Der VfL Bochum trennt sich von seiner Frauen- und Mädchenfußballabteilung. Fehlende Sensibilität meint man sich in Politik und Wirtschaft immer dann erlauben zu können, wenn es Gruppen trifft, die sich nicht richtig wehren können. Das scheint auch hier der Fall zu sein. Ein Kommentar.
Bochum.
Man hätte ahnen können, was passieren würde, als sich der Aufsichtsrat des VfL Bochum in diesem Sommer von Ansgar Schwenken trennte und Wilken Engelbracht als Finanzvorstand installierte. Nun, Engelbrachts Suche nach Einsparpotenzialen war nicht sonderlich zeitaufwändig. Denn: Wer aus der Führungsetage des VfL interessiert sich schon wirklich für die kickenden Frauen, die seit 2010 unfreiwillig, weil weitgehend gemieden, einen Klub im Klub bilden? Kurz gesagt: niemand.
Fußball-Zweitligist VfL Bochum trennt sich zum Ende der laufenden Saison aus Kostengründen von seiner Frauen- und Mädchenabteilung. Um die 120 000 Euro pro Spielzeit legt der Klub für die drei Frauen- und drei Mädchen-Mannschaften auf den Tisch. Man will nun, so heißt es beim VfL, die Abteilung, die seit 2010 fester Bestandteil des Klubs war, „bei der Suche nach Kooperationspartnern unterstützen“. Die Leistungen der Bochumer Frauen können sich sehen lassen. Die erste Seniorenmannschaft spielt in der Zweiten Bundesliga, die Reserve nur eine Liga darunter. Die U17 gehört der zweigleisigen Bundesliga an, der höchsten deutschen Liga der Altersklasse (Michael Eckardt)
Dass wegen 120000 Euro jährlich, wenn der kolportierte Betrag denn stimmt, sich bald mehr als 100 in der Mehrzahl so talentierte wie junge Spielerinnen eine neue sportliche Heimat suchen müssen, klingt angesichts der Summen, die im Fußball an der Tagesordnung sind, absurd. Ist dieser in der Spitze so hochkarätig besetzte Klub nicht in der Lage, Sponsoren zu finden, die einen derartigen Betrag abzudecken vermögen? Und: Nimmt man den nun einsetzenden Imageverlust bei den großen Verbänden und in der Frauen-Szene einfach so in Kauf, um einen kleinen, sechsstelligen Betrag zu sparen?
Außerdem: Von der grundsätzlichen Frage – Trennung oder nicht Trennung – mal abgesehen: Wie geht man beim VfL eigentlich mit Menschen um? Muss das sein, dass noch sehr junge Mädchen, die gerade voller Stolz, Ehrgeiz und Eifer das VfL-Trikot tragen, bei einem Turnier von ihrem bevorstehenden Rausschmiss erfahren?
Fehlende Sensibilität meint man sich in Politik und Wirtschaft immer dann erlauben zu können, wenn es Gruppen trifft, die sich nicht richtig wehren können. Das scheint auch hier der Fall zu sein. Leider.