Berlin. Umweltminister Sigmar Gabriel rät Vattenfall-Kunden, sich einen neuen Energieversorger zu suchen. Damit könnten Verbraucher gegen die Unternehmenspolitik protestieren, sagte der SPD-Politiker. Vattenfall hatte wiederholt mit Pannen und Störfällen Schlagzeilen gemacht.
Nach den Störfällen im Kernkraftwerk Krümmel bei Hamburg hat Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) den Bürgern einen Wechsel des Stromanbieters nahe gelegt. «Der Verbraucher ist der Souverän. Jeder kann Vattenfall verlassen, wenn er mit der Unternehmenspolitik nicht einverstanden ist», sagte Gabriel dem «Hamburger Abendblatt» vom Samstag. Er selbst sei vor einiger Zeit zu einem Unternehmen gewechselt, das zu 100 Prozent Ökostrom anbiete.
Weiter sagte der Minister, Vattenfall habe alle Chancen, verärgerte Kunden mit einer anderen Politik zurückzugewinnen. Es sei daher im Interesse des Energiekonzerns, den Reaktor in Krümmel endgültig stillzulegen. «Das Rest-Vertrauen in das Unternehmen kehrt nur zurück, wenn es nicht permanent mit einem Problemreaktor identifiziert wird. Vattenfall sollte nicht ernsthaft auf die Idee kommen, Krümmel wieder hochzufahren.»
Angst vor einem Anschlag
Krümmel sei für Störfälle anfällig, so wie wie sieben andere alte Atommeiler in Deutschland, sagte der SPD-Politiker. «Diese Reaktoren sind zudem nicht besonders gut vor terroristischen Anschlägen geschützt. Daher sollten wir sie schneller vom Netz nehmen als ursprünglich geplant. Bis 2012 oder 2013 kann das erreicht werden.»
Nach der Pannenserie in Krümmel hatte am Donnerstag auch die schwedische Regierung scharfe Kritik am Betreiber Vattenfall geübt, der zu hundert Prozent dem schwedischen Staat gehört. «Als Eigentümer sind wir sehr besorgt über die offensichtlichen Versäumnisse in punkto Sicherheitskultur und Kommunikation», sagte der zuständige Wirtschaftsstaatsekretär Ola Altera. Der Energiekonzern sei verpflichtet worden, nun binnen weniger Wochen einen Bericht zu den jüngsten Pannen vorzulegen. (AP)