In einer Kleinstadt in Baden-Württemberg wird derzeit heiß diskutiert – über den Parteiwechsel des Bürgermeisters von der CDU zur AfD.
Burladingen.
Mit seinem Parteiwechsel ist Harry Ebert der erste AfD-Bürgermeister im Land Baden-Württemberg. Er hält den Eintritt in die AfD für seine Privatsache – in der Kleinstadt Burladingen sehen das viele anders.
Und doch gibt es auch Bürger in Burladingen, die die Entscheidung ihres Bürgermeisters unterstützen. Die Debatte dreht sich vor allem auch um das Thema Flüchtlinge.
Ebert galt schon früher als AfD-nah
Vor gut einem Jahr hat Karin Dinkelacker ein Schild am Fenster des evangelischen Pfarrhauses angebracht, auf dem steht: „Der Bürgermeister dieser Kommune spricht nicht in meinem Namen.“ Dinkelacker ist die Frau des Pfarrers in dem 5500-Einwohner-Städtchen auf der Schwäbischen Alb.
Damals hatte Harry Ebert den Besuch des Gemeinderats von Burladingen in einer Flüchtlingsunterkunft als „Asylantenschau“ und die Gemeinderäte als „Landeier“ bezeichnet. Das war Karin Dinkelacker zu viel: „Als klar wurde, dass er nach rechts wegschlittert, wusste ich: Ich muss was machen“, sagt sie. Ebert galt schon damals als AfD-nah, im März wurde sein Eintritt in die Partei bekannt.
Gespaltene Kleinstadt
Das typisch süddeutsche Städtchen mit Bäcker, Banken und einer örtlichen Zeitung ist seitdem weit über die Stadtgrenzen hinaus wegen ihres AfD-Bürgermeisters bekannt. Etliche Burladinger fürchten einen Imageschaden und wollen deshalb mit dem Bündnis „Burladingen ist bunt“ ein öffentliches Gegengewicht bilden.
———————
Mehr zum Thema:
• AfD ist größte, aber nicht aktivste Oppositionspartei
• Mit Ex-Mitgliedern der AfD: Warum sich die neue Duisburger Ratsfraktion „HSV“ nennt
• AfD-Tweet von Bundestags-Toilette sorgt für Aufregung
——————
„Wenn man den Ort auf den AfD-Bürgermeister reduzieren würde, ergäbe sich ein ganz falsches Bild“, sagt Pfarrer Christoph Dinkelacker. Unternehmer Kaspar Pfister stellt klar. „Wir sind keine braune Hochburg.“
Doch nicht alle Burladinger stehen der Entscheidung ihres Bürgermeisters kritisch gegenüber. Eine 38-jährige Bürgerin der Kleinstadt hat beispielsweise nichts dagegen – weil sie wegen der Flüchtlinge Angst um ihre Kinder hat. Burladingen hat bisher nur eine Unterkunft für 10 bis 20 Flüchtlinge.
Kritik von Kollegen aus dem Gemeinderat
Harry Ebert ist seit 1999 nun bereits in seiner dritten Amtszeit Bürgermeister. Bis 2023 ist er gewählt. Den AfD-Eintritt sieht er als Privatsache an. Der Fraktionsvorsitzende der CDU, Michael Eisele, widerspricht: Das Amt lasse sich nicht von der Person trennen.
Seit der „Landeier“-Affäre im Januar 2017 ist auch das Vertrauen im Gemeinderat dahin. Ebert hatte sich für die Beleidigung entschuldigt. Doch seitdem führt das Landratsamt ein Disziplinarverfahren gegen ihn. Die Fraktionschefin der Freien Wähler, Rosi Steinberg, beklagt: „Das Deprimierende an der Sache ist, dass ein Bürgermeister nicht abgewählt werden darf.“ Sie fordert von der Landesregierung eine entsprechende Gesetzesänderung.
Bürgermeister steht zu seiner Entscheidung
Harry Ebert selbst versichert, seine Parteizugehörigkeit werde in seiner Kommunalpolitik keine Rolle spielen. Die Forderung nach Neuwahlen kann er nicht nachvollziehen. Er sei ein Mann der klaren Worte und werde dies auch bleiben. Und er spart nicht mit Kritik an seinen Gegnern: „Burladingen als braunes Nest zu bezeichnen, ist einfach nur daneben, das ist hanebüchen.“ (dpa/alka)