In NRW gewinnt der illegale Welpenhandel immer mehr an Boden. Kaum ein Hund, der hier online angeboten wird, stammt nicht aus einer qualvollen Zucht oder wurde unter unwürdigen Umständen über die Grenze nach NRW geschafft.
Davon können unzählige Tierschützer in NRW berichten. Auch die global agierende Organisation „Vier Pfoten“ sagt den Händlern hier den Kampf an. Doch ihr Bericht verheißt nichts Gutes, wie eine Mitarbeiterin des Tierschutzes gegenüber DER WESTEN zugeben muss. Da möchte man kein Hund sein.
Hund in NRW: Kampf gegen illegalen Welpenhandel geht weiter – „Unendlich“
Birgit Thiesmann von der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ arbeitet seit mittlerweile 13 Jahren aktiv gegen den illegalen Welpenhandel, nimmt undercover Händler hoch und das über die Grenzen von Deutschland hinaus. Beschlagnahmungen, Gerichtsverhandlungen und das unfassbare Leid der Tiere – sie hat schon einiges mitansehen müssen.
„Fälle haben wir ja unendlich“, erzählt die Tierschützerin im Interview mit DER WESTEN. Sie selbst sucht im Internet und auf einschlägigen Online-Portalen wie Ebay Kleinanzeigen nach dubiosen Angeboten. Hat sie etwas entdeckt, nimmt sie selbstständig Kontakt mit den Verkäufern auf.
Mit versteckter Kamera, einem extra Telefon – nur für den Kontakt mit Händlern – und der Polizei und dem Veterinäramt als Unterstützung ist sie dann vor Ort – immer häufiger auch in NRW.
Hund in NRW: Tierschutz bemerkt besorgniserregenden Trend – „Nachfrage sinkt einfach nicht“
NRW sei als Umschlagplatz riesig, auch weil es direkt an die größten Märkte in Belgien und der Niederlande angrenze. „Hier werden die meisten Tiere inseriert“, weiß Thiesmann. Von Vier Pfoten werden im vergangenen Jahr alleine 46 Fälle mit 473 beschlagnahmten Tieren registriert. Damit liegt NRW direkt auf dem zweiten Platz hinter Bayern.
Deutschlandweit waren es 211 Fälle und 1.839 entdeckte Tiere. Und auch im neuen Jahr sieht der Tierschutz den wachsenden Trend nicht abebben. „Die Nachfrage sinkt einfach nicht“, das bemerkt Frau Thiesmann seit Jahren.
Besonders traurig sei die Tatsache, dass viele der gefundenen Welpen bereits zum Zeitpunkt der Entdeckung oder kurz danach gestorben sind. Insgesamt hat die Organisation über 80 Todesfälle zu beklagen. Dass die Dunkelziffer viel größer sein dürfte, ist der Tierschützerin klar. Doch auch auf die, die überleben, wartet meist ein tragisches Schicksal.
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Das ist VIER PFOTEN:
- globale Tierschutzorganisation und Stiftung
- 1988 von Heli Dungler in Wien gegründet
- setzt sich für den Schutz von Streunern und nicht artgerecht gehaltenen Tieren ein
- Hunde, Katzen, aber auch Bären und Elefanten
- hat Büros auf der ganzen Welt
- arbeitet aktiv gegen den illegalen Welpenhandel
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Hund in NRW: Tierschützerin deckt schlimme Fälle auf – „Wenn die Leute wüssten“
„Ich habe schon so schlimme Fälle gesehen“, berichtet Thiesmann. In einem Fall entdeckt sie einen Hund mit einer im Nacken eingepflanzten Betonkugel, die dem Vierbeiner bei der Haltung des Gleichgewichts helfen soll. Viele Welpen, die sie rettet, haben schlimme Atemprobleme, Hüftdysplasien oder auch genetische Erkrankungen, die von der qualvollen Zucht herrühren. „Die kann man nicht mehr heilen“, stellt die Tierschützerin immer wieder fest.
In einem besonders krassen Fall muss eine Halterin ganze 18.000 Euro an Tierarztkosten bezahlen, weil sie unbewusst einen Vierbeiner aus dem illegalen Welpenhandel gekauft hat. „Wenn die Leute wüssten, was sie sich da anschaffen“, denkt sich Thiesmann. Aber die seien bei dem Anblick der Welpen sofort schockverliebt. Gefälschte Impfpässe, fehlende Informationen und all das würden dann in den Hintergrund rücken.
Hund in NRW: DAS kannst du gegen den illegalen Welpenhandel unternehmen – „Sehr wertvoll“
Frau Thiesmann und Vier Pfoten warnen daher immer wieder davor, Welpen im Internet zu kaufen. „Jeder ist gewohnt, durch einen Klick alles zu bekommen.“ Doch nur bei seriösen Züchtern oder im Tierheim gäbe es Sicherheit. „Ich weiß ganz genau, welches Tier ich hier bekomme“, erklärt die Tierschützerin. Das sei dann natürlich nicht ganz so einfach, wie die Suche im Netz.
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Hier bittet die Organisation alle Interessierten darum, stets aufmerksam zu sein. Sollte dir irgendetwas Dubioses bei Online-Portalen und anderen Stellen auffallen, dann kannst du das direkt über das Meldetool von Vier Pfoten weiterleiten. Wenn du möchtest, bleibt auch alles anonym.
Für Frau Thiesmann sind diese Informationen „sehr wertvoll“. Sie seien „das Tor, um weiter zu recherchieren“. Denn häufig könnte sie dadurch Zugriff auf noch online gestellte Anzeigen bekommen und mit zusätzlichem Beweismaterial aufgrund der Meldung einen Zugriff auf die Händler erwirken. Und dann könnte man diese „Kriminellen“ wirklich zur Rechenschaft ziehen, so dass sie auch eine gerechte Strafe erhalten.