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Warum mit Mischa Zverev in Wimbledon zu rechnen ist

Warum mit Mischa Zverev in Wimbledon zu rechnen ist

Mischa (l) und Alexander Zverev freuen sich auf Wimbledon.
Mischa (l) und Alexander Zverev freuen sich auf Wimbledon. Foto: dpa
  • Auf Rasen ist mit Mischa Zverev immer zu rechnen
  • Nun holte der 30 Jahre alte Bruder von Alexander Zverev in Eastbourne seinen ersten ATP-Titel

London. 

Die Stimme stockte, feucht wurden die Augen, aber wer wollte Mischa Zverev das verdenken? Er hatte ja nie die Chance gehabt, eine Dankesrede nach einem Turniersieg unter realen Bedingungen zu proben. Deshalb nahm der Hamburger Tennisprofi seine kurze Unpässlichkeit mit einem Lächeln und scherzte, nachdem er sich bei seiner auf der Tribüne sitzenden Ehefrau Jewgenia bedankt hatte, dass er nun ungefähr wisse, wie sich Roger Federer nach seinem 20. Grand-Slam-Triumph gefühlt haben muss.

Die Sympathien des britischen Publi-kums hatte der 30-Jährige, der am Sonnabend beim Rasenturnier der 250er-Kategorie im englischen Eastbourne seinen ersten Titel auf der ATP-Tour holte, allerdings nicht erst dank seiner Rhetorikkünste gewonnen. Das 6:4, 6:4 nach 97 Finalminuten gegen den Slowaken Lukas Lacko (30/Nummer 94 der Weltrang-liste) war der Abschluss einer Woche gewesen, in der der Ältere der Zverev-Brüder unterstrichen hatte, warum sein Serve-and-Volley-Spiel auf Rasen besonders gut funktioniert. „Als ich die Auslosung sah und merkte, dass ich der einzige Serve-and-Volley-Spezialist im Feld war, wusste ich: Das ist meine Chance“, sagte der 67. der Weltrangliste, der von diesem Montag an wieder in den Top 50 geführt werden wird.

Durch den Triumph bei der Generalprobe für Wimbledon steigt der in Moskau geborene Routinier zwar nicht zum Mitfavoriten beim dritten Grand-Slam-Turnier des Jahres auf, das an diesem Montag in London startet. Aber sein Erstrundenmatch gegen den Franzosen Pierre-Hugues Herbert (27/Nr. 75) dürfte am Dienstag durchaus noch ein paar mehr Menschen interessieren als üblich. Schon im vergangenen Jahr hatte Mischa Zverev an der Church Road für Aufsehen gesorgt, auch wenn er sein Drittrundenmatch gegen den späteren Champion Federer glatt mit 6:7, 4:6, 4:6 verlor. Nun freut er sich sehr auf die Rückkehr. „Es ist ein tolles Gefühl, den ersten Titel gewonnen zu haben. Das gibt mir viel Rückenwind für Wimbledon“, sagte er.

Zu den vielen Gratulanten, die dem früheren Daviscupspieler den so lange ersehnten Triumph gönnten, gehörte selbstredend auch Bruder Alexander. Der Weltranglistendritte zählt in Wimbledon, wo er zum Auftakt am Dienstag auf den Australier James Duckworth (26/Nr. 752) trifft, zu den Mitfavoriten auf den Titel. Der 21-Jährige, der seinen Anfang Juni bei den French Open in Paris erlittenen Muskelanriss im linken Oberschenkel vollends auskuriert hat, hatte dem Älteren acht Turniersiege voraus, darunter drei in der Masterskategorie. „Es gibt niemanden, der einen Titel so sehr verdient hat wie Mischa“, sagte er in einer Pressekonferenz in Wimbledon, während das Finale noch lief. Die Zverevs sind nun das erste Bruderpaar seit den US-Amerikanern John und Patrick McEnroe, das zu seiner aktiven Zeit ATP-Einzeltitel gewinnen konnte.