- Ein „Abend unter Schalkern“ mit U19-Trainer Elgert
- Der 61-Jährige erzählt von seiner Arbeit und von seiner Zeit als S04-Profi
- Lob von Fährmann
Gelsenkirchen.
Der „Abend unter Schalkern“ wurde ein langer Abend. Fast zweieinhalb Stunden nahm sich der Mann, der die Bühne des Medienzentrums der Arena um genau 19.04 Uhr betrat, Zeit. Norbert Elgert, Schalkes erfolgreicher A-Jugend-Trainer, der seit Jahren zu den besten Ausbildern Europas zählt, hätte vermutlich sogar noch mehr erzählen können.
„Ich bin auf Kohle geboren und mit Emscherwasser getauft“, hatte Elgert mal gesagt. Dieses Zitat schmückte Poster, auf denen Bilder von Elgerts Stationen abgebildet waren. 1975 kam er als Spieler nach Schalke, seit 1996 ist er Trainer der U19 – mit einer kurzen Unterbrechung, als der heute 60-Jährige von Juli 2002 bis März 2003 Assistent von Cheftrainer Frank Neubarth bei den Profis war. „Ich bin stolz darauf, einer von Euch zu sein“, rief Elgert den rund 150 Besuchern zu.
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Der gesamte Trainer- und Betreuerstab der Schalker U19 hatte in der ersten Reihe Platz genommen. Auch Elgerts Ehefrau Cornelia war da, über sie sagte ihr Mann: „Ohne Conni wäre ich nur ein armer Hund ohne Halsband.“ Elgert sprach nicht nur über Talente, Titel und Triumphe, sondern auch über die Zeit, in der Tränen flossen. Der ehemalige Stürmer war schon Profi, als sein Hausarzt einen Nierenschaden feststellte. Elgert musste sogar damit rechnen, eine Niere zu verlieren. „Eigentlich war meine Zeit schon vorbei“, sagte er.
Als der Operateur das Wort Profifußball hörte, habe er abgewunken. Elgert verlor sein Ziel aber nicht aus den Augen und kämpfte sich zurück in die Bundesliga. „Ich war nie so gesund wie andere, aber durch Einstellung und viel Willen kann man vieles schaffen“, sagte er. Ein Motto, das er seinen jungen Spielern seit 1996 bedingungslos vorlebt. Für mehr als 80 Spieler, die durch seine Schule gingen, hat sich der Traum vom Profifußball erfüllt.
Elgert berichtete von seinem ersten Einsatz als Profi, von der Ansage, die ihm Helmut Kremers machte, weil er den Ball beim Spiel in Hamburg aufs Tor schoss, statt ihn abzuspielen: „Wenn du noch einmal meinen Bruder übersiehst, wenn der besser steht als du, war das dein letztes Spiel!“
Zwölf Tore in 57 Bundesligaspielen
Auf Bildschirmen wurden einige Tore Elgerts gezeigt – in 57 Bundesligaspielen gelangen ihm immerhin zwölf Treffer. Sein Kommentar: „Ich freue mich, dass meine Tochter Jenny hier ist, die jetzt endlich glaubt, dass Papa Bundesliga gespielt hat.“
Als danach eine Auswahl von Geburtstagswünschen über die Leinwand lief, die Elgert im Januar zu seinem 60. Geburtstag per Videobotschaft erreicht haben, hatten einige Besucher Tränen in den Augen. Leroy Sanè, Mesut Özil, Benedikt Höwedes, Manuel Neuer, Julian Draxler und Co. — sie alle hatten ihrem alten Trainer etwas zu sagen: „Danke, dass Sie uns den Weg in den Profifußball geebnet haben.“
Dabei betonten viele, dass sie von Elgert menschlich mindestens genauso viel wie sportlich gelernt haben. Norbert Elgert musste tief Luft holen, bevor er sagte: „Das berührt mich sehr. Ich möchte aber betonen, dass die Knappenschmiede keine Norbert-Elgert-Show ist. Wir haben viele herausragende Mitarbeiter. Ich freue mich, dass ich ein Mosaikstein davon sein kann.“
Dann betrat ein alter Bekannter den Raum: Ralf Fährmann, der extra Termine verschoben hatte. Norbert Elgert wusste nichts vom Überraschungsbesuch. Der Kapitän der Profimannschaft sagte: „Egal, mit wem ich über Norbert Elgert rede. Jeder spricht einfach nur vom Trainer. Egal, ob er vor drei, fünf oder zehn Jahren bei ihm gespielt hat. Der wahre Trainer ist einfach Norbert Elgert.“ Fährmann war 15 Jahre alt, als er aus seiner Heimat Chemnitz nach Schalke wechselte.
Fährmann erzählte außerdem davon, dass er in der A-Jugend „frisurentechnisch mal etwas ausprobieren wollte“ und sich ein Tribal ins Haar rasieren ließ. Wem das gar nicht gefiel, war sein Trainer. „Der Trainer hat gesagt, dass ich lieber durch Leistung auffallen soll als durch meine Haare“, sagte Fährmann und ergänzte: „Am nächsten Tag waren die Haare zwei Millimeter kurz. Wenn der Trainer das sagt, wird das gemacht.“
Einen Vergleich zwischen Norbert Elgert, mit dem Fährmann 2006 die Deutsche A-Jugend-Meisterschaft feierte, und Domenico Tedesco, wollte er nicht anstellen: „Gute Trainer zu vergleichen, das ist schwierig. Das ist wie mit Äpfel und Birnen. Beides schmeckt gut, aber halt unterschiedlich.“