Zweitligist VfL Bochum beendet im Sommer die langjährige Partnerschaft mit dem Olympiastützpunkt in Wattenscheid. Dessen Leitung ist nicht erfreut.
Bochum.
„Es ist richtig, wir steigen im Sommer aus – und zwar sowohl aus Kosten- als auch aus sportlichen Gründen.“ Wilken Engelbracht, Finanzvorstand des VfL Bochum, bestätigt den bevorstehenden Rückzug des Klubs aus dem Haus der Athleten am Olympiastützpunkt in Wattenscheid. Fünf Nachwuchsspieler sind dort derzeit noch einquartiert, aber Evangelos Pavlidis, vor ein paar Monaten erst aus Griechenland nach Bochum übergesiedelt, ist schon anderweitig untergebracht worden. Das U17-Talent lebt in der Familie seines neuen Mitspielers Liron Peretz und besucht in Dortmund eine griechische Schule.
Das soll in etwa der Weg sein, den der VfL gehen will mit den wenigen Nachwuchsspielern, die er nicht in der Region rekrutiert. Man schaue sich nach weiteren Gastfamilien um, sagt Alexander Richter („Das finden wir individueller“), der Chef des Nachwuchsleistungszentrums. So benötige man für zwei der fünf Jungen, die derzeit im Klaus-Steilmann-Haus leben, auch künftig Tisch und Bett, neben der schulischen Betreuung, versteht sich; die anderen drei haben dann die U19 hinter sich und müssen auf eigenen Beinen stehen. Sollte sich der VfL, was gerade noch diskutiert wird, von seiner U23 trennen, werden sie vermutlich Bochum verlassen.
Auch Kooperationen mit Schulen auf dem Prüfstand
Etwas mehr als 830 Euro pro Monat und Kopf zahlt der Klub für das komplette Paket (Unterbringung, Verpflegung, Wäsche und das Lernangebot), zwölf Nachwuchs-Spieler sind aktuell jedoch nur in der Teilbetreuung, womit die schulische Unterstützung gemeint ist. Ob der VfL auch in diesem Bereich neue Wege gehen will, ist noch nicht entschieden. „Es kann auch sein, dass wir das weiterführen“, sagt Richter und meint damit die kooperierenden Schulen.
Für die Zertifizierung des Nachwuchsleistungszentrums durch die DFL habe, so Richter, die Existenz eines Internates oder Teilinternates keine ausschlaggebende Bedeutung. Der VfL ist ja bekanntlich derzeit mit dem Höchstwert von drei Sternen bewertet und will dieses Niveau unbedingt halten. Alexander Richter: „Das Gesamtkonzept muss einfach schlüssig sein.“
In Wattenscheid grübelt man über Alternativen
Dass der VfL aus der mehr als zehnjährigen Zusammenarbeit aussteigt, kann Oliver Burkamp, Leiter des Olympiastützpunktes in Wattenscheid, naturgemäß nicht erfreuen. „Finanziell ist das ein Schlag ins Kontor“, gibt Burkamp zu, der 51 Internatsplätze anbietet, von denen derzeit rund 30 belegt sind. Man müsse nun nachdenken, wie man mit der neuen Situation umgehe und die Kapazitäten, die vorhanden sind, anderweitig nutzen könne.
Von der in Wattenscheid angebotenen Kombination Sport und Schule, so Burkamp, „sind wir nach wie vor überzeugt“. Aber es gebe auch Alternativen. So biete man sich als quasi idealer Ort für Trainingslager an, was bei etlichen Leichtathletik-Klubs und in der Rhythmischen Sportgymnastik bereits auf Gegenliebe gestoßen sei. Burkamp: „Ich setze auf dieses Angebot.“