Womöglich hatte Primark es nur gut gemeint. Doch das Timing für diesen Aushang war alles andere als glücklich.
In seinen Filialen hatte der Mode-Discounter für seine Mitarbeiter einen Aushang verteilt, der für reichlich Gesprächsstoff sorgte. „Haushaltsplanung in einer angespannten Wirtschaftslage“ lautete die Überschrift des umstrittenen Flyers.
Primark verteilt umstrittenen Aushang
Auf einer DIN-A4-Seite gab Primark seinen Mitarbeitern Tipps, wie sie auch in finanziell schwierigen Zeiten geschickt mit ihren Finanzen umgehen. „Sei realistisch, was deinen Bedarf angeht, denn ein knappes Budget ist schwerer einzuhalten“, heißt es dort unter anderem. Oder auch: „Beschränke deine Ausgaben so weit wie möglich auf das, was dein Budget hergibt.“
Als ver.di Wind von der Sache bekam, platzte den Gewerkschaftlern der Kragen. „Dreist, dreister, Primark“, schimpfte ver.di: „Statt endlich für ordentliche Lohnerhöhungen zu sorgen, hängt die Textilkette Tipps zur ‚Haushaltsplanung in angespannter Wirtschaftslage‘ in den Filialen aus.“
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ver.di wegen Aushang stinksauer
Der Vorwurf der Gewerkschaft an den irischen Konzern: „Primark tut so, als könnten die Beschäftigten nicht mit Geld umgehen. Dabei sind es unfreiwillige Teilzeitarbeit mit niedrigen Vertragsstunden und grundsätzlich viel zu niedrige Löhne, die etliche in Armut stürzen. Von einer auskömmlichen Rente nach einem anstrengenden Arbeitsleben ganz zu schweigen.“
Was ver.di besonders auf die Palme bringt: „Der Gipfel ist der Tipp an die Primark-Kolleg*innen, sich zu erkundigen, ‚ob deine Regierung finanzielle Unterstützung für Menschen in finanziellen Notlagen bereitstellt‘. Der Staat soll also einspringen und die Niedriglöhne im Einzelhandel mit Steuergeld subventionieren. Verantwortliche Unternehmenspolitik geht anders.“
Besonders unglücklich erscheint der Aushang in den Primark-Filialen deswegen, weil gerade Tarifverhandlungen mit dem Einzelhandel im Gange sind. „Angesichts der galoppierenden Inflation ist es sozial unverantwortlich, dass die Arbeitgeber bei den Tarifverhandlungen weiter mauern“, so ver.di: „Die Beschäftigten im Einzelhandel brauchen dringend mehr Geld. Und keine Spartipps.“
Primark reagiert
Und was sagt Primark zu den Vorwürfen? Auf Nachfrage dieser Redaktion stellt eine Unternehmenssprecherin klar, dass die Aushänge in keinem Zusammenhang mit den laufenden Tarifverhandlungen im Einzelhandel stehen. „Da der Aushang in Verbindung mit einem holistischen Wellbeing Programm steht, empfinden wir die direkte Verknüpfung mit den laufenden Tarifverhandlungen nicht als gerechtfertigt“, teilt die Sprecherin uns mit: „Ferner sind wir an diesen Verhandlungen nicht aktiv als Partei beteiligt, sondern setzen lediglich die Ergebnisse um, wie in unserem Anerkennungstarifvertrag vorgesehen.“
Gleichzeitig habe Primark erkannt, dass der Zeitpunkt für einen solchen Aushang äußerst ungünstig ist. So teilt die Sprecherin unserer Redaktion mit: „Es ist nicht unsere Absicht, unsensibel oder gar zynisch zu erscheinen. Daher haben wir uns entschlossen, diesen Aushang in unseren deutschen Stores zu entfernen.“