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Jetzt spricht der Mann, der aus der Schalke-Kurve kam – und plötzlich Schiri wurde

Jetzt spricht der Mann, der aus der Schalke-Kurve kam – und plötzlich Schiri wurde

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Großer Auftritt auf Schalke: Stefan Tendyck (Mitte) tauschte sein Stadion-Outfit gegen die Schiedsrichter-Kluft. Foto: imago

Gelsenkirchen. 

Am Sonntag kehrte für Stefan Tendyck wieder Normalität ein. Der 33-jährige zog seine Schiedsrichter-Kleidung an und pfiff das Fußball-Landesliga-Spiel zwischen der SG Borken und Dorsten-Hardt. Am Abend zuvor stand Tendyck vor über 60.000 Zuschauern unerwartet im Blickpunkt. Der IT-Fachmann, der als Mitglied dem VfB Kirchhellen angehört, sprang beim Bundesliga-Verfolgerduell zwischen Schalke 04 und der TSG Hoffenheim (2:1) ein. Funke Sport unterhielt sich mit Tendyck.

Hallo Stefan Tendyck, konnten Sie nach Ihrem Einsatz in der Veltins-Arena eigentlich ruhig schlafen?

Stefan Tendyck: Ja, ich habe gut in den Schlaf gefunden. Aber nach dem Spiel war noch einiges los. Ich habe rund 70 Nachrichten auf meinem Handy beantwortet, die meisten waren privater Natur.

Sie sind Schalke-Fan und standen im Außenbereich der Nordkurve. Was haben Sie gedacht, als plötzlich Ihr Handy klingelte und die Nummer von Schalkes Schiedsrichter-Betreuer Marcel Neuer aufleuchtete?

Tendyck: Ich wusste, was los ist. Als Schalke 04 vor ein paar Jahren gegen Bayern München gespielt hat, da hat sich Schiedsrichter Manuel Gräfe verletzt. Marcel Neuer rief mich damals schon an und meinte zu mir: Stell` Dein Bier an die Seite und komme zu uns herunter. Manuel Gräfe konnte dann aber doch weitermachen. Ich wusste beim Spiel gegen Hoffenheim sofort, was Marcel wollte. Allerdings rechnet man mit so etwas nicht. Man geht nicht mit dem Gedanken ins Stadion, dass man so einen Anruf bekommt.

Zwischen Anruf, dem Gang Richtung Kabinenbereich, Umziehen und dem Einspringen als vierter Offizieller blieben nur wenige Minuten. Gab es eine Einweisung für Sie?

Tendyck: Ja, aber ich habe aufgrund der Kürze der Zeit nur das Nötigste mit auf den Weg bekommen. 2011 habe ich das Abschiedsspiel vom früheren Schalke-Profi Marcelo Bordon in der Arena gepfiffen. Außerdem stand ich beim Eurofighter-Spiel als Assistent an der Seitenlinie, von daher war es nicht ganz so neu, da im Innenraum zu sein. Aber die elektronische Tafel, die man als vierter Offizieller bedient, war neu für mich. Die kannte ich noch nicht. Die Bedienung musste mir kurz erklärt werden.

Was passierte nach dem Spiel?

Tendyck: Ich war mit in der Schiedsrichter-Kabine. Nach ein paar Minuten kam auch Robert Schröder, der sich einen Bänderriss zugezogen hatte und im Krankenhaus behandelt wurde, in die Kabine. Zwischen uns Schiedsrichtern geht es sehr kollegial zu, da gibt es keine Distanz.

Wenn Sie als Fan in der Kurve stehen, schauen Sie dann eher auf die Leistung der Schalker Mannschaft oder doch mehr auf das Auftreten des Schiedsrichter-Teams?

Tendyck: Wenn ich mir Spiele im Fernsehen anschaue, dann achte ich mehr auf die Schiedsrichter. Das bringt meine Tätigkeit als Unparteiischer einfach so mit sich. Wenn ich ein Spiel live im Stadion sehe, dann achte ich auf meine Mannschaft und die Schiedsrichter. Ich pfeife seit 18 Jahren. Das kriegt man dann nicht mehr raus.

Sie vor zehn Jahren mal in der Junioren-Bundesliga Spiele geleitet. Gab es nie Ambitionen für Sie, auch im Senioren-Bereich über die Oberliga hinaus aufzusteigen?

Tendyck: Doch, aber man muss dann einfach auch einsehen, dass nicht jeder bis in die Bundesliga hochkommen kann. Mittlerweile bin ich 33 Jahre alt. Da geht ein Aufstieg nach ganz oben auch aus Altersgründen nicht mehr. Aber in der Oberliga Spiele zu leiten, das ist für mich auch eine schöne Sache.

Was denken Sie bei diskussionswürdigen Entscheidungen, die Sie als S04-Fan in der Nordkurve miterleben?

Tendyck: Ich denke dann: Das, was da gerade entschieden wurde, wird schon seine Richtigkeit haben. Die Leute, die mit mir ins Stadion gehen, fragen dann schon mal, wie ich die eine oder andere Situation bewerte. Ich erkläre ihnen das dann und kann so oft zum Verständnis beitragen. Zwischendurch bekomme ich auch mal Nachrichten auf mein Handy, wenn es strittige Entscheidungen gab.

Schalke hat sich durch den 2:1-Sieg über Hoffenheim wieder beim Kampf ums internationale Geschäft zurückgemeldet. Was trauen Sie den Königsblauen in dieser Saison zu?

Tendyck: Es ist alles eng beisammen an der Tabellenspitze. Ich sehe bis auf Bayern München keine Mannschaft, die über lange Zeit konstant ist. Bis zum Ende ist alles offen. Ich denke, dass Schalke auf einem Europa League-Platz landet.