Die EU bringt gleich eine ganze Branche zum Zittern. Eine neue Verordnung der Kommission löst in der Industrie sofort die schlimmsten Befürchtungen aus. Könnte es eine nächste Lebensmittelknappheit geben? Die würde dann auch Kunden von Kaufland, Lidl & Co. hart treffen.
Aber erst mal von vorne.
Kaufland, Lidl & Co: Kaffee-Preis könnte steigen
Wirklich neu ist die Regel der EU-Kommission tatsächlich nicht. Sie greift bereits seit dem 30. Dezember 2023. Doch die Befürchtungen, wie sich diese auswirken könnte, sind jedoch sehr aktuell. Es geht darum, dass Unternehmen innerhalb der Kaffee-Branche nachweisen müssen, dass für ihre Produkte kein Wald beschädigt oder gar gerodet wurde – und das wenigstens seit Ende 2020.
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Und damit ist ihre gesamte Lieferkette gemeint. Sprich, von der Kaffeebohne an bis zum verarbeiteten Endprodukt – egal, ob am Ende Kaffee, Schokolade oder Sonstiges daraus wird. Wer sich nicht an die neue hält, dem droht eine saftige Strafe von mindestens vier Prozent des eigenen Jahresumsatzes. Kein Wunder, dass sich die Unternehmen Sorgen machen.
Jetzt warnt auch der Deutsche Kaffeeverband vor umfassenden Folgen für die Branche – und die Verbraucher.
Kaffeeverband spricht von Existenzbedrohung
Der Deutsche Kaffeeverband befürchtet, dass die Umsetzung der Vorschrift für viele Kaffeebauern das Aus bedeuten könnte. „Derzeit erfüllten nur etwa 20 Prozent der Farmer die Anforderungen“, erklärt Geschäftsführer Holger Preibisch. Demnach seien 80 Prozent der Bauern nun in ihrer Existenz bedroht.
Daraus könnte ein Kaffeemangel innerhalb der EU entstehen. Schon 2025 rechnet der Verband damit, dass Kaffee zur Mangelware werde, sollte die EU-Kommission die Anwendung der Regel nicht verschieben. „Uns droht eine Unterversorgung auf dem deutschen und europäischen Markt. Die Preise für den dann noch verfügbaren Kaffee werden signifikant steigen.“
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Auch bekannte Marken wie Dallmayr stellen sich hinter den Verband und kritisieren vor allem den „grotesken Verwaltungsaufwand“, den die Umsetzung der Regel mit sich bringe. Johannes Dengler aus der Geschäftsleitung zeigte sich besorgt, dass vor allem Kleinbauern so vom europäischen Markt verschwinden würden.
EU sieht keine Probleme
Die EU-Kommission ist da ganz anderer Meinung. Sie erwarte keine Preissteigerungen und auch kaum Auswirkungen auf die verfügbare Menge von Kaffee innerhalb der EU. Die Kosten für die Unternehmen seien zudem geringer als die Vorteile, die ihnen durch die Vorgabe zuteil würden. So etwa der Zugang zum EU-Markt. Zudem steige die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten immer mehr.
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Für Kleinunternehmer gäbe es zudem Zugeständnisse. Sie haben mehr Zeit, um die Regelung zu etablieren. Aber selbst große Kaffeeröster wie Lavazza und Melitta verlangen einen Aufschub.
Dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ist das Problem bewusst und man arbeite bereits an einer Lösung. „Im Bereich des Kaffeehandels bestehen derzeit noch Hürden, um die Umsetzung bis zum Ende der Übergangszeit vollständig umzusetzen“, so ein Sprecher. „Dazu gehört, dass die Rückverfolgbarkeit von konventionellem, nicht-zertifiziertem Kaffee aktuell noch nicht in allen Fällen bis zur Farm umgesetzt werden kann.“ (mit dpa)