Mallorca ist die Urlaubsinsel schlechthin. Egal ob im Norden, Osten, Süden oder Westen – an den Stränden, in den Dörfern und Städten begegnen hier einem immer wieder Touristen. Und das teilweise in Scharen. Während die Insel seit Jahren von dem Tourismus lebt, macht sich in letzter Zeit Unmut unter den Einheimischen breit. Es ist zu viel! Zu viele Touristen die die Preise für Lebensmittel und Wohnraum in die Höhe treiben. Zu viele Hotels und ihre Pools, die das schon wenige Wasser auf der Insel noch einmal sinken lassen. Und zu viele Menschen an den Stränden auf Mallorca, die den Einheimischen kaum noch Platz lassen.
Darum demonstrieren viele Einheimisch lautstark. Zuletzt fand eine Demonstration im Zentrum von Palma mit rund 20.000 Menschen statt. Dieses Mal ging es ins Zentrum des deutschen Tourismus auf der Insel – an den Ballermann 6! Und wir waren vor Ort dabei.
Mallorca: Demonstrierende besetzten den Ballermann 6
Die Initiative „Mallorca Platja Tour“ hatte im Vorfeld für Sonntag (11. August) auf „X“ aufgerufen zwischen 11 bis 13 Uhr zahlreich am Balneario 6 an der Playa de Palma zu erscheinen. Ihr Ziel: den Strand besetzen und „Ein Bad wie damals als wir Kinder waren“ erleben.
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Um die 100 Mallorquiner haben sich gegen 11 Uhr bereits versammelt und ihre Handtücher und Sonnenschirme an der Playa de Palma direkt vor dem Ballermann 6 ausgebreitet. Doch sie haben mehr als die üblichen Strandutensilien dabei!
„Touristen geht nach Hause“
Eine Frau läuft mit der mallorquinischen Flagge in der Hand und einer Trillerpfeife im Mund durch die Menschenmengen am Strand. Einige der Protestierenden sind mit Schildern ausgestattet, auf denen zu lesen ist: „Mehr Sonntagsbesucher. Weniger Touristen. Touristen geht nach Hause!“, „Touri, Mallorca ist nicht dein Scheiß Freizeitpark“ oder „Stoppt den Alkohol-Tourismus“.
Ganz vorne an am Ufer der Playa de Palma liegt ein riesiges Transparent in gelb mit schwarzer Schrift, auf dem geschrieben steht: „Lasst uns unsere Strände besetzen“. Daneben weht eine große mallorquinische Flagge im Wind. Immer wieder brechen die Protestierenden in Gesänge aus. „Wer Mallorca liebt, zerstört es nicht“ oder „Egal wo man hinschaut, überall Touristen“ sind zu hören.
Deutsche sind geteilter Meinung
Vorbeigehende Touristen bleiben immer wieder stehen – manche von ihnen sind von der Aktion augenscheinlich irritiert. Andere zeigen Verständnis, so etwa eine ältere Dame, die im Vorbeigehen sagt: „Es ist wirklich zu voll hier.“
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Schräg hinter der Protestgruppe liegt Miju, ein Deutscher aus Trier. Er kommt seit den 90ern bereits nach Mallorca und verdient hier mittlerweile auch sein Geld als Künstlerbetreuer. Er hält von der Sache nicht viel und dreht kurzerhand seine Musikbox auf, auf der gerade „Inselfieber“ von Peter Wackel zu hören ist.
„Ich gehe jeden Morgen hier laufen und schäme mich fremd für die ganzen Touristen, die hier ihren Müll liegen lassen“, meint er jedoch. Und auch von den besoffenen Touristen, die ins Meer pinkeln und sich egal wohin übergeben, hält er überhaupt nichts. „Das ist asozial, da kann ich verstehen, dass man darüber diskutiert. Aber das ist nicht die Regel, das sind einzelne Menschen. Das ist ein Urlaubsgebiet, da kann man doch nicht sagen: ‚Wir wollen keine Urlauber mehr.“
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„Ich schau mir das an, sollen sie demonstrieren. Aber vereinzelt haben sie schon provoziert. Als ich hier meine Musikbox aufgedreht habe hat jemand dagegen getreten und das sind Sachen, die gehen nicht“, so der Mann gegenüber unserer Reporterin.
Großteils friedlicher Protest
„Wir sind hier um Spaß zu haben“ sagt eine Mallorquinerin, die nicht namentlich genannt werden möchte. Ein Teilnehmer des Protest spielt auf seiner Xeremia, wie der mallorquinische Dudelsack genannt wird. Ein paar Teilnehmer tanzen den mallorquinischen Volkstanz Ball de bot am Ufer des Meeres. Dann folgt eine Polonaise zur Strandpromenade. Kurz danach rennen die Demonstranten gemeinsam unter Gelächter und lauten Rufen zurück ins Wasser.