Widerstand und Massenflucht – das sind viele Reaktionen in Russland auf die von Wladimir Putin angekündigte Teilmobilisierung. Diese Strategie und weitere militärische Pläne des russischen Präsidenten wurden am Montagabend (26. September) in der ARD-Sendung „Hart aber fair“ diskutiert.
Eingeladen war unter anderem SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert. Seine Einstellung war entgegen der Haltung der anderen Gäste. Das sorgte nicht nur beim Moderator für Unmut.
Putin: Alles nur ein „Bluff“?
Die Sendung steht unter dem Motto: „Wie hoch pokert Putin noch?“ Der Moderator, Frank Plasberg, bezeichnet Putins Drohung mit Atomwaffen als „Ass im Ärmel“ und möchte von Serap Güler (CDU), Mitglied im Verteidigungsausschuss, wissen: „Ist das ein Bluff?“
„Die ständige Drohung mit der Atomwaffe ist eigentlich seine größte Waffe, das Spiel mit der Angst“, beginnt Güler und macht weiter deutlich: „Ich würde schon mitgehen und sagen, das ist ein Bluff.“ Es gäbe keinerlei Hinweise, dass russische Soldaten die Atomwaffen scharf stellen wollen.
Kühnert: bei Putin keine „Planhaftigkeit“
Einzig der SPD-Generalsekretär ist anderer Meinung: „Ich würde bei jemandem, der als autokratischer Herrscher hochgradig irrational seit Monaten handelt, nicht allzu viel Planhaftigkeit und Regelhaftigkeit im Handeln unterstellen“, mahnte Kühnert.
Er wolle aber auch nicht sagen, dass er es für sehr plausibel halte, dass Putin Atomwaffen einsetzt. „Ich weiß aber, dass die Regierung diese Frage in ihre Überlegungen mit einbeziehen muss“, betonte Kühnert.
Kühnert: „Warum das eine liefern und das andere nicht?“
Die Frage nach schweren Waffenlieferungen wird immer wieder laut, auch bei „Hart aber fair“. Während die Panzerhaubitze 2.000 an die Ukraine geliefert wird, wird es Leopard I nicht. „Warum will Deutschland das eine liefern und das andere nicht?“, will der Moderator vom Generalsekretär wissen.
Kühnerts Antwort kommt prompt und pampig: „Wir diskutieren bei uns im Parteivorstand nicht über militärstrategische Fragen, wir verfügen auch überhaupt nicht über die Expertise aus irgendeinem Gefühl heraus zu sagen, was die Ukraine gerade braucht.“
Plasberg bohrte sichtlich genervt nach: „Haben Sie meine Frage damit jetzt beantwortet?“ Kühnert muss zugeben, dass er das nicht könne. „Das ist wirklich nicht meine Aufgabe, Waffenkategorien öffentlich zu diskutieren“, betonte er. Gleichzeitig übt er Kritik an der Besetzung der Talk-Runde: wer nicht dafür sei, Panzer zu liefern, sei hier „anscheinend schon der pazifistische Außenflügel.“
Nicht nur der Moderator wirkt genervt, sondern auch etliche Twitter-Nutzer:
Ukraine: „Sollten wir die Panzer nicht einfach liefern?“
Plasberg gibt die Frage an Claudia Major, Militär- und Sicherheitsexpertin, weiter: „Können Sie uns den Unterschied der Panzer erklären?“
„Ich versuch’s mal ganz einfach zu machen: die Panzerhaubitze erlaubt ihnen aus einer gewissen Entfernung eine Stellung sturmreif zu schießen“, antwortete Major. Wenn man aber die gegnerische Einstellung einnehmen wolle, dann bräuchte man eine gute Mischung aus Schutz, Beweglichkeit und Feuer.
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Nach Major müsste man die Ukraine anders ausrüsten: „Wenn die Ukraine Gebiete befreien will, dann braucht sie Panzer und Schützenpanzer“, mahnte die Militärexpertin. „Sollten wir sie ihnen nicht geben?“, fragte sie Kühnert.
„Ich bleibe bei meinem Standpunkt, ich kann das nicht bewerten“, konterte Kühnert.
(mars)