Der 24. Februar 2022 geht als der Tag in die Geschichte ein, an dem Russland all seine verbliebenen Partner im Westen verloren hat. Putins hinterhältiger Angriff auf die Ukraine hat sämtliche diplomatischen Beziehungen zu demokratischen Staaten zerstört. Auf der verzweifelten Suche nach Verbündeten biederte er sich bei Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un an – und mit dem Diktator scheint er sich blendend zu verstehen.
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Was die beiden vereint, ist ihre hemmungslose Radikalität. Sie hetzen gegen alles, was ihren politischen Leitlinien widerspricht. Ergo gegen ein tolerantes, vielfältiges Weltbild. Am Mittwoch (19. Juni) kam es dann zum Elefantentreffen in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang.
Putin: Militärplan mit Kim Jong Un
Putin und Kim bezeichnen sich selbst als „innige Freunde“, diese Freundschaft haben sie jetzt in einem Militärpakt manifestiert. Das vereinbarte Bündnis sieht vor, dass sich die beiden Atommächte im Falle eines Angriffs durch einen Drittstaat gegenseitig unterstützen.
„Das ist ein gewaltiger Vertrag“, sagte Kim Jong Un am Rande des Treffens. Dieser würde für ihn eine neue Ära der Zusammenarbeit einleiten. Putin garantierte Nordkorea zudem die volle wirtschaftliche Beihilfe. „Wir wehren uns weiter gegen die Praxis eines Strangulierens durch Sanktionen als ein Instrument, das der Westen zu nutzen pflegt, um seine Hegemonie in der Politik, in der Wirtschaft und anderen Sphären aufrechtzuerhalten“, so der 71-Jährige.
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Teil ihrer gemeinsamen Strategie „gegen den Westen“ ist vor allem das Medienauftreten. Die taktische Einschüchterung soll die NATO-Partner auf Distanz halten – doch wie sich Putin und Kim jetzt inszenieren, ist an Peinlichkeit kaum zu überbieten.
Drei irre Szenen veranschaulichen, wie abstrus die beiden Machthaber ticken. Die erste Kuriosität offenbarte sich, als Kim seinem Gast ein Willkommensgeschenk überreichte. Der Nordkoreaner wollte sich nicht lumpen lassen und groß auftrumpfen. Er präsentierte Putin ein Gemälde mit Seltenheitscharakter. Auf einem spiegelndem Hintergrund ist der Kreml abgebildet, in der Mitte des Schmuckstücks glänzt das Gesicht von Putin.
Seiner realen versteinerte Miene war zu entnehmen, dass sich die Freude in Grenzen hielt. Auf X wird spekuliert, ob es sich nicht doch eher um einen Grabstein anstatt um Kunst handelt.
Direkt im Anschluss überreichte Kim ein zweites, ähnlich geschmackvolles Gastgeschenk: Eine Büste aus weißem Marmor, abgebildet ist erneut die Visage des Kreml-Chefs. Falls Putins Ego noch nicht groß genug sein sollte, könnte er die Skulptur ja beispielsweise in der Mitte seiner berühmt berüchtigten Verhandlungstafel platzieren.
Kitschige Szenen in Nordkorea
Das Kim viel von seinem russischem Pendant hält, lässt sich schon an diesen Beispielen erkennen. Doch das Highlight ereignete sich auf dem Rollfeld, kurz bevor Putins Abschiedsflieger abhob. Auf seinem Sitz sitzend lehnte sich der russische Präsident mit seinem Kopf gegen die Fensterscheibe, blickte sehnsüchtig Richtung Asphalt und winkte hektisch hin und her. Auf jenem Asphalt stand Kim und erwiderte seine Geste. Nicht für wenige Sekunden, sondern für Minuten.
Kitsch aus Nordkorea, der die Welt amüsiert. Ob sich die demokratischen Staaten des Westens von diesen Szenen beeindrucken lassen, darf schwer bezweifelt werden.