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Ratingen: Neue Details werfen Fragen auf – was wusste die Polizei?

Der heimtückische Anschlag auf Einsatzkräfte in Ratingen macht fassungslos. Neue Details zum Tatverdächtigen werfen Fragen auf.

© David Young/dpa

Video zeigt mutmaßlichen Täter von Ratingen auf seinem Balkon

In Ratingen kam es am Donnerstag zu einer Explosion in einem Wohnhaus. Ein Amateur-Video soll den mutmaßlichen Brandstifter auf seinem Balkon zeigen.

Sie haben nichts geahnt, als sie sich am Donnertagvormittag (11. Mai) auf dem Weg zu einem Hochhaus in Ratingen gemacht haben. Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst rückten nach einem Notruf unter dem Einsatzstichwort „hilflose Person“ aus. Sie gingen von einem absoluten Routineeinsatz aus, sollte NRW-Innenminister Herbert Reul später sagen.

Doch es sollte ganz anders kommen. Vor Ort erwartete die Retter der blanke Horror. Aus der Wohnung heraus, wurde ein Brandsatz geschleudert. Ein massiver Feuerball rollte auf die Einsatzkräfte zu. Viele von ihnen erlitten schwerste Verbrennungen – fünf Retter schweben in Lebensgefahr. Der Tatverdächtige hatte offenbar nur auf diesen Moment gewartet – während die Einsatzkräfte offenbar völlig unvorbereitet waren. Der dramatische Vorfall wirft Fragen auf.

Alle Entwicklungen zum Anschlag auf die Einsatzkräfte in Ratingen kannst du hier verfolgen >>>

Ratingen: Verdächtiger ist gesuchter Gewalttäter

Die Ermittler gehen von einem gezielten Angriff aus. „Die Situation in der Wohnung, die Verwendung von dieser brennbaren Flüssigkeit und die Art und Weise, wie diese Flüssigkeit dann gegen die eingesetzten Kräfte verwendet wurde, lassen darauf schließen, dass das durchaus gut durchdacht ist“, sagte Polizei-Einsatzleiterin Heike Schultz am Freitag (12. Mai) und weiter: „Die Tür war verbarrikadiert, das macht man auch nicht mal so eben.“

Kriminaldirektorin Heike Schultz leitete den Einsatz in Ratingen. Foto: IMAGO/Michael Gstettenbauer

Die Polizei bestätigte bei einer Pressekonferenz am Freitag auch, dass der 57-Jährige kein unbeschriebenes Blatt war. Schon in der Woche vor dem Anschlag hätten Polizeibeamte die Wohnung in dem Ratinger Hochhaus aufgesucht. Dort hatten Beamte einen Erzwingungs-Haftbefehl vollstrecken sollen, weil der Mann Bußgelder nicht bezahlt hatte, hieß es zunächst.

Mittlerweile ist durchgesickert, dass es sich um einen bekannten Gewalttäter gehandelt haben soll. Ein Nachbar berichtete gegenüber der „Bild“, dass Frank P. ihm im vergangenen Jahr grundlos ins Gesicht geschlagen hätte (mehr hier). Polizei und Staatsanwaltschaft haben drei Körperverletzungen bestätigt. Weil er die Geldstrafen dazu nicht bezahlt habe, lag ein Haftbefehl gegen ihn vor.

Schwer bewaffnete Polizisten beim Anschlag von Ratingen. Foto: Daniel Sobolewski / DER WESTEN

Wussten die Einsatzkräfte von nichts?

Beim ersten Versuch diesen zu vollstrecken, öffnete der 57-Jährige die Tür nicht. Deshalb brachen die Polizisten den Einsatz ab. Sie hätten an diesem Tag nicht die ganz großen Geschütze aufgefahren, sagte ein Sprecher der Polizei Düsseldorf. Das sei bei einem ersten Versuch dieser Art üblich. Die Zeit danach nutzte der Mann offenbar, um sich auf eine Rückkehr der Polizei vorzubereiten.


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Die Behörden betonen, dass der Einsatz am Donnerstag nicht mit dem Haftbefehl in Verbindung stand. Die Frage stellt sich nun, ob die Einsatzkräfte gar nicht wussten, dass sich hinter der Tür ein gesuchter Straftäter befindet. Mit einem derartigen Ausbruch der Gewalt hätte selbst dann wohl kaum jemand rechnen können. Die Frage ist nur, ob die Einsatzkräfte vor Ort noch mehr Sicherheitsvorkehrungen getroffen hätten. Der Fall dürfte die Ermittler noch auf vielen Ebenen beschäftigen. Zumal auch das Motiv des Tatverdächtigen völlig unklar ist.