Die vergangenen Saisons waren für Julian Brandt nicht unbedingt einfach. Nach einem guten Start bei Borussia Dortmund folgte in den Corona-Saisons eine regelrechte Dürrephase, was die Leistungen des Nationalspielers angeht. Immer wieder galt der 26-Jährige deswegen als Verkaufskandidat.
In der bisherigen Saison lässt sich allerdings feststellen: Julian Brandt scheint die Kurve im BVB-Dress bekommen zu haben. Besonders in den Spielen, in denen Marco Reus fehlte, blühte der Mittelfeldspieler auf. Nun stellt sich die Frage: Muss Julian Brandt bei Borussia Dortmund auf der Reus-Position spielen?
Borussia Dortmund: Julian Brandt blüht auf
In der aktuellen Saison kommt Julian Brandt in der Bundesliga schon auf zehn Einsätze für den BVB. Die Ausbeute mit zwei Toren und zwei Torvorlagen erscheint da noch etwas dürftig. Besonders wenn man beachtet, dass Reus dieselbe Anzahl an Scorerpunkte in weniger Spielen gesammelt hat. Dennoch ist auffällig, dass der 26-Jährige in dieser Saison einen größeren Einfluss aufs Spiel nimmt als noch in der Vergangenheit – besonders auf der Reus-Position hinter der Spitze.
Vergleicht man die Statistiken (Quelle: fbref) von Brandt und Reus in dieser Saison fällt auf, dass der 26-Jährige im Vergleich zum Kapitän mehr Sprints (227 zu 208), mehr intensive Läufe (636 zu 565) und eine größere Laufdistanz (84km zu 76km) vorzuweisen hat. Und das alles, obwohl Brandt lediglich 20 Minuten mehr Spielzeit hat als Reus.
Aufgrund derselben Anzahl an Torbeteiligungen der beiden BVB-Stars bei ungefähr gleicher Spielzeit überrascht es nicht, dass die Zahl der zu erwartenden Tore und der zu erwartenden Assists gleich sind. Was viel überraschender ist: Julian Brandt, der in der Vergangenheit aufgrund seiner Anfälligkeit für Fehlpässe häufig kritisiert wurde, bringt mehr Bälle beim Mitspieler auf die kurze und lange Distanz an als sein Teamkollege.
Hier hängt Brandt Reus ab
Des Weiteren fällt auf, dass Brandt mehr Pässe bei einem Teamkollegen anbringt, die zu einem direkten Schuss führen als Reus (17 zu 9). Seitdem der 26-Jährige mehr im offensiven Zentrum unterwegs ist, ist diese Zahl sogar nochmals gestiegen. Ebenfalls vorne liegt Brandt bei den Pässen in den Strafraum.
Zusätzlich sorgt der 26-Jährige für durchschnittlich eine schusserzeugende Aktion mehr pro Spiel als Reus – besonders seitdem er in zentraler Position auflaufen darf. Somit lässt sich festhalten, dass Brandt gerade seitdem er auf seiner Lieblingsposition spielt, mehr in die Offensive eingebunden ist und dort bessere Leistungen vollbringt als sein Teamkollege.
Borussia Dortmund: Brandt vollzieht mehr Defensivarbeit
Beachtet werden muss allerdings auch die Tatsache, dass Reus viel mehr Defensivarbeit vollrichtet als Brandt. Dies zeigt sich zum Beispiel an den Pressingaktionen, die der Kapitän häufiger durchführt als sein Mitspieler. Gerade dieser Punkt veranschaulicht immer noch, warum Reus für die Dortmunder-Mannschaft so wichtig ist.
Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass die Pressingaktionen von Brandt durchschnittlich erfolgreicher sind als die von Reus sowie, dass der ehemalige Leverkusener mehr Bälle blockt und abfängt als der 33-Jährige. Ebenfalls gewinnt der 26-Jährige mehr Bälle zurück als sein Teamkollege. Interessant ist außerdem, dass Brandt 84 Prozent der Bälle auf ihn weiterverarbeiten kann, während es bei Reus nur 76 Prozent sind.
Borussia Dortmund: Verbannt Terzic Reus für Brandt auf die Bank?
Die Chance, dass Terzic seinen Kapitän für Brandt nun auf die Bank verbannt, ist durchaus gering. Immerhin liegen die beiden Spieler gerade, was die Offensivwerte angeht, nicht sehr weit auseinander. In den Defensivwerten führt hingegen Reus knapp vor Brandt. Des Weiteren haben beide in dieser Saison schon unter Beweis gestellt, wie gut sie auf dem Platz harmonieren und sich so gegenseitig mit Torvorlagen gefüttert.
Anstatt künftig nur mit einem von beiden aufzulaufen, sollte Terzic darüber nachdenken, mit beiden Akteuren auf dem Rasen in die Spiele zu gehen. In seiner Vergangenheit spielte der Kapitän der Dortmunder häufiger auf den Flügelpositionen und erzielte dort gute Leistungen – eine Möglichkeit, die Terzic in Betracht ziehen sollte.
Mehr News zu Borussia Dortmund: Brandt mit bitterer Offenbarung – „Dicke Säulen, wo wir echt aufpassen müssen“
Ebenso sollte der BVB-Coach darüber nachdenken, ob es nicht sinnvoll wäre, mit Reus und Brandt in zentraler Position aufzulaufen. Brandt könnte so den etwas offensiveren Part übernehmen und Reus den Defensiveren. Diese Konstellation könnte gleichzeitig auch Jude Bellingham entlasten und gegen tiefstehende Gegner zum Erfolg führen. Eine 4-1-2-3 Formation mit entweder Reus auf der Position des Achters und Brandt auf der Zehnerposition oder Bellingham auf die Achterposition, Brandt auf der Zehn und Reus auf den Flügel zu stellen, könnten für die Zukunft vielversprechende Erfolgsmodelle sein. Ob Terzic diesen Schritt gehen wird, wird sich zeigen. Fest steht allerdings, dass Julian Brandt leistungstechnisch in dieser Saison eine 180-Grad-Wende hingelegt hat.
Noch mehr Statistiken: