Gelsenkirchen.
Die Fußballfans in Polen hatten mal wieder viel zu lachen. Der Grund: Tomasz „Gianni“ Hajto war in einer polnischen TV-Show zu Gast und plauderte aus dem Nähkästchen.
Der ehemalige Bundesligaprofi des MSV Duisburg, FC Schalke 04 und 1. FC Nürnberg hat in Polen mittlerweile Kultstatus als Fußball-Kommentator erlangt. Durch seine ehrlichen, echten, unvergleichlichen Kommentare bei den Spielen der Nationalmannschaft sowie als Bundesliga-Kommentator ist Hajto zu einem echten Star im polnischen Show-Business aufgestiegen.
„Ehrlich, echt, geradeaus“
„Ich mache eigentlich nichts Besonderes. Ich bin so wie ich bin und sage meine Meinung – ehrlich, echt, geradeaus“, erklärt der ehemalige Schalker, der am 16. Oktober 45 Jahre alt wird, gegenüber dieser Redaktion.
Hajto ist unterhaltsam und zieht die Massen vor das TV-Gerät. Wenn die polnische Nationalmannschaft spielt, hören ihm und seinem Partner Matti Borek bis zu zehn Millionen Fernsehzuschauer zu.
„Es gibt auch Kritiker. Aber das ist doch okay. Wir sind ein freies Land und jeder kann da seine Meinung äußern. Letztendlich schalten sowieso die meisten wieder ein, weil sie die polnische Auswahl sehen wollen. Wenn uns Leute nicht hören wollen, dann können Sie ja immer noch den Ton leiser drehen“, sagt der 62-fache polnische Nationalspieler.
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Hajto zu Gast in Comedy-Show
Am späten Dienstagabend haben wohl viele Zuschauer den Fernseher wieder lauter gedreht. Denn „Gianni“ Hajto war in der Show von Kuba Wojewódzki zu Gast – vergleichbar mit dem deutschen TV-Format „TV Total“ von Stefan Raab.
Hajto lief mit seinen Kommentaren mal wieder zur Höchstform auf. Auf die Frage, wie seine ersten Eindrücke nach seinem Wechsel 1997 nach Deutschland waren, sagte er: „Ich habe meine besten Sachen angezogen, mich stylisch mächtig ins Zeug gelegt und bin dann nach München geflogen. Der MSV war auf dem Weg ins Trainingslager nach Innsbruck und ich habe mich in München mit den Verantwortlichen zur Vertragsunterschrift getroffen.“
Und weiter: „Nachdem wir alles geklärt hatten, bin ich in den Mannschaftsbus gestiegen. Ich habe gemerkt, dass sich alle kaputt gelacht haben, aber ich habe ja kein Wort verstanden und wusste nicht, was los ist“, erzählt er.
Hajto: „Nach ein paar Wochen konnte ich ein paar Brocken deutsch und fragte meine jugoslawischen Kollegen im Team, was eigentlich an meinem ersten Tag im Mannschaftsbus so lustig gewesen sei. Da sagte mir Slobodan Komljenovic: ‚Tomek, du sahst schrecklich aus. Wir haben uns alle gedacht: Wo kommt der denn her?'“
In Zukunft kleidete sich Hajto wie die Westeuropäer. Schnell erlang er den Spitznamen „Gianni“, weil er gerne Hemden und Hosen von Gianni Versace trug.
Hajto und sein Toyota
In Duisburg erhielt Hajto bei seiner Vertragsunterschrift einen nagelneuen Toyota. Dieser begeisterte den Polen vollends. Hajto erinnert sich: „Ich habe in Polen einen uralten Golf 1 gefahren. Der hat mehr Öl als Benzin geschluckt. Als ich in den Toyota gestiegen bin, habe ich mich gefühlt wie im Kosmos.“
Der Ex-Schalker weiter: „Ich habe nicht mal die Folien von den Sitzen abgemacht, das war mir viel zu schade. Ich erinnere mich noch genau an meine erste Spritztour mit dem Toyota. Ich bin gefühlt stundenlang in einem Kreisverkehr gefahren, weil das Auto mich so begeisterte. Warum nur in diesem Kreisverkehr? Weil ich nur diese Straße in Duisburg kannte. Ich habe mich nicht getraut, weiter wegzufahren.“
Fünf Millionen Euro verprasst
Gianni galt lange Zeit als Lebemann, der nach eigenen Angaben bis zu 20 Millionen Zloty (rund fünf Millionen Euro) verprasst hat. Vor allem, wenn es zu der polnischen Nationalmannschaft ging, soll es zu der einen oder anderen kleineren Party gekommen sein.
Wojewódzki fragte in der Show am Dienstag: „Tomek, wie war das bei der Nationalmannschaft? Du warst doch der Organisator der Feierbiester. Wie viele Flaschen sind da immer weggegangen oder anders gefragt: Bei welcher von zehn Whiskey-Flaschen bist du umgekippt?“
Hajtos trockene Antwort: „Bei keiner!“
Der ehemalige Bundesligaprofi hatte mal wieder die Lacher auf seiner Seite. Er fügte hinzu: „Mal ehrlich: Wir haben früher auch alle, drei vier Tage gespielt: Bundesliga, Europapokal, Nationalmannschaft, da konnten wir doch nicht viel trinken. Sonst kannst du keine Leistung bringen. Wir haben uns mal ein, zwei Drinks gegönnt – mehr aber auch nicht.“