verschreckt oder angeekelt ist.
So passiert es immer wieder – wie beispielsweise in Oberhausen -, dass sich Fremde vor Kindern ausziehen. Oftmals können sie die bedrohliche Lage noch nicht selbst einschätzen und wenden sich an ihre Eltern. Anne Hellmann hat auch Tipps für Erziehungsberechtigte, deren Kinder Opfer eines Übergriffs geworden sind.
So sollten Eltern handeln, wenn ihre Kinder Opfer eines Übergriffs geworden sind
Im ersten Schritt „sollten die Bezugspersonen offen mit dem Kind das Geschehene besprechen und die Polizei informieren.“ Es gibt Kinder, die solche Angriffe besser verarbeiten und solche, deren Verhalten sich durch dieses einschneidende Erlebnis verändert.
„Sollten den Bezugspersonen bei dem Kind Verhaltensänderungen auffallen oder das Kind beispielsweise über Alpträume oder belastende Gedanken an das Geschehene berichten, kann in psychotherapeutischen Praxen oder Zentren eine Sprechstunde wahrgenommen werden“, rät Hellmann. Und weiter: „Hier kann gemeinsam mit dem Therapeuten besprochen werden, ob eine psychotherapeutische Unterstützung des Kindes sinnvoll ist.“
Wenn du dir nicht sicher ist, wie du nach der Begegnung mit einem Exhibitionisten handeln sollst, kannst du rund um die Uhr bei der Telefonseelsorge anrufen: 0800/1110111.