Gelsenkirchen.
Als der Anruf mit der Nachricht vom Tod des ehemaligen Schalker Präsidenten Günter Eichberg kam, zeigte sich sein Freund Heribert Bruchhagen zwar betroffen, aber nicht überrascht. Eichberg verstarb am Sonntag-Nachmittag im Alter von 72 Jahren in einem Gütersloher Krankenhaus, wo er zuvor zwei Tage lang wegen erneuter gesundheitlicher Beschwerden behandelt worden war.
„Ich hatte mich mit Günter vor 14 Tagen noch zum Kaffeetrinken getroffen. Da habe ich schon gespürt, dass er insgesamt deutlich abgebaut hat“, verrät Bruchhagen, der bis März dieses Jahres Vorstandsvorsitzender des Hamburger SV war, gegenüber dieser Zeitung.
Eichberg zeigte sich auch bei diesem letzten Gespräch mit Heribert Bruchhagen noch sehr fußballinteressiert und sprach sogar noch von der Vision, gemeinsam mit seinem Freund bei Zweitligist Arminia Bielefeld einzusteigen. Eichberg als Präsident. Bruchhagen als Manager. Zusammen angreifen. So wie in alten Schalker Zeiten.
Günter Eichberg wurde im Januar 1989 zum Schalker Präsidenten gewählt. Ein halbes Jahr später holte er Bruchhagen als Manager zu den Königsblauen. „Ich kannte Günter Eichberg bereits aus meiner Trainerzeit beim FC Gütersloh. Damals war er Vizepräsident in Gütersloh, stand aber nicht so im Vordergrund, wie es später auf Schalke der Fall war“, blickt Bruchhagen zurück.
Auf Schalke wurde Eichberg vom Rampenlicht förmlich angezogen. Der frühere Besitzer eines Klinik-Imperiums (Spezialgebiet: Krampfadern) ließ sich von einem Chauffeur in der Nobelkarosse vorfahren und genoss zusammen mit seiner damaligen Lebensgefährtin Christa Paas die große Fußball-Bühne. Eichberg wurde vom Boulevard zum „Sonnenkönig“ getauft. Glänzen konnte er tatsächlich. Unter Eichberg erlebte Schalke einen Boom im Zweitliga-Abstiegskampf. Am vorletzten Spieltag der Saison 1988/89 feierten 67 000 Fans ein 4:1 über Blau-Weiß Berlin – Schalke rettete sich. 1991 gelang die Bundesliga-Rückkehr.
Die Mitgliederzahl wuchs in Eichbergs viereinhalbjähriger Amtszeit von 6000 auf 16 000 an. Im April 1993 holte Eichberg Rudi Assauer als Manager zurück zu Schalke 04. Heribert Bruchhagen war zu diesem Zeitpunkt bereits beim Hamburger SV, weil ihm vieles nicht mehr geheuer vorkam.
„Es war eine spannende und auch wilde Zeit auf Schalke, die es so heute nicht mehr geben würde“, sagt Bruchhagen im Rückblick. In Erinnerung ist ihm nach wie vor der Transfer des Dänen Bent Christensen. 1991 flog Bruchhagen nach Kopenhagen, um den dänischen Angreifer zu den Königsblauen zu holen.
„Ich bin dahin gekommen mit dem Ziel, zwei Millionen Mark für Christensen auszugeben. Parallel hatte der damalige Frankfurter Manager Klaus Gerster ein Angebot über 2,5 Millionen Mark abgegeben. Ich habe Günter Eichberg angerufen und darüber informiert. Er meinte: Dann machen wir drei Millionen Mark daraus. Christensen ist dann tatsächlich zu uns gewechselt. Das war schon sehr unkonventionell, wie das damals ablief“, sagt Bruchhagen. Und schmunzelt.
Nach seiner Schalker Zeit, die im Oktober 1993 mit dem vorzeitigen Rücktritt endete, floh der in Finanzschwierigkeiten geratene Eichberg für zehn Jahre nach Florida. Dem Fußball blieb er als Fan verbunden. Sein letztes Schalke-Spiel sah er im Frühjahr gegen Eintracht Frankfurt (1:0). Bei diesem Stadionbesuch stürzte Eichberg, der wegen einer Hüft-Operation bereits auf den Rollator angewiesen war, unglücklich und musste anschließend an der Kniescheibe operiert werden. Danach stand eine Reha an.
Neben den körperlichen Problemen schwächten organische Schäden (Leberzirrhose) seinen Körper. Weil es Günter Eichberg gesundheitlich zuletzt deutlich schlechter ging, wurde er zwei Tage lang im Krankenhaus behandelt, erholte sich dort aber nicht mehr. Heribert Bruchhagen: „Günter hat bis zum Schluss sehr am Leben gehangen, aber es war jetzt schlichtweg aufgebraucht.“ An welchem Tag der ehemalige Schalker Präsident in Gütersloh beigesetzt wird, steht noch nicht fest.