Berlin. Schwer Drogenabhängige sollen demnächst synthetisches Heroin auf Rezept erhalten. Der Bundestag hat über die Fraktionen hinweg einen entsprechenden Antrag verabschiedet, lediglich die CDU wandte sich gegen die Neurung. Für die Bedürftigkeit gelten strenge Regeln.
Drogenabhängige können künftig mit synthetisch hergestelltem Heroin behandelt werden. Der Bundestag verabschiedete dazu am Donnerstag mit 349 Stimmen einen Gruppenantrag von SPD, FDP, Linken und Grünen. «Es geht darum, Schwerstheroinabhängigen mit massiven Gesundheitsproblemen wieder eine Perspektive zu eröffnen», sagte die SPD-Gesundheitsexpertin Carola Reimann. Die Union sprach sich größtenteils gegen den Vorschlag des Koalitionspartners aus und warb stattdessen für die Fortführung eines entsprechenden Modellprojekts. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Jens Spahn warf der SPD «Koalitionsbruch» vor.
Nur für langjährig Schwerstabhängige
Geplant ist die Behandlung von Abhängigen mit Diamorphin. Es handelt sich um reines, synthetisch hergestelltes Heroin. Es wird aus Morphin unter Hinzufügung von Essigsäurestoffen und anderen Chemikalien hergestellt. Bereits von 2002 bis 2006 war die Diamorphin-Behandlung in sieben Städten in einem Modellprojekt erprobt und seitdem vielerorts verlängert worden.
Reimann wies darauf hin, dass es darum gehe, einerseits Perspektiven aufzuzeigen und andererseits Missbrauch zu verhindern. «Hier kommt also niemand einfach so an Heroin auf Rezept», unterstrich sie. Es seien strenge Kriterien aufgestellt worden. Nur wer mindestens 23 Jahre alt und seit mindestens fünf Jahren schwerstabhängig ist, könne mit Diamorphin behandelt werden. Entscheidend sei, dass die Behandlung für viele «eine allerletzte Chance» sei, unterstrich Reimann.
Die Union wollte lieber weiter forschen
Der Suchtexperte der FDP-Bundestagsfraktion, Detlef Parr, warb ebenfalls für den gemeinsamen Antrag. «Die Zeit ist reif für eine Entscheidung», sagte er und wies in Ergänzung zu Reimann darauf hin, dass die Diamorphin-Abgabe ausschließlich zur Substitution verschrieben werden dürfe, nicht zur Schmerzbehandlung. Außerdem dürfe Diamorphin nur in bestimmten Einrichtungen verabreicht werden.
Die Union brachte einen eigenen Antrag ein und warb für die Fortsetzung des Modellprojekts. «Es gibt eine ganze Reihe von offenen Fragen», betonte Spahn. Unklar sei nach wie vor, ob Diamorphin den dauerhaften Ausstieg aus den Drogen fördere oder behindere. Außerdem kritisierte Spahn die möglichen Kosten. Nach Aussage von Sachverständigen hätten bis zu 80 000 Abhängige Anspruch auf Diamorphin. Dies belaste die gesetzlichen Krankenkassen mit bis zu 800 Millionen Euro. Die SPD geht lediglich von 2000 bis 3000 Anspruchsberechtigten aus. (ddp)