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Carola Rackete privat: Herkunft, Studium und ihr Leben auf den Meeren

Sie ist die Überraschung der kommenden Europawahl: Carola Rackete tritt für die Linken an. Doch wie tickt die Aktivistin privat?

Wie tickt Linke-Kandidatin Carola Rackete privat?
© IMAGO / IPON

Carola Rackete kandidiert für die Linke

Die Umwelt- und Flüchtlingsaktivistin Carola Rackete soll für die deutsche Linke bei der Europawahl antreten. Auf einer Pressekonferenz in der Parteizentrale erläuterte Rackete ihre Motivation.

Overview:

Sie ist die Überraschung der kommenden Europawahl: Carola Rackete tritt für die Linken an. Kapitänin, Aktivistin - und nun EU-Politikerin?

Sie soll die Umfragewerte der Linken wieder in die Höhe treiben: Die Aktivistin Carola Rackete trat im Juni 2024 für die Linkspartei bei der Europawahl an – gemeinsam mit Parteichef Martin Schirdewan.

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Bekannt wurde Carola Rackete durch die Seenotrettung als Kapitänin der Sea-Watch 3. Mit ihrem Schiff rettete sie Geflüchtete und brachte sie trotz eines Verbots durch italienische Behörden nach Lampedusa. Daraufhin folgte eine Festnahme und Hausarrest, worüber international berichtet wurde. Wer ist die polarisierende Spitzenkandidatin zur Europawahl?

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Carola Rackete privat: Weltenbummlerin ohne Wohnsitz

Carola Rackete wurde am 5. Mai 1988 in der Nähe von Kiel geboren und wuchs in einem kleinen Dorf in Niedersachsen auf. Später studierte sie Nautik an der Jade Hochschule und Natur und Umwelt in England. Parallel dazu war sie bereits als nautische Offizierin tätig, unter anderem zwei Jahre auf den Forschungsschiffen Polarstern des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Bremerhaven und Meteor der Universität Hamburg.

Danach war sie nur noch selten zu Hause: Es zog sie hinaus in die weite Welt. Sie geht auf Forschungsreisen in die Antarktis, engagiert sich in Freiwilligenprojekten und das überall auf der Welt. Einen festen Wohnsitz hatte sie nie. Später fuhr sie als nautische Offizierin auf Schiffen von Greenpeace British Antarctic Survey. Ab 2016 nahm sie an Missionen von Sea Watch teil.

Rackete als Aktivistin

Ihre Herzensangelegenheiten sind der Naturschutz und das Thema Migration. Sie setzt sich für soziale Gerechtigkeit ein und verbindet dies mit ihrer ökologischen Arbeit. Deshalb engagiert sich Carola Rackete schon seit jungen Jahren als Aktivistin. So unterstützt sie die Bewegung Extinction Rebellion, die immer wieder für ihre extremen Klima-Protestaktionen kritisiert wird. Bei Protestaktionen steht sie auch immer wieder auf der Bühne.

2020 wurde sie im Dannenröder Forst nach einer Baumbesetzung von der Polizei in Gewahrsam genommen. Im Februar 2021 sprach sich Carola Rackete im Rahmen eines Bündnisses gegen die Finanzierung der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung aus und warnte vor dem „Stiftungstrick der AfD“.

Internationale Bekanntheit nach Lampedusa

Im Juni 2019 sorgte sie als Kapitänin des Rettungsschiffs „Sea Watch“ für Schlagzeilen. Damals nahm sie vor der libyschen Küste 53 Geflüchtete aus dem Mittelmeer auf – und sorgte damit für Aufsehen. Nach wochenlangem Warten lief sie trotz eines Verbots der italienischen Behörden den Hafen der Insel Lampedusa an – eine Straftat. Nach ihrer Festnahme wurde sie unter Hausarrest gestellt.

Am 2. Juli 2019 wurde der Hausarrest wieder aufgehoben. Der damalige italienische Innenminister Matteo Salvini nannte den Beschluss zur Freilassung von Rackete „skandalös“. Salvini habe für die Kapitänin des Rettungsschiffs auf eine härtere Reaktion der italienischen Justiz gehofft. Die Untersuchungsrichterin Alessandra Vella rechtfertigte die Entscheidung aber damit, dass Rackete mit ihrem Vorgehen die Pflicht zur Seenotrettung erfüllt habe.

Rackete ging für Linke ins Rennen

Im Juli 2023 kam dann die überraschende Nachricht: Die Parteivorsitzenden der Linken erklärten, dass Rackete auf Vorschlag des Parteivorstandes der Linken auf Platz 2 der Kandidatenliste der Partei für die Europawahl 2024 kandidieren soll. Dies wurde auf dem Parteitag im November 2023 bestätigt.

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Als politische Ziele nannte sie, die EU-Agrarsubventionen so einzusetzen, dass Betriebe leichter auf ökologischen Landbau umstellen können, und die Spekulation mit Ackerland und Nahrungsmitteln zu stoppen.

Rackete kündigte außerdem an, ihr Mandat aktivistisch für Klimagerechtigkeit nutzen zu wollen; es sei „für die Bewegungen gedacht, um eine Art Watchdog in Brüssel zu sein“.

Kritik innerhalb der Partei

Ihre Nominierung stieß aber auch innerhalb der Partei Die Linke auf erhebliche Kritik. Kritik kam unter anderem vom Bundestagsabgeordneten Alexander Ulrich und dem ehemaligen Parteivorsitzenden Klaus Ernst. Auch ihre berühmte Sea-Watch-Rettungsaktion stößt manchen sauer auf – schließlich war ihr Vorgehen illegal.

Die Nominierung Racketes an den Gremien vorbei sei ein „Geschenk an die AfD“, Rackete ein „Wählerschreck“. Ihre Positionen seien mit dem Programm der Linken kaum vereinbar. Ernst und Ulrich traten im Oktober 2023 aus der Linkspartei aus und schlossen sich dem Bündnis Sahra Wagenknecht an.

Eine typische Politikerin ist Carola Rackete jedenfalls nicht. Durch ihre Umweltschutz-Agenda positioniert sich die Spitzenkandidatin eher als linke Alternative zu den Grünen – anstatt den Fokus wie zuvor auf das Soziale zu legen. Ob sie den Umfragewerten der Linken verhelfen wird, bleibt abzuwarten.

Auch Linke-Kontrahentin Sahra Wagenknecht trat mit ihrer Partei im Juni an. BSW-Spitzenkandidat zur Europawahl war Fabio De Masi. Bei dem Politiker lohnt sich ebenso ein Blick in das Privatleben. Alle Infos zu ihm findest du hier: Fabio De Masi privat: Eiskalter Abschied! So brisant rechnete er mit Links-Partei ab