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Von einer Frauenquote an Hochschulen hält die Rektorin der TU Dortmund, Prof. Ursula Gather, wenig. Obwohl Frauen es schwerer hätten, eine akademische Karriere zu machen, löste eine Quote nicht das Problem, „dass in manchen Fächern der weibliche Nachwuchs noch fehlt“, so Gather.
Die rot-grüne Landesregierung plant, ab 2012 alle Hochschulen mit einer Quotenregelung zu verpflichten, den Anteil der Frauen in Führungspositionen und Spitzenjobs zu erhöhen. Obwohl die Hälfte aller Hochschulabsolventen weiblich sind, stellen Frauen nur 13 Prozent der Professoren in der höchsten Besoldungsstufe.
Quotenfrau? Uta Wilkens lacht. Sie hätte kein Problem damit, so bezeichnet zu werden, sagt die Prorektorin der Ruhr-Uni Bochum und Leiterin des Lehrstuhls für Arbeitsmanagement und Personal. „Ich glaube nicht, dass man sich mit solchen Anwürfen lange aufhalten muss. Man wird sich als leistungsstarke Frau ohnehin sofort unter Beweis stellen.“
Ein Schimpfwort
Quotenfrau, für andere Frauen in Spitzenpositionen der Wissenschaft aber ist das ein Schimpfwort, ein Etikett für einen Posten, den man womöglich nicht nur seiner Leistung, sondern auch seiner Geschlechtszugehörigkeit zu verdanken hätte.
Seit die rot-grüne Landesregierung ihre Pläne für eine Frauenquote an Hochschulen vorgestellt hat, wird über Sinn und Unsinn einer solchen Regelung wieder diskutiert. „Ohne Quote für Frauen kommen wir in Führungsgremien nicht weiter“, sagte Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD). „Festgezurrte Männerseilschaften“ und familiefeindliche Arbeitsbedingungen hätten bislang die akademischen Karrieren von Frauen behindert, assistierte die Grünen-Abgeordnete Ruth Seidl. Vorgesehen sind je nach Fachbereich unterschiedliche „Zielmarken“ der Frauenförderung. Sonst droht der Abzug von Landesgeldern.
40 Prozent Frauen
Gegen die Pläne hat Uta Wilkens nichts einzuwenden, sie tritt ein für „anspruchsvolle und realistische Zielmarken“, unterstützt durch eine engagierte Förderung der Nachwuchswissenschaftlerinnen. Das würde der Leistungsfähigkeit der Uni insgesamt gut tun. Die Ruhr-Uni sei hier auf gutem Weg: „Von den Juniorprofessoren sind bereits heute 40 Prozent Frauen.“
Zwar warnt die FDP bereits vor „Quoten-Unis“, doch hat Ministerin Schulze die Zahlen auf ihrer Seite. Alle Statistiken lassen sich bündig so zusammenfassen: Je höher die Qualifikation, desto weniger Frauen. Zwar sind bundesweit von allen Hochschulabsolventen 51 Prozent weiblich, doch nach der Abschlussprüfung verschwinden die Frauen, je höher man die akademische Karriereleiter hinaufblickt. So liegt ihr Anteil bei den Habilitationen bei knapp 24 Prozent. Nur 18 Prozent aller Professoren sind Frauen, in die höchste Besoldungsstufe C4/W3 schaffen es nur 13,6 Prozent, weiß das Statistische Bundesamt. Zwar stieg die Zahl der Professorinnen seit dem Jahr 2000 um gut acht Prozent, dennoch sind Frauen noch deutlich unterrepräsentiert.
Weiblicher Nachwuchs fehlt
Ursula Gather ist so gesehen eine seltene Erscheinung. Die Rektorin der TU Dortmund hält trotzdem „wenig“ von einer Frauenquote. Zwar hätten es Frauen immer noch schwerer als Männer, eine akademische Karriere zu machen, eine Quote löse indes nicht das Problem, dass in manchen Fächern der weibliche Nachwuchs noch fehle.
Andererseits: „Manche Frauen trauen sich die Position als Spitzenwissenschaftlerin nicht zu, weil sie sich in der Verantwortung für Familie und Kinder sehen“, sagt Gather. Der Wissenschaftsbetrieb sei leider noch zu wenig familienfreundlich. Ein Ausbau der Kinderbetreuung an Unis sei nötig, vor allem an Wochenenden oder abends, wenn wichtige Konferenzen oder Tagungen zu besuchen sind.
Ingrid Fitzek hingegen würde, womöglich schon berufsbedingt, eine Frauenquote sehr begrüßen. Die Gleichstellungsbeauftragte der Uni Duisburg-Essen sagt: „Es geht ja nicht darum, den Fußlahmen zu helfen. Es geht darum, gute Frauen zu fördern und zu motivieren.“