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Das versprechen die vier Schalker Aufsichtsratskandidaten

Das versprechen die vier Schalker Aufsichtsratskandidaten

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Foto: Karsten Rabas

Gelsenkirchen. 

Die Schlammschlachten in der Emscher-Lippe-Halle, wie sie früher oft genannt wurden, gehören längst der Vergangenheit an. Die Jahreshauptversammlung des FC Schalke 04 läuft mittlerweile gesittet und friedlich in der Veltins-Arena ab. Das wird wohl auch am Sonntag wieder so sein, wenn der Verein ab 10 Uhr (Beginn: 12.30 Uhr) seine Mitglieder zur Vollversammlung einlädt.

Gerade nach der erfolgreichen vergangenen Saison wird diese JHV wohl erneut friedlich ablaufen. Und auch die alljährliche Neubesetzung von zwei Posten, für die sich vier Kandidaten zur Wahl stellen, bietet kein Potenzial für eine Schlammschlacht. Ein bisschen Würze besitzt diese Wahl trotzdem. Denn mit Huub Stevens ist einer der vier Kandidaten eine Schalker Legende, der Trainer der königsblauen Jahrhundertelf. Neben dem „Knurrer aus Kerkrade“ stellen sich Ilona Caroli, Moritz Dörnemann und der bereits im Aufsichtsrat sitzende Thomas Wiese zur Wahl.

Einig sind sich die vier Kandidaten beim Thema Ausgliederung. Die steht nämlich bei keinem zur Debatte. Trotz aller Entwicklungen im Profifußball. „Klipp und klar: Nein!“, sagt Huub Stevens zur Ausgliederung. „Was gut ist, ist gut und soll so bleiben.“ Auch Ilona Caroli lehnt die Ausgliederung der Profiabteilung aus dem eingetragenen Verein „zum heutigen Standpunkt grundsätzlich“ ab. Das sei eine Schwächung der Mitglieder. Für Moritz Dörnemann sei es gar nicht die Frage, „ob wir ausgliedern wollen. Wir müssen verhindern, dass wir ausgliedern müssen.“ Und auch Thomas Wiese steht für den e.V. ein. „Egal, was da kommen mag, meine Position wird nie vom e.V. abweichen.“

Bei anderen Themen gibt es größere Differenzen. Die WAZ hat sich die Positionen der vier Aufsichtsrat-Kandidaten angeschaut.

Ilona Caroli

Die 74-Jährige möchte als erste Frau in den Schalker Aufsichtsrat einziehen. Nachdem das Frauen-Verbot im Fußball in Deutschland aufgehoben wurde, war sie eine der ersten Schiedsrichterinnen des Landes. Und auch im Aufsichtsrat möchte sie für mehr Ausgeglichenheit zwischen den Geschlechtern sorgen. „Ein Drittel aller Schalker sind Frauen. Es wird Zeit, dass die auch mal in Gremien aktiv werden. Vielleicht bin ich da ja so eine Art Türöffner“, sagt sie.

Außerdem will Caroli für Kontinuität in der Entwicklung sorgen, hätte sich gewünscht, dass Schalke als großer Verein bei der Diskussion um 50+1 weiter nach vorne geprescht wäre und eine eindeutige Position bezogen hätte.

Ein wichtiges Thema sei auch die Finanzierung. „Da macht Alexander Jobst einen guten Job. Ich finde diese Sachen mit China und eSport gut, denn sie bringen uns Geld. Und dadurch, dass wir Sponsoren in China gewinnen, werden wir dort auch wieder für andere Partner interessant.“ Mit diesem Geld sei es dann wichtig, Werte zu schaffen, wie zum Beispiel den Umbau des Vereinsgeländes auf dem Berger Feld. Ein Wert der Schalker sind sicherlich auch die Fans der Königsblauen. Fanpolitik sei für Caroli ein wichtiges Thema, „ein permanentes. Aber es wird ja auch immer schwieriger. Gerade die Zersplitterung der Spieltage hat mich total geärgert.“

Moritz Dörnemann

Der 36 Jahre alte Moritz Dörnemann kommt aus Gelsenkirchen, ist in Buer aufgewachsen. Mittlerweile wohnt er in Frankfurt, arbeitet in einer Führungsposition bei der Deutschen Bank. Hier sieht Dörnemann auch seine Stärke, die er in den Aufsichtsrat einbringen kann. „Gerade als e.V. ist das Thema Finanzierung sehr wichtig. Da kenne ich mich ja ganz gut aus“, sagt er mit einem leichten Lächeln.

Er habe schon länger darüber nachgedacht, sich in einem Gremium des S04 zu engagieren. „Aber jetzt ist der Punkt gekommen, an dem ich sagen kann: Ich kann etwas mit einbringen.“ Dass er mit seinen 36 Jahren den Altersdurchschnitt im Aufsichtsrat ordentlich senken würde, sieht er nicht als Problem. „Ich weiß nicht, inwiefern das Alter etwas damit zu tun hat. Wir haben ja einen Trainer, der noch jünger ist. Vielleicht ist das auch ganz gut, mal einen jüngeren Blick in dieses Gremium mit einzubringen.“

Wichtig ist Dörnemann, wie den anderen drei Kandidaten auch, dass Schalke unabhängig vom sportlichen Erfolg bleibt. „Durch höhere Gehälter oder auch Kredite, die wir für unsere Infrastruktur aufnehmen, machen wir uns abhängig von anderen. Wir müssen ganz genau gucken, was wir uns erlauben können.“

Huub Stevens

Der 64-Jährige kann sich seine Vorstellung wahrscheinlich sparen, Stevens ist auf Schalke eine Legende. Das allein qualifiziert ihn aber natürlich nicht für eine Position im Aufsichtsrat. „Ich glaube, dass es gut für den Verein ist, wenn auch jemand mit Fußballkompetenz im Aufsichtsrat sitzt“, sagt Stevens. Die bringt er ohne Zweifel mit.

Aber nicht nur die sportliche Seite, auch die Finanzen liegen Stevens am Herzen. Wobei die beiden Themen laut des Niederländers eng verknüpft sind. Denn um Geld zu generieren, müsse man „flexibel und kreativ in der Jugendarbeit und im Scouting“ sein. Stevens legt viel Wert auf die Knappenschmiede, sie ist das Schalker Pfund. „Ich habe die beiden Spiele von unserer U19 im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft gegen Hoffenheim gesehen.“ Da seien drei, vier Spieler dabei gewesen, die in der Zukunft noch eine große Rolle bei Schalke spielen können. „Und das ist alles Kapital“, zieht Stevens die Verbindung zur Finanzierung.

Thomas Wiese

Der 51 Jahre alte Thomas Wiese ist der einzige Kandidat, der bereits im Aufsichtsrat sitzt. Vor drei Jahren wurde er das erste Mal in dieses Gremium gewählt. „Ich für meinen Teil bin zufrieden mit meiner Arbeit in den drei Jahren im Aufsichtsrat“, sagt er. Wiese galt als Opposition im Aufsichtsrat, „deswegen wurde ich gewählt. Wenn neun Leute ja sagen, bin ich nicht einfach der zehnte. Wichtig ist, dass man sich die Meinung geigt, aber das muss intern bleiben.“

Ein wichtiges Thema sind für Wiese auch die aktiven Fans. „Ich habe auch große Sympathien für die Ultras. Über die wird ja oft schlecht berichtet. Natürlich ist nicht alles immer Sonnenschein, aber so darf es auch nicht sein. Wir brauchen auch gegensätzliche Meinungen.“