Am Donnerstag wird den Mitgliedern des Schalker Fan-Club Verbandes (SFCV) ein Konzept präsentiert. Es kommt ein ehrenamtlicher Vorstand.
Gelsenkirchen.
Seit Monaten schlagen die Emotionen hoch, jetzt sollen sie wieder in die richtigen Bahnen gelenkt werden: Bei der Jahreshauptversammlung des Schalker Fan-Club Verbandes (SFCV) an diesem Donnerstag soll ein Schlussstrich unter den Streit gezogen werden, der sogar die Staatsanwaltschaft Essen beschäftigt. Zumindest geht es um einen Neuanfang.
Bisher ist es nur eine dünne Mitteilung auf der Homepage des SFCV. Hier heißt es nach den Streitigkeiten der vergangenen Monate, die Führungsspitze des Fan-Verbandes habe „die Einwände ernst genommen” und daher „eine neue Ausrichtung” der Dachorganisation der Schalker Fan-Klubs entwickelt. Diese solle den Mitgliedern vorgestellt werden. Die Rede ist von „umfangreichen Reformprozessen”.
Was sich genau dahinter verbirgt, mag noch niemand offiziell verkünden. Nach Informationen der WAZ soll aber der jetzige SFCV-Vorstand um Frank Arndt den Weg für einen Neuanfang freimachen und seine Ämter binnen eines Jahres zur Verfügung stellen. Spätestens bis Ende 2016 soll von den Mitgliedern ein neuer Vorstand gewählt werden, der nur noch aus ehrenamtlichen Kräften besteht. Der SFCV wird dann an der Spitze wieder so organisiert sein, wie er es früher war.
Derzeit sind der Vorsitzende Frank Arndt und sein Stellvertreter Arthur Saager hauptamtlich beschäftigt, die weiteren Vorstandsmitglieder Volker Apfelbaum und Heiner Tümmers erhalten für ihre ehrenamtliche Tätigkeit eine Aufwandsentschädigung.
Die Rolle von Ex-Schalke-Finanzchef Josef Schnusenberg
Die auch wirtschaftlich ausgelegte Organisation des Dachverbandes hatte in den vergangenen Monaten für Aufruhr unter einigen angeschlossenen Fan-Clubs gesorgt – im Raum standen Vorwürfe, es würde in die eigene Tasche gewirtschaftet. Bei der Staatsanwaltschaft Essen wurde Anzeige erstattet. Nach WAZ-Informationen wurden die handelnden Personen aber bislang noch nicht vernommen. Wie wenig königsblau sich einige Mitglieder untereinander sind, zeigt: Die Anzeige bei der Staatsanwaltschaft wurde erstattet von Ender Ulupinar, der selbst dem SFCV-Aufsichtsrat angehört.
Unstrittig ist, dass die Fanbetreuungs-GmbH des SFCV in den Jahren 2006/ 2007 in eine „existenzbedrohende wirtschaftliche Schieflage” geraten war und der Bundesligist Schalke 04 beziehungsweise seine damalige Gesellschaft Ticket & Secure einsprang. Woher diese Hilfsbereitschaft kommt, lässt sich erahnen: Der SFCV war für den FC Schalke 04 als Dienstleister tätig, zum Beispiel bei der Organisation von Fan-Reisen. Abgewickelt wurden die Geschäfte über die Fanbetreuungs-GmbH, und die Idee zur Gründung dieser Gesellschaft hatte Josef Schnusenberg – nicht nur Steuerberater des SFCV in all den Jahren, sondern in den 2000er-Jahren auch der Finanzchef des FC Schalke 04.
SFCV gibt Geschäfte ab
Rolf Rojek, damals Vorsitzender des SFCV, hat bei einer früheren Gelegenheit einmal gesagt: „Ich ging davon aus, dass alles korrekt war.“ Bei einer Betriebsprüfung aber wurden steuerliche Nachzahlungen der Fanbetreuungs-GmbH festgelegt, die sich inklusive Zinsen auf 1,2 Millionen Euro beliefen. In die eigene Tasche gewirtschaftet habe der Fan-Verband aber nicht. Rojek einst: „Wir waren nicht gewinnorientiert ausgelegt, wir wollten kostendeckend arbeiten.”
Auch die Verquickung zwischen dem Verein Schalke 04 und dem SFCV hatte zuletzt für Aufregung gesorgt – Schalke hat sich inzwischen bescheinigen lassen, dass die Zahlungen an den Fan-Verband korrekt waren. Der Verein betrachtet den Vorgang für sich damit als aufgearbeitet.
Für den SFCV hat sich jedoch die Einsicht durchgesetzt, dass es so nicht weitergeht und ein Neuanfang nötig ist. Das neue Konzept wird den Mitgliedern nun am Donnerstag vorgestellt. Es beinhaltet nicht nur einen neuen ehrenamtlichen Vorstand, sondern auch einen umfangreichen Abspeckkurs: Die wirtschaftlichen Bereiche des SFCV mit Fanartikel-Verkauf, Gastronomiebetrieb und Ticketing sollen künftig wegfallen – als Hauptaufgabe wird sich der Dachverband wieder auf die Fanclub-Betreuung konzentrieren. Einher geht damit auch ein umfangreicher Stellenabbau auf der Geschäftsstelle, wo derzeit etwa zwölf Mitarbeiter arbeiten. Umgesetzt werden sollen die Pläne bis Ende des Jahres 2016, noch nicht bei der Mitgliederversammlung an diesem Donnerstag. Da werden lediglich zwei neue Aufsichtsräte für den SFCV gewählt.
Dem FC Schalke 04 wurden die Pläne bereits vorgestellt. Vereinschef Clemens Tönnies ist damit zufrieden: „Das Konzept kann eine gute Grundlage für die Zukunft sein.”