Veröffentlicht inS04

Der Tag, an dem es Andy Möller in Dortmund allen zeigte

Der Tag, an dem es Andy Möller in Dortmund allen zeigte

Schalke Derby.jpg
Foto: imago

Dortmund. 

In ganz Dortmund gab es keine Papiertaschentücher mehr. Die hatten die schwarz-gelben Anhänger alle mit ins Stadion gebracht, um so Andy Möller zu begrüßen. Jahrelang war Möller von den Schalker Fans als „Heulsuse” verspottet worden, und nach dessen spektakulärem Seitenwechsel zur Saison 2000/2001 wollten die Dortmunder den Spieß umdrehen. Klappte nicht so ganz: Am Ende brauchten die Menschen in Schwarz-Gelb die Taschentücher, um ihre eigenen Tränen zu trocknen.

Der 23. September 2000 war der vielleicht spektakulärste Tag in der Derby-Geschichte seit dem Schalker Wiederaufstieg. Und es war der Tag des Andreas Möller, obwohl der beim 4:0 der Königsblauen in der Nachbarstadt gar kein Tor schoss. Diesen Job übernahmen andere: Jörg Böhme verwandelte in der 39. Minute einen Foulelfmeter, Emile Mpenza legte in der 45. Minute das 2:0 nach. Jörg Heinrich ließ sich mit einem Eigentor zum 3:0 auch nicht lumpen (60.), ehe Ebbe Sand die Schalker Herzen im Derby-Takt ganz hoch schlagen ließ. Jens Lehmann, der andere prominente Seitenwechsler zu dieser Zeit, stand im falschen Tor. Andy Möller aber führte die Sieger an, er lenkte das Spiel. Es war sein erstes als Schalker in seinem ehemaligen Stadion, wo sie ihn nun als „Verräter” begrüßten.

Schalkes Fans hatten Andy Möller im Sommer alles andere als schnell ins Herz geschlossen. Einmal rüttelten sie so kräftig am Mannschaftsbus, dass dieser wackelte – ein Protest, weil Möller drin saß. Aber es nötigte ihnen dann doch Respekt ab, wie mutig sich das ehemalige Feindbild auf Schalke stellte. Und welche Leistungen Möller bot. „Andy, das Kampfschwein”, stand beim Derby auf einem Transparent im Schalker Fan-Block – muss man mehr sagen?

Keine Heulsuse

Nach dem Spiel, als alle Schalker Spieler schon in der Kabine verschwunden waren, stand Möller noch ganz allein vor den Schalker Fans. Mit seinem Wechsel wollte er sich „beweisen”, hatte er immer gesagt – er wollte zeigen, dass er eben doch den harten Weg gehen kann und keine „Heulsuse” ist. An diesem Tag hatte er es geschafft.