Bochum.
„Wir woll’n den Trainer seh’n“, sangen die Fans in der Ostkurve nach dem Ende der Saison. Irgendwann näherte sich Robin Dutt, der wohl entscheidende Mann im Kampf gegen den Abstieg, mit seinem Trainerteam dem Strafraum. Wer den Familienmensch ein wenig kennengelernt hat in den letzten Monaten, der ahnte, dass er sich nicht noch weiter, nicht zu sehr in den Vordergrund schieben lassen will: „Die Kurve gehört eigentlich der Mannschaft“, erklärte Dutt nach dem 1:1 gegen Jahn Regensburg. Wie es seine feine Art ist, vergaß er aber nicht, was sich gehört: „Ich bedanke mich dafür bei den Anhängern.“
Sein Dank galt auch an diesem Sonntag einmal mehr der Mannschaft, die kein gutes Spiel abgeliefert hatte, die aber nie aufsteckte. „Es war wichtig, dass die Mannschaft noch einmal alles reingelegt hat, um hier nicht als Verlierer vom Platz zu gehen. Das war ein wichtiges Zeichen, was die Mentalität angeht.“ Ein Zeichen, das der VfL in die nächste Saison mitnehmen will.
Drei VfL-Spieler wurden verabschiedet
„Wir danke Euch. 2018/19 geht es gemeinsam weiter“, stand ja auch auf dem Banner, dass die Spieler nach dem Schlusspfiff zunächst vor der Ostkurve präsentierten. Aber seit gestern ist endgültig klar, was schon lange zu erwarten war; dass nicht nur die drei vor dem Anpfiff offiziell verabschiedeten Philipp Ochs, Luke Hemmerich und Martin Kompalla in der kommenden Saison nicht mehr zu dieser VfL-Gemeinschaft gehören werden. Auch Kevin Stöger wird Bochum verlassen. „Ich habe immer gesagt, dass ich in die 1. Liga will und bin bereit für den nächsten Schritt. Ich bin mit einem Verein sehr weit“, sagte der Österreicher, der dem Mittelfeld-Spiel des VfL seinen Stempel aufgedrückt hat in dieser Saison.
Gestern hatte er nicht seinen allerbesten Tag, auch deshalb reichte es gegen den SSV Jahn nicht zum Erfolg. „Ich bin ein bisschen traurig, dass uns in meinem letzten Spiel für Bochum nicht noch ein Sieg gelungen ist“, sagte Stöger.
Der erste Saisontreffer für VfL-Stürmer Wurtz
Dass es wenigstens ein Punkt wurde, dafür sorgte ausgerechnet Johannes Wurtz. Es lief bereits die 86. Minute, als der in dieser Saison meist glücklose Stürmer dem Distanzschuss von Tim Hoogland eine andere Richtung gab. Der Ball trudelte rechts unten ins Netz zum Ausgleich. Es war Wurtz’ erstes Saisontor ein paar Minuten vor dem Ende der Spielzeit, er hätte fast noch Nummer zwei folgen lassen, als er in der Nachspielzeit aber knapp übers Tor schoss.
Dann war Schluss, dann war Braunschweig abgestiegen, Aue auf dem Relegationsrang 16, der auch für Bochum lange Zeit so nah war – doch der VfL wurde Sechster.
In den letzten 90 Minuten hatten die Zuschauer eine Partie gesehen, die „von Emotionen geprägt war“, wie Dutt lobend meinte. Spielfluss, Kontrolle, Ordnung, Kombinationsfußball gingen in allgemeiner Hektik aber unter. Es dominierten hohe Bälle zum Gegner, leichte Ballverluste, Zweikämpfe im Mittelfeld, wobei sich der VfL in einer ruppigen ersten Halbzeit peu a peu Vorteile erarbeitete.
So traf Lukas Hinterseer nur den Außenpfosten, der auffällige Anthony Losilla schoss drüber (24./27.). Nach dem Wechsel nahm die Partie an Fahrt auf. Sam, Hinterseer und erneut Sam vergaben die Führung, Riemann parierte stark gegen Mees. Mitten in die Drangphase des VfL schlug der Jahn per Konter zu. Sam verlor zu leicht den Ball in der Hälfte des Gegners, Adamyan zog rechts auf und davon, seinen Pass in den Fünfmeter-Raum vollstreckte Marco Grüttner mit langem Bein. 0:1 (64.).
Robin Dutt brachte in kurzer Folge Eisfeld sowie die Stürmer Wurtz und Serra, der Trainer ging volles Risiko – und wurde belohnt. Nach dem Ausgleich war richtig Stimmung in der Bude; eine Stimmung, die man mitnehmen sollte in die kommende Saison.