Ein großer Fußballer nimmt an diesem Samstag mit einem eigenen Spiel in der Arena Abschied von Schalke. Viele alte Weggefährten von Marcelo Bordon haben zugesagt. Es wird Tränen geben – und ein Spektakel zu Beginn.
Gelsenkirchen.
Und dann war da noch die Geschichte von dem Mann. Von dem Mann, der noch einen Wunsch hatte und Marcelo Bordon um ein spezielles Autogramm bat. Nicht wie sonst auf einem Foto, einem Blatt Papier oder einem Trikot sollte Bordon unterschreiben. Sondern auf dem kräftigen Oberarm des Mannes – als Vorlage für ein Tattoo. Für die Ewigkeit. „Ich muss diesen Mann finden“, hat Bordon später gesagt.
Marcelo Bordon erzählt diese Geschichte, weil sie zeigt, wie die Menschen hier im Ruhrgebiet mit ihrem Verein verbunden sind. Diese Liebe, diese Wärme und Herzlichkeit – das hat ihm immer gefallen. Aber diese Geschichte zeigt auch, wie sehr die Menschen ihn geliebt haben. Ihn, der über sechs Jahre lang für Schalke sehr viel gegeben hat. Der zwar nie eine Deutsche Meisterschaft gewonnen hat, aber dafür viele tausend Herzen der Fans. „Ich habe das Gefühl, dass ich ein Deutscher bin“, sagt der 35 Jahre alte Brasilianer, der ein Drittel seines Lebens hier verbracht hat. Erst fünf Jahre in Stuttgart, dann sechs auf Schalke. An diesem Samstag will er „Adeus“ sagen. Mit einem Abschiedsspiel in der Arena, wie es nur ganz wenige Fußballer bekommen.
Bis zum vergangenen Sommer war Marcelo Bordon ein Stück Schalke, und eigentlich ist er das immer noch – „wenn du Schalke verlässt“, erzählt er bei einem Redaktionsbesuch dieser Zeitung, „dann nimmst du das Logo im Herzen mit“. Im Sommer vor einem Jahr ist er gegangen. Als Felix Magath damals Christoph Metzelder für die Position des Abwehrchefs holte, war es besser für ihn, zu gehen. So direkt hat ihm das zwar Magath nicht ins Gesicht gesagt, aber Bordon hat es gespürt. Mit ihm und Magath sei es wie am unschönen Ende einer Ehe gewesen: „Wenn dich deine Frau nicht mehr will, würde sie auch nicht sagen, dass du gehen sollst. Sie würde sagen: Ich lieb dich nicht mehr.“
Magath stellte es damals so dar, als ob es der Herzenswunsch von Bordon gewesen wäre, in Katar noch einmal viel Geld zu verdienen. Aber so war es nicht. Sein Herz, das ist in Schalke geblieben. Nach einem halben Jahr gab er seinen Vertrag in der Wüste schon wieder zurück – „nach Schalke konnte nichts Gutes mehr kommen, da war alles egal“. Bordon ging lieber zurück nach Brasilien. Zu seiner Familie und vor allem zu seiner 66 Jahre alten Mutter, die seit vielen Jahren an Alzheimer leidet und ihn nicht mehr erkennt. Auch heute geht es ihr nicht besser, aber Bordon sagt: „Ihr Zustand ist stabil.“
In Brasilien hat er direkt am Strand ein Haus mit einem 9000 Quadratmeter großen Grundstück, nur 40 Kilometer von Sao Paulo entfernt. Dort ist Bordon glücklich mit seiner Familie, mit Ehefrau Janaina und den drei Kindern Julia (9), Filipe (6) und Ricardo (4). Die Kinder, die in Deutschland geboren sind, sollen jetzt ein normales Leben ohne Fußball führen, aber das ist schwer. Der kleine Filipe ist verrückt nach dem Ball und fragt immerzu, wann Training ist. Bordon will eigentlich nicht, dass Filipe Fußballer wird, denn „er könnte nie Filipe sein – er wäre immer nur der Sohn von Bordon“. Das macht es zwar schwer, wäre aber keine schlechte Empfehlung…
Marcelo Bordon hat mit dem Fußball im Moment nicht mehr viel zu tun. Außer an diesem Samstag, wenn sein Abschiedsspiel auf Schalke steigt. Viele alte Weggefährten haben ihre Teilnahme zugesagt, und auch der Fan, der sich sein Autogramm auf den Oberarm tätowieren ließ, ist eingeladen.
Es wird Tränen geben an diesem Abend, und ein großes Spektakel schon zu Beginn: Bordon wird auf einer Harley in die Arena fahren.