Ein Blick in die Glaskugel: 26. September, 18 Uhr – die Wahllokale zur Bundestagswahl schließen und in der Wahlberichterstattung werden die ersten Prognosen präsentiert. Oder sind es Hochrechnungen? Oder Umfragen und Trends? Bei so vielen unterschiedlichen Begriffen ist es nicht immer einfach, den Durchblick zu behalten.
Wir verraten dir, was genau der Unterschied zwischen Umfragen, Prognosen, Hochrechnungen, Trend und Ergebnissen ist. Damit du am Wahlabend der Bundestagswahl glänzen kannst.
Bundestagswahl: Wie werden Umfragen gemacht – und was sagen sie eigentlich aus?
Fangen wir mit dem an, was man in den Wochen und Monaten vor der Bundestagswahl am häufigsten zu Gesicht bekommt: Umfragen. Häufig findet man dabei die Formulierung „Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre…“ Deswegen spricht man auch von der Sonntagsfrage.
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Die Bundestagswahl 2021:
- findet am 26. September 2021 statt
- Wahlberechtigt sind alle Deutschen, die am Wahltag mindestens 18 Jahre alt sind und seit mindestens drei Monaten einen Wohnort in Deutschland haben
- aktuell regiert eine Große Koalition aus SPD und CDU
- schon jetzt steht fest: Erstmals seit 16 Jahren wird nicht Angela Merkel für die CDU als Kanzlerkandidatin in den Wahlkampf gehen
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Umfragen werden von Meinungsforschungsinstituten durchgeführt. Sie befragen über einen bestimmten Zeitraum eine Gruppe von Personen zu ihrer Wahlabsicht. Dabei gilt vereinfacht gesagt: Je größer die Gruppe, desto genauer lässt sich ein Ergebnis vorhersagen. Meist werden zwischen 1000 und 2000 Personen befragt: Entweder telefonisch, schriftlich oder persönlich, um auch das Menschen zu erreichen, die nicht im Internet unterwegs sind.
Die Auswahl erfolgt rein zufällig. Die Umfrage deckt dabei aber nur die Wahlabsicht für einen ganz bestimmten Zeitpunkt ab. Bis zur eigentlichen Wahl kann sich also noch einiges tun. Betrachtet man die Entwicklung der Wahlabsicht über eine bestimmte Zeitachse, spricht man von einem Trend.
Dann spricht man von einem Trend
Häufiger sieht man dabei einen Zeitstrahl, auf dem die verschiedenen Umfragewerte eingetragen werden. Ein Trend kann dabei sein, dass beispielsweise die Grünen – wie bei Meinungsumfragen im April – über ein paar Wochen stetig in Umfragen zulegen. Eines haben Trend und Umfrage jedoch gemeinsam: Sie wollen, beziehungsweise können, keine verlässliche Aussage über die Entwicklung in der Zukunft treffen.
Diese Vorteile hat die Prognose gegenüber der Umfrage
Dafür braucht es Prognosen. Das sind im Grunde genommen erste Schätzungen am Wahlabend, wie das Endergebnis ausfallen könnte. Das sind auch die Zahlen, die am Wahlabend pünktlich um 18 Uhr vorgestellt werden. Sie versuchen vorherzusagen, wie das Ergebnis am Ende ausfallen wird. Grundlage dafür sind die Angaben von Wählerinnen und Wählern, die am Wahltag in den Wahllokalen von den Meinungsinstituten befragt werden.
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Dabei werden diese nicht nur zur Wahl, sondern auch zu soziodemographischen Daten wie Alter, Geschlecht, Familienstand oder Bildung befragt. Die Auswahl der Wahllokale und Befragten erfolgt wie bei anderen Umfragen zufällig.
Die Prognose hat gegenüber der Umfrage einige Vorteile, was ihre Genauigkeit angeht. Zum einen ist die Stichprobe, also die Zahl der befragten Personen, meist deutlich größer. Es sind nicht nur 1000 bis 2000 Personen, sondern häufig zehn Mal so viele. Außerdem werden in Umfragen auch Menschen zu ihrer Wahlabsicht befragt, die vielleicht am Wahltag doch nicht wählen gehen oder ihre Meinung bis zum Wahltag geändert haben. Bei Prognosen haben aber alle Befragten an der Wahl teilgenommen.
Hochrechnungen und Endergebnis
Kurze Zeit nach der ersten Prognose folgt dann die erste Hochrechnung. Diese nutzen bereits die ersten ausgezählten Stimmbezirke und Wählerstimmen, und rechnen diese auf die gesamte Wahl hoch. Je mehr Stimmen ausgezählt werden, desto genauer werden die Hochrechnungen im Laufe des Abends.
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Sind alle Stimmen ausgezählt und über eine Kette von Wahlvorstehern und -leitern weitergeleitet, wird in den frühen Morgenstunden am Tag nach der Wahl das Endergebnis bekanntgegeben. Bei der Bundestagswahl im Jahr 2017 war das um 5.25 Uhr der Fall. Dabei handelt es sich jedoch nur um ein vorläufiges Endergebnis, da in den nächsten Tagen noch Stimmen geprüft werden. Der Bundeswahlausschuss gibt das amtliche Ergebnis der Bundestagswahl etwa zwei Wochen nach der Wahl bekannt.
Briefwähler stellen Wahlforscher vor Herausforderung
Schwierigkeiten bereitet den Wahlforschern sowohl für die Prognosen als auch die Hochrechnungen allerdings die vermehrte Nutzung der Briefwahl. Diese Wähler können in den Lokalen nicht nach ihrem Wahlverhalten befragt werden.
Bereits bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg habe das die Vorhersagen für den Abend erschwert, wie ein Wahlforscher gegenüber der „Zeit“ erklärte. Je nachdem, wie akut die Corona-Situation im September noch ist, könnten sich erneut viele Menschen zur Abstimmung per Briefwahl entscheiden.