Die Polizei kommt dienstags, einen Geldautomaten gibt es erst seit kurzem. Keine Frage: Fejö und Femö fallen aus der Zeit
Velkommen til Femö, willkommen auf Femö, steht in großen Lettern auf dem Lagerschuppen im Hafen der kleinen Insel Femö. Doch wer dem Wirt des „Femö Kro“, des Inselgasthauses, erzählt, dass man eben erst mit der Fähre von der großen Insel Lolland herüber gekommen ist, wird von ihm ganz ernst angeschaut.
„Ja dann willkommen in Afrika“, sagt der Wirt, und man sieht, dass ihm der Schalk aus den Augen blitzt. Mit dieser Begrüßung kann kein Inelbesucher etwas anfangen, und so schaut man den Wirt fragend an. „Verstehen Sie“, sagt er, „die Insel hat genau den gleichen Umriss wie der Schwarze Kontinent. Deshalb sagen wir Insulaner gerne, wir leben hier in Afrika.“ Die dänischen Inseln Lolland, Falster, Seeland und Langeland liegen fast kreisförmig aneinander gereiht. Und mittendrin ein paar winzige Inseln, wie Femö. Selbst in detaillierten Reiseführern von Dänemark werden die Inseln nur selten einmal erwähnt, geschweige denn näher beschrieben. Und genau das macht die Idylle aus.
Die erleben Gäste besonders eindrucksvoll beim alten Gasthaus „FemöKro“, das seit 1659 geführt wird. Da sitzen sie im schattigen Gastgarten vor dem Haus und schauen über das Inselchen. Laut Inselkarte gibt es zwei Dörfer, Nörreby und Sönderby, doch das ist Theorie. Tatsächlich liegen die Höfe der Insel verstreut zwischen Wiesen und Feldern, Hecken und Mooren. Erkunden können die Besucher die Insel nur mit dem Fahrrad oder zu Fuß. Es sei denn, man hat denWagen mit dem Fährschiff mitkommen lassen. Doch Autofahren passt nicht zu dieser Idylle. Schmale Wege schlängeln sich zwischen Hecken und blühenden Wiesen hin, die Wegweiser sind oft von Blumen überwuchert. Heckenwege führen zur Kirche, die im 15. Jahrhundert gebaut wurde, und mit ihrem blendend weiß getünchten Mauerwerk und dem roten Dach ein weithin sichtbares Wahrzeichen von Femö ist. Und es lohnt, den Friedhofswärter ausfindig zu machen, der den Schlüssel für die Kirche besitzt, die in ihrem Inneren mit spätmittelalterlichen Fresken ausgemalt ist.
Autofahren passt nicht zu dieser InselIdylle
Von der Westküste Femös fällt der Blick auf eine andere, nur wenig größere Insel, Fejö, deren leuchtend weiße Kirche schon von weitem gut sichtbar ist. Mit einem Motorboot sind es nur ein paar Minuten von Femö nach Fejö. Oder man muss zurück nach Lolland und von dort das Fährschiff „Christine“ nehmen, das dieWelt da draußen mit Fejö verbindet. Im winzigen Touristenbüro, im alten Mühlenladen untergebracht, hat der Touristikchef alle Hände voll zu tun, die vielen Wünsche nach Ferienwohnungen zu erfüllen. Die Häuser von Vesterby und Østerby, der beiden Dörfchen der Insel, liegen entlang der einzigen Hauptstraße, auf der unter der Woche ein Linienbus pendelt, kostenlos übrigens.
Dienstags fährt kein Junge ohne Führerschein Moped
Ein besonderer Tag auf Fejö ist der Dienstag. Da kommt der Polizist von Lolland herüber, um auf der Insel nach dem Rechten zu sehen. Auf wunderbare Weise sind dann plötzlich die Traktoren der Bauern von der Inselstraße verschwunden, die sonst grundsätzlich ohne Kennzeichen fahren. Kein Jugendlicher ist mit einem frisierten Moped unterwegs – im Dänischen „Knallert“ genannt. Wenn dann am Spätnachmittag der „Politi” auf der „Christine“ wieder fort ist, kehrt auf Fejö wieder der Alltag ein. Dazu gehört das bilderbuchhafte Treiben im alten Jachthafen, auf der Bootswerft, wo seit Generationen die Tradition des Holzschiffsbaus lebt. Dazu gehört, wie auf Femö, der Inselkrug, der Kaufmannsladen, und die Tatsache, dass nur am Donnerstagnachmittag die Dänische Bank im Gemeindehaus Sprechstunde abhält. Erst seit ein paar Jahren gibt es auf Fejö überhaupt einen Geldautomaten. Und auch ein kleines Postamt hat inzwischen auf dieser winzigen „Insel der Glückseligen“ sein Heim.
Fejö ist eine Insel der gehobenen Aussteiger, die vor allem Kopenhagen den Rücken gekehrt haben. Einer von ihnen ist Kai Winter, der Touristikchef. Früher betrieb er eine Hemdenfabrik, seine Frau Anita war Lehrerin. Dann entdeckten sie Fejö, ein beliebtes Wochenendausflugsziel der Kopenhagener. Sie gaben ihre Berufe auf, kauften einen verfallenen Bauernhof und wandelten ihn in Ferienwohnungen um. Nicht nur, dass die Wohnungen groß und komfortabel sind – es gehören auch Ponys, Ziegen und Katzen zum Inventar. Im Garten stelzt manchmal der Fischreiher am Tümpel, und nachts schlagen in den Fliederhecken die Nachtigallen. Und das Allerbeste? Irgendwann endet jeder Radweg auf Fejö unweigerlich am Meer. Naturbelassener Kiesstrand. Feinen Sandstrand gibt es hier nicht. Und braucht es auch nicht.