Gelsenkirchen.
Björn Freitag brennt gleich in doppelter Hinsicht für Schalke: Der prominente Sternekoch aus Dorsten kümmert sich unter der Woche und bei Heimspielen um das leibliche Wohl der Profis. Seit seiner Kindheit ist der 44-Jährige glühender Schalke-Fan. Im Interview verrät er, was auf Schalke verboten ist, welches Horror-Erlebnis er in Spanien hatte und warum er sich über Worte von Trainer Domenico Tedesco besonders freut.
Seit wann bekochen Sie mit Ihrem Team die Schalke-Stars?
Björn Freitag: Wir kochen seit 2010 für Schalke. Der damalige Co-Trainer Seppo Eichkorn hatte zu der Zeit eine Wohnung in Dorsten gefunden, ist dann mal hier um die Häuser gezogen und meinte: Mensch, wir hätten gerne einen Mannschaftskoch. Dann gab es ein Casting. Es hatten sich mehrere Köche beworben. Und die Wahl ist dann auf mich gefallen.
Wie sieht für Sie der Tagesablauf auf Schalke aus?
Freitag: Wir bereiten täglich gegen 12 Uhr das Mittagessen für die Spieler vor. Es ist mittlerweile etwas lockerer geworden, was die Zeit angeht. Es besteht nicht die Pflicht, um Punkt 12 beim Essen zu sein. Die Profis können vorher auch noch in die Sauna oder zum Physiotherapeuten gehen. Wir haben das Essen eineinhalb Stunden stehen. Die Spieler können sich in diesem Zeitraum bedienen, wie sie es wollen.
An den Spieltagen bereiten Sie im Blauen Salon der Arena Speisen für Profis, Spielerfrauen, Trainerstab und Verantwortliche vor.
Freitag: Die Intention ist, ganz gleich, ob man gewonnen oder verloren hat, dass die Spieler sich noch einmal sehen, dass die Familien sich untereinander kennenlernen. Das ist immer eine sehr nette Atmosphäre.
Stimmen Sie im Wochenverlauf vieles mit Trainer Domenico Tedesco ab?
Freitag: Domenico ist ein Typ, der sich sehr damit beschäftigt und dem es nicht egal ist, was seine Spieler essen. Wir wissen ja: Italiener sind auch Genussmenschen. Domenico ist ein Mensch, der absolut genießen kann. Ihm braucht man keinen Mist vorzusetzen. Da gibt es sicherlich Trainer, die andere Dinge akzeptieren würden.
Wie wirkt Domenico Tedesco, der als Nobody aus Aue nach Schalke kam und das Team auf Platz zwei geführt hat, auf Sie?
Freitag: Domenico ist 32 Jahre alt. Ich konnte das am Anfang gar nicht glauben. Er war sofort sehr aufgeklärt über Schalke, hat sich alle Namen gemerkt und ist sehr interessiert an allem. Wir bekommen sehr viel Lob von ihm. Man fühlt sich nicht nur geschmeichelt, sondern sehr eingebunden. Das motiviert unheimlich.
Gibt es Speisen, die auf Schalke komplett verboten sind?
Freitag: Es gibt keine Verbotslisten, aber eben manches, das unerwünscht ist. Dazu gehören Schweinefleisch, fettes Fleisch und Fisch, der zu hoch mit Schwertmetallen belastet ist. Und natürlich Zucker. Es gibt im Prinzip keinen guten Zucker. Wenn jemand denkt, Fructose wäre gut: Das ist das Allerschlimmste.
Bekochen Sie die Schalker auch im Trainingslager?
Freitag: Ich war anfangs im Trainingslager dabei, mittlerweile aber nicht mehr. Schalke ist in Hotels, die fußballaffin sind, die schon Mannschaften beherbergt haben und die nach den abgesprochenen Plänen kochen. Vor sieben Jahren war ich mal mit in Spanien. Da hatten wir wirklich eine schlimme Küche, obwohl es ein Fünf-Sterne-Hotel war. Da hat der Küchenchef morgens einen Eimer Joghurt aufgemacht. Der war voller Schimmel. Da hat er einen Spachtel genommen, den Schimmel abgekratzt und gesagt: Der geht doch noch. Da hatte er natürlich genau den Richtigen erwischt. Den Joghurt gab es danach natürlich nicht für die Spieler. Aber dieses Erlebnis war die Ausnahme.
Gilt das Schalker Malocher-Image für Sie auch bei der Zubereitung von Speisen?
Freitag: Jeder muss sich mit dem Verein identifizieren. Der Fan, der sich von seinem wenigen Geld die Eintrittskarte abspart, oder der Edelfan, der im Bentley zum Spiel kommt. Trüffel und Kaviar gehören nicht zu Schalke. Ich stehe für Bodenständigkeit und bin mehr für die heimatliche Küche.
Wie würden Sie Schalkes bisherige Saisonleistung bewerten: Hausmannskost oder gehobene Küche?
Freitag: Auch, wenn es vielleicht nicht in jedem Spiel gelingt: Ich würde Schalke schon einen Stern geben. Der Weg ist auf jeden Fall gut. Es macht einfach Spaß, der Mannschaft zuzusehen.