Geht es darum, Deutschland zu verunsichern, oder ist es die nächste Stufe im hybriden Krieg von Putin? Seit August mehren sich besorgniserregende Vorfälle am Nachthimmel über der Nordsee. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, die Sicherheitsbehörden sind alarmiert.
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Nun stellen sich alle eine Frage: Steckt Putin dahinter? Und wenn ja, was plant er? Kommt es zur nächsten Eskalationsstufe?
Drohnen kreisen über kritischer Infrastruktur in Schleswig-Holstein
Immer wieder drohte der Kreml mit Konsequenzen, wenn westliche Militärhilfen zum Angriff auf Russland eingesetzt wurden. Nun wurde eine solche von Putin aufgesetzte rote Linie überschritten. Höchstwahrscheinlich sind auch Schützenpanzer vom Typ Marder aus deutscher Produktion an der Offensive in der Grenzregion Kursk (Beginn am 6. August) beteiligt. Doch bislang erfolgte noch keine Gegenreaktion Putins.
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In diesem Zusammenhang sorgen plötzliche Drohnensichtungen über dem ChemCoast Park Brunsbüttel, dem größten Industriepark Schleswig-Holsteins, für Beunruhigung. Seit dem 8. August wurden dort nachts immer wieder Drohnen beobachtet – trotz Flugverbots. Es scheint so, als solle die kritische Infrastruktur ausgespäht werden. In dem Industriepark an der Nordsee (Kreis Dithmarschen) befinden sich Unternehmen der Chemie- und Mineralölwirtschaft. Auch ein LNG-Terminal und ein stillgelegtes Kernkraftwerk sind in Brunsbüttel.
Werden sie von Putins Exklave Kaliningrad aus gestartet?
Laut Berichten von „Spiegel“, „Bild“ und „Tagesschau“ überflogen die Drohen mit einer auffällig hohen Geschwindigkeit von bis zu 100 km/h das Gebiet. Bis zu vier Drohnen seien pro Nacht gesichtet worden. Es handelt sich hierbei höchstwahrscheinlich um militärische High-Tech-Drohnen, mit denen eingesetzte Polizei-Drohnen nicht mithalten konnten. Ein Abschuss sei bislang nicht gelungen.
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Die Staatsanwaltschaft hat ein Verfahren wegen des Verdachts der „Agententätigkeit zu Sabotagezwecken im Zusammenhang mit wiederholten Drohnenflügen über kritischer Infrastruktur“ eröffnet. Die Sicherheitsbehörden halten es für möglich, dass die Drohnen von russischen Schiffen in der Nord- oder Ostsee gestartet werden. Möglicherweise auch von der russischen Ostsee-Exklave Kaliningrad aus.
Verdacht fällt auf Putin: Verdächtige Aktivitäten bei Truppenübungsplätzen und Kasernen
Doch nicht nur Brunsbüttel ist betroffen. Seit 2022 wurden vermehrt Drohnen über Truppenübungsplätzen der Bundeswehr gesichtet. Der Militärische Abschirmdienst (BAMAD) hat den Verdacht, dass Ausbildungskurse ukrainischer Soldaten auskundschaftet werden sollten.
Darüber hinaus warnte nach WDR-Informationen jüngst ein ausländischer Geheimdienst vor einem möglichen bevorstehenden Drohnenangriff auf den NATO-Stützpunkt in Geilenkirchen in NRW. Zeitweise galt die zweithöchste Sicherheitsstufe „Charlie“.
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Ins Gesamtbild gehört auch der Vorfall in der Bundeswehrkaserne Köln-Wahn. Dort wurden Löcher in Zäunen entdeckt und es bestand die Sorge, dass das Trinkwasser der Kaserne vergiftet wurde. Zudem wurden im April zwei Deutschrussen bei Bayreuth festgenommen. Sie sollen laut Generalbundesanwalt Sabotageanschläge in Deutschland geplant haben. Im Visier: Bahngleise, Truppenübungsplätze und militärische Infrastruktur.
Noch sind das alles nur Indizien und Verdachtsmomente – doch es fügt sich zu einem Mosaik zusammen. Plant Putin etwas? Oder will er nur verunsichern?