Der HTC holt beim Top-4-Turnier Bronze. Fürs Endspiel reicht es nicht, weil Herne sich gegen Keltern offensiv mutlos und defensiv nicht clever genug präsentierte.
Vom Finale oder sogar vom Titel geträumt, schon im Halbfinale hart gelandet. Die Basketballerinnen des Herner TC sind beim Top-4-Turnier um den DBBL-Pokal hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Nicht unbedingt mit Platz drei und der Bronzemedaille, vielmehr aber mit der Leistung im Halbfinale gegen die Rutronik Stars Keltern.
Denn die reichte einfach nicht, so spielt man nicht, wenn es um den Titel geht. 67:73 unterlag der HTC nach 40 Minuten. Und das ohne Not, so die einhellige Einsicht im Herner Lager. Trainer Marek Piotrowski war enttäuscht vom frühen Aus: „Das ist bitter. Wir haben nicht umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Die Niederlage ist okay. Aber da war mehr für uns drin.“
Und wie viel mehr da drin war. Nach ganz schwacher Anfangsphase (21:31 nach 16 Minuten) brachten Radostina Slavova-Naneva und Lea Mersch Herne zur Pause auf 33:35 heran. Das Marburger Publikum sympathisierte hörbar stärker mit dem HTC als mit dem ungeliebten Emporkömmling aus Keltern und die Fans hatten allen Grund zur Hoffnung, dass Herne das Spiel schon noch drehen würde.
Das war allerdings mehr den Sternen zuzuschreiben als dem HTC. Die langten nämlich kräftig zu. Die aggressive und körperbetonte Spielweise nahm der Herner Offensive zwar jede Durchschlagskraft, schlug sich aber auch in der Foulbelastung nieder: 15 Fouls verteilten sich auf sechs Spielerinnen, Kelterns Leaderinnen Ashlee Guay (11 Punkte) und Stephanie Madden (15 Punkte) gingen schon mit je drei Fouls in die Kabine. Die Wurfausbeute des HTC bis dahin bitter: Neun von 20 aus dem Feld getroffen, null von zwei Dreierversuchen. Fast die Hälfte der Herner Punkte fiel von der Freiwurflinie.
Der Zwei-Punkte-Rückstand war unter diesen Umständen zwaretwas schmeichelhaft, aber Fakt. Und nach der Pause nahm die Partie zunächst die von allen erwartete und erhoffte Wendung: Greinacher glich zum 35:35 aus, erzielte dann mit dem 45:43 die erste Herner Führung seit Minute drei. Und da Keltern weiter fleißig Fouls sammelte, lief kurz vor Ende des dritten Viertels alles in Richtung Herner Sieg. Eigentlich.
Madden wird zu Kelterns X-Faktor
Es waren diese Schlüsselminuten, in denen der HTC das Spiel verlor. Sterne-Coach Christian Hergenröther verhielt sich unkonventionell und ließ Center Stephanie Madden trotz ihre Vorbelastung lange auf dem Parkett. Mit Erfolg. Die bullige „7“ war nie zu kontrollieren, traf nach Belieben, auch als sie nach vier Fouls vom Spielausschluss bedroht war und wurde so zu Kelterns X-Faktor. Die Hernerinnen dagegen agierten fehlherhaft und mutlos, warfen kaum aus der Mitteldistanz, für Drei zu gehen traute sich längst keine. Herne holte zwar mehr Rebounds, leistete sich aber immer wieder Turnover, die Keltern mit hochprozentiger Quote bestrafte.
So hielt die Führung nur gute zwei Minuten. Zwei Drei-Punkt-Spiele von Mendy und Madden (jeweils nach Boddie-Fouls) brachten Keltern wieder vor. Madden legte nach, Slavova-Naneva verkürzte. 51:55 nach drei Vierteln. Alles noch drin.
Doch Keltern eröffnete den Schlussabschnitt mit einem 6:0-Lauf, Herne produzierte nur Fehlwürfe und Ballverluste. Auf 57:70 wuchs der Rückstand, bis erst Madden nach dem fünften Foul vom Feld musste und kurz darauf Lea Mersch ein Offensivfoul gegen Guay zog – auch Nummer fünf.
Wäre das doch nur früher gelungen. Denn plötzlich war das Spiel offen. Caro van der Velde stand erstmals auf dem Feld, machte vier Punkte in 30 Sekunden. Die angeschlagene Ireti Amojo schickte 1:40 vor Ende endlich den ersten (!) HTC-Dreier durch die Reuse, Kata Takacs ließ den zweiten folgen. Noch 50 Sekunden. Noch vier Punkte. Aufholjagd?
Nein. Van der Veldes wilder Wurf aus der Mitteldistanz scheiterte (00:25), Amjo vergab einen Dreier (00:15). Herne stoppte die Uhr per Foul, Kelterns Mendy und Mahlknecht machten von der Freiwurflinie alles klar und bejubelten Sekunden später den Finaleinzug. Die Hernerinnen schauten zu. Und zwar verdientermaßen. So spielt man nicht, wenn es um Titel geht.