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Die Queen in Irland – ihre schwierigste Reise

Die Queen in Irland – ihre schwierigste Reise

100 Jahre liegt der letzte Staatsbesuch des britischen Königshauses in Irland zurück – jetzt hat sich Königin Elisabeth II. auf die schwierige Reise nach Dublin gemacht. Dort gab es Proteste und Drohungen statt Jubelszenen.

London/Dublin. 

Die bri­tische Königin Elizabeth ist gestern erstmals in Irland zum wohl wichtigsten und schwierigsten Staatsbesuch ihrer fast 60-jährigen Amtszeit ein­getroffen. Auf ein „Sorry“ der Monarchin für den in der ­Vergangenheit bisweilen ­rüden Umgang der Krone mit der Nachbarinsel warteten die Iren jedoch vergeblich.

Nein, einen Knicks oder eine Verbeugung konnte die Queen gestern in Dublin nicht erwarten. Doch vieles war bei diesem Staatsbesuch anders und einmalig: Allein die Tat­sache, dass die Queen irischen Boden betritt, ist ein Novum. Beim letzten Besuch eines ­Monarchen auf der Insel trug man Zylinder, Federhüte und bodenlange Roben: Es war 1911, als sich der Großvater der Queen in die irischen ­Gebiete noch als ihr Herrscher aufmachte.

Sprengstoff im Bus

Wie wenig alltäglich eine solche Stippvisite in die längst unabhängige Republik für ­Palastvertreter heute noch ist, zeigen die gewaltsamen Proteste. Dissidenten hatten Sprengstoff in einem Bus ­deponiert, der in der Nacht vor dem königlichen Besuch in einem Dubliner Vorort entschärft wurde; zwei weitere Bomben stellten sich als ­Attrappen heraus.

Jubelszenen gab es also ­keine; doch die Ressentiments waren zumindest für einen symbolträchtigen Augenblick vergessen, als die Queen in einem smaragdgrünen Kleid aus dem Flieger stieg – der ­Farbe Irlands, die wie keine andere in diesem Moment eine Geste der Annäherung bedeutete. Am Nachmittag legte die 85-Jährige im „Garten der Erinnerung“, einem Nationalheiligtum, an dem die Iren ihrer toten Freiheitskämpfer gedenken, einen Kranz nieder.

Keine Entschuldigung

Nach einem 20 Jahre währenden Friedensprozess, dem 800 konfliktreiche, blutige Jahren zwischen den zwei Inseln vorausgegangen sind, war dies für Irland ein histo­rischer ­Moment. Eine Militärkapelle spielte „God Save The Queen“ und anschließend die irische Nationalhymne.

Die erhoffte Entschuldigung für zurückliegende Gräuel­taten der Briten blieb aus. Auch heute, wenn die Queen ihre einzige Ansprache bei dem dreitägigen Besuch hält, ist laut Diplomaten höchstens damit zu rechnen, dass sie „die bewegte und schwierige, gemeinsame Geschichte beider Länder anerkennt“.

Doch ohne „Sorry“ bleibt dieser Staatsbesuch eine reine Zusammenkunft, höchst historisch zwar und demonstrativ zwischen Gleichen, aber eben doch keine Versöhnung. Für viele Iren lässt sich kein neues Kapitel aufschlagen, ohne das alte geschlossen zu wissen. „Schön wäre es, wenn sich die Beziehungen eines Tages so sehr normalisieren, dass der Besuch der Queen die Iren ­regelrecht langweilt“, meint der Historiker Sean Duffy.

„Ihr Besuch ist unangemessen“

An genau diesem Punkt ­sehen sich viele Iren noch nicht. „Ihr Besuch ist unangemessen“, kritisiert der Dubliner Sinn-Fein-Vertreter Matthew McDonagh. „Die Beziehungen zwischen beiden Ländern mögen gut sein und die Konflikte beigelegt. Aber ohne ein wiedervereinigtes Irland wird sich unser Verhältnis nie vollends normalisieren.“

Diese Ansicht teilen nicht nur Hardliner. Der Staatsbesuch sei lediglich „Teil einer Image-Kampagne, um die Windsors neu zu erfinden“, grantelt etwa Rocksänger Morrissey in einem offenen Brief, „die Queen sollte Irland erlauben, eine Nation zu ­werden.“ Premier David ­Cameron warnte davor, den Besuch der Queen zu unterschätzen: „Dies ist ein großer Schritt in den britisch-irischen Beziehungen“, sagte er.