Der US-Wahlkampf geht in die heiße Phase. Knapp vier Monate vor der Wahl (05. November) fand in der Nacht auf Freitag das erste TV-Duell zwischen dem Republikaner Trump und dem derzeitigen Präsidenten Joe Biden statt. Der Amtsinhaber machte in den 100 Minuten keine gute Figur und tappte immer wieder in die verbalen Fallen von Donald Trump. Seine Demokraten stehen vor einer wegweisenden Entscheidung.
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Laut einer Umfrage des austragenden Senders CNN ging Trump als klarer Sieger aus dem Duell hervor. 67 Prozent der Abstimmenden voteten für ihn – ein erster herber Rückschlag für Biden. Die Kritik am 81-Jährigen wird lauter, auch innerhalb seines eigenen Lagers. Vor allem seine anscheinend altersbedingten Aussetzer sorgen für Unmut. Auch beim ersten direkten Duell verzettelte sich Biden des Öfteren und verlor am Ende seiner Ausführungen gar komplett den Faden.
US-Wahl: Kann Biden noch mithalten?
Unter anderem mit dem Satz „Ich weiß wirklich nicht, was er am Ende des Satzes gesagt hat. Und ich glaube, das weiß er selbst auch nicht mehr“, nutzte Trump die offensichtliche Schwachstelle Bidens gnadenlos aus. Bidens Widersacher (78) hingegen trumpfte mit aggressiven Seitenhieben auf – und es steht die Frage im Raum, ob Biden dem gewachsen ist.
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Die internen Zweifel werden vor allem dadurch ersichtlich, dass Biden von den Demokraten noch immer nicht als offizieller Kandidat nominiert wurde. Nach dem Auftritt in der Nacht auf Freitag (27. auf 28. Juni) dürften seine Chancen auf die Berufung gesunken sein. CNN-Kommentator Van Jones ist sich im Anschluss an die Ausstrahlung sicher: „Die Demokraten werden versuchen, Biden abzulösen.“ Biden habe den „Test heute Nacht“ nicht bestanden.
Jetzt wird laut spekuliert, wer Joe Biden auf den letzten Metern als Spitzenkandidat ablösen könnte. Bereits im Februar sagte Ezra Klein, ein bekannter pro-demokratischer Autor, in einem Podcast der „New York Times“, dass „die Demokraten bessere Alternativen als Joe Biden haben.“ Die realistische Bedingung hierfür wäre jedoch, dass Biden sich aus freien Stücken zurückzieht. Das Democratic National Committee macht es nahezu unmöglich, Kandidaten gegen dessen Willen zu ersetzen.
Medien bringen mehrere Nachfolger ins Spiel
Dennoch schwirren schon länger die Namen Kamala Harris, Gavin Newsom und J.B. Pritzker in der Demokraten-Bubble. Vize-Präsidentin Harris ist qua Verfassung ohnehin die Nachfolgerin von Biden, beispielsweise im Falle des plötzlichen Todes. Zuletzt punktete sie bei zahlreichen Frauen und jungen Menschen, indem sie das Abtreibungsverbot stark kritisierte.
Gavin Newsom (56) ist der Gouverneur von Kalifornien und imponiert durch sein internationales Image. Er setzt sich offensiv für den Kampf gegen den Klimawandel ein, will die Gleichberechtigung fördern und die nationale Gesundheitsversorgung verbessern. Er gilt als die dynamischste Alternative. Kandidat Nummer drei ist J.B. Pritzker (59), Gouverneur von Illinois. Seine Familie gehört zu den reichsten in Amerika, auch er will die Krankenversicherung revolutionieren.
Nach dem TV-Auftritt bringt die „Forbes“ jetzt weitere Kandidaten ins Spiel: Gretchen Whitmer (Gouverneurin von Michigan), Jared Polis (Gouverneur von Pennsylvania) und Josh Shapiro (Gouverneur von Pennsylvania). Alle vier bundesstaatlichen Regierungschefs (inkl. Newsom) konnten ihre Wahlen 2022 mit zweistelligem Vorsprung für sich entscheiden und gelten somit fast schon automatisch als geeignete Nachfolger. Im Wahlkampf unterstützten sie jedoch allesamt die Kampagne von Biden und haben ausgeschlossen, gegen ihn antreten zu wollen.
Auch Bernie Sanders wird genannt. Seit 2007 vertritt er als „Independent“ den Bundesstaat Vermont im US-Senat und ist Teil der Demokraten-Fraktion. Er trat bereits bei den Vorwahlen 2016 und 2020 an, verlor jedoch gegen Hillary Clinton und Biden. Einen fitteren Kandidaten dürfte Sanders mit 82 Jahren jedoch nicht verkörpern.
Experten halten einen Wechsel so kurz vor der US-Wahl hingegen für zu riskant. Ein neuer Kandidat hätte zu wenig Zeit, um Punkte bei den Wählern zu sammeln.