- Hans-Jörg „Rudi“ Reichl ist im Alter von nur 51 Jahren verstorben.
- Schalke trauert um einen seiner treuesten Fans.
- Der Chef vom Bosch-Bus war für viele Knappen-Fans ein Vorbild.
Gelsenkirchen.
Fast 1600 Auswärtsspiele des FC Schalke 04 hat er gesehen, ein Heimspiel hat er seit 36 Jahren nicht mehr verpasst, fast 70 Mal hat er seinen S04 sogar in ein Trainingslager begleitet. Die schon gebuchte Reise im Juli nach China wird Hans-Jörg Reichl, den ganz Schalke nur „Rudi“ nannte, nicht mehr antreten. Rudi ist am Dienstag plötzlich und unerwartet verstorben, er wurde nur 51 Jahre alt.
Die Nachricht verbreitete sich unter den Schalker Fans rasend schnell. Der Schalker Fan-Club Verband veröffentlichte einen kurzen Nachruf auf seiner Facebook-Seite und es dauerte nicht lange, bis sich viele, viele Schalker Fans meldeten, um ihr Mitgefühl zum Ausdruck zu bringen. „Schalke ohne Rudi – nicht vorstellbar!“, schrieb einer. Finanzvorstand Peter Peters nannte ihn eine „gute alte Schalker Seele.“
Rudi, der Mann, der auf der Johannastraße im Gelsenkirchener Stadtteil Horst geboren wurde, der Jahrzehnte als Kumpel auf der Zeche Prosper-Haniel in Bottrop malocht hat, war für viele Schalker ein Vorbild. Hilfsbereitschaft, Freundschaft, Aufrichtigkeit, das war ihm wichtig, das lebte er vor.
Rudi war der Reiseleiter
Auch Bodenständigkeit zeichnete Rudi aus. In Zeiten ausufernden Erfolgsdrucks verwies er auf die aus seiner Sicht größte Leistung seines Vereins, seit 1991 ununterbrochen in der 1. Bundesliga zu spielen. „Alles über dem Strich ist Bonus“, sagte Rudi mit einem Augenzwinkern, als die WAZ vor zwei Jahren über das Leben und die Leidenschaft des Schalker Fanoriginals berichtete.
Seit 1988 organisierte Rudi Auswärtstouren mit dem Bosch-Bus. Kein Ziel war ihm zu weit. 1743 Kilometer zum Spiel gegen Liepajas Metalurgs nach Lettland? Kein Problem, 22 Stunden hin, 24 Stunden zurück. Fliegen war ohnehin nicht so Rudis Ding. Sein Stammplatz im Bosch-Bus war der neben dem Fahrer, der an der Tür, der Platz des Reiseleiters. Wie passend.
Wer mit Rudi und seinem Bus von Spiel zu Spiel fuhr, der stand auch mal gerne im Stau – nur weil es dann etwas länger dauerte, weil die Touren so viel Spaß machten. Wer mit Rudi und seinem Bus unterwegs war, der erzählte auf dem Busparkplatz gerne, dass er mit dem Bosch-Bus da war. Denn Bosch-Bus-Fahrer zu sein, hieß, ein Freund von Rudi gewesen zu sein.
Fast immer dabei war seine Ehefrau Claudia. Und wenn auch Tochter Mandy noch mitfuhr, hatte Rudi alles, was er brauchte, um glücklich zu sein. Seine Familie, seine Freunde und Schalke.
Ende August wird der Bosch-Bus in seine 29. Saison rollen. Vom Vereinslokal Bosch an der Glückaufkampfbahn, so wie immer. Der Platz neben dem Busfahrer wird zum ersten Mal nicht besetzt sein. Fahrten ohne ihren Reiseleiter, die so viele Schalke-Fans so unendlich traurig machen. Das Motto, das Rudi dem Bosch-Bus einst gab, wird aber bleiben: „Ein Leben lang unterwegs für den S04.“