Die 18-jährige Angelina Herröder gewann in Dortmund den Großen Preis der Bundesrepublik und verblüffte die Superstars. Ludger Beerbaum und Christian Ahlmann patzten im ersten Umlauf. Für den Sieg gibt es 23 100 Euro Preisgeld.
Dortmund.
In der Familie Herröder liegt in diesen Tagen Freud und Leid eng beieinander: Da ist Sohn Sascha, der für Alemannia Aachen in der Dritten Liga Fußball spielt. Der 24-Jährige sah in der Vorwoche die Rote Karte und musste am Samstag mit ansehen, wie seine Mannschaft gegen den SV Babelsberg mit 1:2 verlor.
Besser läuft es derzeit bei seiner Schwester: Angelina Herröder ist gerade 18 Jahre alt, verblüffte aber am Wochenende die Superstars im Springereiten: Beim Turnier in der Dortmunder Westfallenhalle holte die junge Hessin auf Pico’s Boy den Großen Preis der Bundesrepublik.
Kaspar Funke hatte vor der Veranstaltung noch geunkt. „Die jungen Reiter machen mehr Druck auf die Etablierten. Das verspricht Spannung“, sagte der Turnierdirektor. Und dann gelang ausgerechnet der jüngsten Teilnehmerin im Feld der Sieg – die großen Favoriten blieben nach dem ersten Umlauf auf der Strecke. So wie Ludger Beerbaum: Der Titelverteidiger riss mit Zinedine bei der Dreifach-Kombination die erste Stange. Aus der Traum vom fünften Sieg in der Westfalenhalle. „Schade, dem hätte ich es so gegönnt“, sagte ein junges Mädchen, die nach Beerbaums Missgeschick sofort die Tribüne verließ. Sie zog mit ihrer Freundin lieber übers Gelände, um an den Verkaufständen neue Stiefel zu ergattern.
Ahlmann leistet sich zwei Abwürfe
So verpassten die beiden den verpatzten Auftritt des Weltranglisten-Ersten: Christian Ahlmann leistete sich auf Codex One zwei Abwürfe — zu viel, um sich die Goldschleife in Dortmund zu sichern.
Das Feld der Geschlagenen war reich an prominenten Namen: Ein Raunen ging durchs Publikum, als Gerco Schröder gleich an allen Hindernissen der Dreifach-Kombination scheiterte. Mehr Qualen wollte der zweifache Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele von London seinem Pferd Urban Hero nicht zumuten – der Niederländer gab auf. Auch Carsten-Otto Nagel, Mannschaftsweltmeister von 2010, ritt den Parcours nicht zu Ende.
Kevin Staut attackiert die Bestzeit
Neun Reiter schafften es dafür ins Stechen – darunter mit Jan Wernke (23) und David Will (24) weitere Hoffnungsträger für kommende Nationenpreise. Angelina Herröder ging als Dritte ins Stechen – und ritt voll auf Angriff. Nach 39,73 Sekunden war sie im Ziel. Fehlerfrei. Der Franzose Kevin Staut attackierte die Bestzeit, die Uhr blieb bei ihm aber erst nach 40,44 Sekunden stehen. Und als Lars Nieberg mit einer schlechteren Zeit im Ziel kam, war Angelina Herröders Überraschungscoup perfekt.
„Ich habe gedacht, Lars Nieberg schickt mich als letzter Starter noch auf den Zweiten, aber Gott sei Dank hat es funktioniert“, freute sich die junge Siegerin.
Für den Erfolg in Dortmund gibt’s für sie 23 100 Euro Preisgeld. „Der Sieg trifft sich sehr gut, weil ich ein neues Auto brauche“, sagte die 18-Jährige. Vielleicht gibt sie ihrem Bruder noch etwas ab, damit der die Strafe für seinen Platzverweis zahlen kann.