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Paradies unter Wasser – Taucherurlaub auf den Molukken

Paradies unter Wasser – Taucherurlaub auf den Molukken

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Auf den indonesichen Molukken kommen Tauchfreunde im Urlaub auf ihre Kosten. Denn die Inselgruppe im Pazifik gilt als das mit der höchsten Biodiversität im Meer weltweit. Hier können Taucher unterschiedliche Nacktschnecken und Geisterpfeifenfische unter Wasser entdecken.

Ambon. 

Rund 75 Stunden nach dem Aufbruch in Deutschland und einem Zwischenstopp in Manado setzt die indonesische Fluggesellschaft „Lion Air“ etwas holprig aber sicher auf dem „internationalen“ Flughafen von Ambon auf. Vor dem Verlassen der Maschine wird es skurril. „Das Mitnehmen der Rettungswesten ist eine Straftat. Es könnte sein, dass das Handgepäck im Terminal von Security-Kräften untersucht wird“, verkündet die nette Stewardess. Auf den Inseln, wo der Pfeffer wächst, ticken nicht nur die Uhren anders, sondern scheinbar auch die Fluggäste.

Die Molukken, jene ferne Inselgruppe im Pazifik, sind nicht einfach zu erreichen. Touristen, die das gut restaurierte holländische Fort Amsterdam nördlich der Hauptstadt Ambon besuchen wollen, trifft man eher selten. Auch auf dem quirligen Markt „Gotong Royong“ in der Inselhauptstadt schlendern keine Ausländer zwischen den Obst-, Gewürz- und T-Shirt-Auslagen.

Höchsten Biodiversität im Meer weltweit

Ausgewiesene Tauchfreunde nehmen die Strapazen der langen Anreise hingegen immer häufiger in Kauf. Das Gebiet im Dreieck zwischen Papua Neuguinea, Sulawesi und Ost-Timor gilt als das mit der höchsten Biodiversität im Meer weltweit. Der Psychodelic Frog ist hier endemisch, der Ambon Scorpion war es einst, bevor er seine Reise in die Lembeh Strait und Richtung Philippinen angetreten hat.

Die ersten, meist von Europäern geführten Tauchresorts, haben sich in der Bay von Ambon und auf den kleineren Inseln drumherum angesiedelt. Gebucht werden sie von „Tauchverrückten“, Menschen wie dem 40-jährigen Phillippe, der mit großer Kamera die kleinen Lebewesen unter Wasser aufspüren will. „Ich habe im Leben noch nicht so viele unterschiedliche Nacktschnecken bei einem Tauchgang gesehen“, strahlt er. Um seine Aussage zu belegen, zückt er das Laptop und zeigt die Ausbeute des letzten Tages. Im dunklen Sand der Bay erstrahlen winzige knallbunte Tierchen. Die Natur bringt hier Kreaturen hervor, an denen so mancher Modedesigner aufgrund ihrer poppigen Farbenvielfalt seine helle Freude hätte.

Bonsai-Anglerfische, gerade mal so groß wie ein Fingernagel, hat Philippe abgelichtet. Geisterpfeifenfische, rote, gelbe, weiße Fetzenfische – eine Art filigranes Seepferdchen, das Kopfüber seine Beute sucht, ebenfalls. Und natürlich Oktopoden. Nicht so simple Exemplare wie Paul, die Krake, das WM-Orakel aus Oberhausen. Philippe hat den hochgiftigen Blauring aufgespürt, und einen Mimikri entdeckt, der eine Flunder imitieren kann.

Zahlreiche Resorts unterschiedlichster Preisklassen

Unter Wasser gilt Ambon als „Critter-Paradies“. Genau wie die knapp zwei Flugstunden entfernte Lembeh Strait in Nordsulawesi. Im Gegensatz zu den Molukken ist sie allerdings schon lange kein Geheimtipp mehr.

Entlang der Straße von Lembeh, die das „Festland“ Nordsulawesis von der vorgelagerten, in Sichtweite liegenden gleichnamigen Insel trennt, haben sich zahlreiche Resorts unterschiedlichster Preisklassen angesiedelt. Sämtliche Tauchplätze werden in kurzen Bootsausfahrten angefahren. Burkhard aus Viersen gehört zu den Wiederholungstätern.

Die fotografische Ausbeute ist gigantisch

Er und seine Frau Chris können ihre Ausflüge in die Lembeh gar nicht mehr zählen. „Obwohl wir jeden Tauchplatz kennen, finden wir bei jedem Urlaub neue Motive“, berichtet er. Die fotografische Ausbeute ist auch bei Frank aus Gelsenkirchen gigantisch: bunte Garnelen, Schaukel- oder Geisterpfeifenfetzenfische. Die Küste Manados sollte eigentlich nicht sein vorrangiges Reiseziel werden. Wer Großfische sucht, ist hier falsch. Wer sich jedoch für Kleinzeug begeistern kann, wie Frank, kommt hier auf seine Kosten.

Frank zieht es schnell wieder ins Meer. An einen der spektakulärsten Tauchplätze, dem „Magic Rock“: Nach dem Abtauchen im Blauwasser trifft er mit seinem indonesischen Guide in etwa 33 Metern Tiefe auf ein Plateau. Hier haben es sich Coleman-Shrimps auf ihrem Seestern gemütlich gemacht, auf Pitschenkorallen sitzen Partnergarnelen und Spinnenkrabben. Neben einem Federstern schweben Harlekinfische.

Ein Abstecherin die Bergwelt

Wer noch keinen Tiefenrausch hat und kein Nitrox taucht, darf noch eine Stufe tiefer und an der 40-Meter-Marke kratzen. Über eine Sandfläche mit einzelnen Korallenblöcken, reichlich Krabben, Bonsai-Sepien, Froggis oder Geistermuränen geht‘s anschließend gemütlich Richtung Ufer.

Auch wenn die Lembeh ein ausgesprochenes Tauchrevier ist, lohnt sich ein Abstecher in die Bergwelt Nordsulawesis. Auf dem Rückweg zum Flughafen in Manado ist dann ein Umweg durch den etwa 9000 Hektar großen Nationalpark am Hang des Mount Dua Saudara zu empfehlen. Hier trifft man mit etwas Glück die in Nordsulawesi einheimischen schwarzen Schopfaffen und Tarsier. Nur zehn Zentimeter groß, mit riesigen Kulleraugen, zählen sie zur kleinsten Primatenart der Welt.

Empfehlenswert ist auch ein Abstecher zu den Steingräbern der Minahasa. Bis ins späte 18. Jahrhundert beerdigten die Stammesmitglieder ihre Toten in Sarkophagen. Sie wurden in fötaler Stellung in die Grabsteine gesetzt. Häufig wurden Haushaltsgegenstände, Gold und Porzellan beigegeben. Bei Airmadidi bei Manado sind auf einem Friedhof 144 Warugas ausgestellt.