Am 9. April hat Innenministerin Nancy Faeser (SPD) die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2023 vorgestellt. Die Anzahl der Straftaten in Deutschland ist laut der Statistik im Vergleich zum Vorjahr angestiegen.
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Aber bedeutet das automatisch, dass es i n Deutschland immer krimineller zugeht? Tatsächlich ist dem nicht so. Diese drei wichtigen Erkenntnisse lassen sich aus der neuen Kriminalstatistik ziehen.
Wird Deutschland wirklich krimineller?
Nancy Faeser (53) hat die Ergebnisse der Polizeilichen Kriminalstatistik vorgestellt. Erfasst werden in der Statistik fast alle Delikte. Auch solche, bei denen der Versuch allein strafbar ist (wie beispielsweise versuchter Mord). Hinzu kommen auch die Rauschgiftdelikte, die vom Zoll bearbeitet werden. Etwa 5,9 Millionen Straftaten wurden laut Faeser 2023 begangen – mehr als jeweils in den Jahren davor! Auf den ersten Blick sieht das gar nicht gut aus. 2022 lag die Statistik noch bei rund 5,6 Millionen Delikten.
Im Vergleich zum Vorjahr sind die Straftaten also angestiegen. 2021 verzeichnete die Statistik sogar nur rund 5 Millionen Delikte, doch in diesem Jahr und in denen davor gab es einige Corona-Maßnahmen und viele Delikte im öffentlichen Bereich waren so nicht möglich. Sieht man sich die Zahlen von vor zehn oder zwanzig Jahren an, so scheint die Kriminalität in Wirklichkeit eher abzunehmen. 2016 waren es rund 6,3 Millionen Delikte, im Jahr davor gab es ähnliche Werte. 2004 waren es etwa 6,4 Millionen Delikte und 1993 sogar 6,7 Millionen. Die Anzahl der Straftaten haben also, seit Beginn der Aufzeichnung, zwar geschwankt, sind aber in Summe zurückgegangen.
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Straftaten: Armut ist ein Risikofaktor
Ein einschneidender Faktor für Kriminalität ist die Armut, das lässt sich klar aus der Statistik herauslesen. Faeser sagte dazu, die Prävention müsse bei den sozialen Ursachen ansetzen, die hinter Kriminalität und Gewalt stecken. Das sind zum Beispiel fehlende Schulabschlüsse, Perspektivlosigkeit auf persönlicher und beruflicher Ebene und auch die Kinderarmut. An guter Sozial- und Bildungspolitik dürfe daher nicht gespart werden, so Faeser.
Das gilt auch für Menschen mit Fluchterfahrung. Unter ihnen sind die Straftaten ebenfalls gestiegen. Laut dem Bundesinnenministerium liegt das insbesondere an den eigenen Gewalterfahrungen durch Krieg, Terrorismus und Flucht begründet. Traumata und auch die Lebenssituation in Erstaufnahmeeinrichtungen verstärken noch die psychische Belastung, der diese Menschen ausgesetzt sind.
Mehr Kinder und Jugendliche werden straffällig
Psychische Faktoren sollen auch die Erklärung für die steigenden Straftaten bei Kindern und Jugendlichen sein. Bei ihnen oft ausgelöst durch die Corona-Maßnahmen, die weiter fortwirken, wie Studien zeigen. Dies kann sich, nach Angabe des Bundesinnenministeriums, auch auf ihre Anfälligkeit, Straftaten zu begehen, auswirken. Kinder und Jugendliche litten während der Corona-Maßnahmen an zu wenig sozialen Kontakten, den Belastungen in der Familie und beengten räumlichen Verhältnissen.
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„Es gibt soziale Ursachen, aber es gibt niemals eine Rechtfertigung für Gewalt. Hier gilt für mich der Grundsatz: null Toleranz“, kommentierte Faeser die Ergebnisse. Doch auch positive Nachrichten waren der Polizeiliche Kriminalstatistik zu entnehmen. Die Aufklärungsquote von Straftaten ist um 1,1 Prozentpunkte gestiegen und liegt somit nun bei 58,4 Prozent. Faeser sagte: „Deutschland ist weiterhin eines der sichersten Länder der Welt. Wir sind ein starker Rechtsstaat mit einer hervorragenden Polizei.“