In wenigen Wochen wird das insgesamt zehnte Europaparlament gewählt. Vom 6. bis zum 9. Juni dürfen knapp 350 Millionen EU-Bürger bei der Europawahl ihre Stimme abgeben. Die Wahl in Deutschland finden am 9. Juni statt, hierzulande werden 96 Europaabgeordnete gewählt. Doch kurz vor dem Stichtag haben alle Parteien zwei zentrale Problemen.
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Egal, ob die alt eingesessenen Parteien wie die CDU mit einem Durchschnittsalter von knapp 62 Jahren, oder vermeintlich junge Parteien wie die Grünen mit einem Durchschnittsalter von 47 Jahren: Sie alle buhlen vergebens um die Generation Z. Zudem scheint sich das Interesse an der anstehenden Europawahl sehr in Grenzen zu halten. Ein eindeutiger Mobilisierungsauftrag in doppelter Hinsicht.
Vor der Europawahl: Parteien müssen auf Interessen der Generation Z eingehen
Zum ersten Mal dürfen im Juni auch 16-Jährige abstimmen. Umso wichtiger ist es, dass die Parteien auf die Profile der Generation Z eingehen, doch das scheint flächendeckend nicht der Fall zu sein. Die oft vermittelte Meinung, dass die AfD insbesondere unter jungen Leute erfolgreich ist und diese unter anderem durch ihre Social-Media-Kampagnen ködert, ist falsch. Eine neueste Forsa-Umfrage von RTL und ntv zeigt, dass die Weidel-Partei die meisten Prozentpunkte (38) in der Gruppe der Arbeiter einheimst.
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Ködern lassen sich insbesondere Männer im Alter zwischen 30 und 59 Jahren, 24 Prozent von ihnen wählen demnach die AfD. Mit den gleichen Herausforderungen sehen sich laut der Bundeszentrale für politische Bildung die Union und die SPD konfrontiert. CDU/CSU haben seit Jahren mit einem überdurchschnittlich altem Wählerprofil (über 60-Jährige) zu kämpfen. Das jüngst beschlossene Grundsatzprogramm, welches deutlich konservativer ist, dürfte nicht wirklich als Jugendmagnet fungieren. Ähnlich sieht die Wähler-Demografie der SPD aus. Immerhin fand die Kanzler-Partei bei der letzten Bundestagswahl noch etwas mehr Anklang bei jungen Wählen (15,6 Prozent) als die derzeitige Oppositionspartei (8,2 Prozent).
Die bitterste Nachricht für alle Parteien: 60 Prozent der 18- bis 30-Jährigen interessieren sich laut der Forsa-Umfrage ohnehin nicht für die Europawahl.
„In Deutschland ist die Europawahl traditionell auch immer ein Stimmungstest für die Bundesregierung. Es geht also auch im Wahlkampf immer um nationale Themen, die europäischen Themen dringen gar nicht so richtig durch. Man muss auch sagen, die Kandidatinnen und Kandidaten sind häufig hier in Deutschland nicht besonders bekannt, nicht besonders beliebt, weshalb beispielsweise die SPD Olaf Scholz mit aufs Wahlplakat gedruckt hat, obwohl er überhaupt nicht zur Wahl steht.“
Nadine to Roxel, Chefreporterin Politik RTL/ntv
Um bei der jungen Generation auf den letzten Drücker punkten zu können, ist es daher höchste Zeit, mit offensiven Maßnahmen auf die Belange junger Menschen einzugehen. Es sollte zudem das Ziel sein, die Spitzenkandidaten durch Vor-Ort-Wahlkämpfe und Online-Präsenz an den Mann zu bringen.
Wahl scheint Mehrheit nicht zu interessieren
Das geringe Interesse junger Menschen ist aus Sicht der Parteien verwunderlich, da sie doch auf ihre Art die Europäische Union innovativer und zukunftsfähiger gestalten wollen. Mit Blick auf den strukturellen Wandel der Bevölkerung ein Themenkomplex, der insbesondere den Nachwuchs interessieren sollte. Wird das Blickfeld für gesamte Wählerschaft geöffnet, fällt jedoch auf, dass das gezeichnete Bild hier nicht rosiger ist.
Laut der Forsa-Umfrage ist über der Hälfte der Deutschen (52 Prozent) die Europawahl gänzlich egal. Über 32,5 Millionen Stimmzettel könnten also leer bleiben. Bei der letzten Europawahl im Jahr 2019 lag die Beteiligung in Deutschland bei 61,4 Prozent, ein Rückgang um einen zweistelligen Prozentsatz wäre eine herbe Klatsche für die gesamte deutsche Parteienlandschaft.