Als die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) am Samstag (13. Mai) überraschend den geplanten 50-Stunden-Streik absagte, dürfte vielen Reisenden ein Stein vom Herzen gefallen sein.
Doch die Freude über die fahrenden Züge der Deutschen Bahn wehrte wohl nur für kurze Dauer. Denn die kurzfristige Absage des Mega-Streiks hatte für zahlreiche Mitarbeiter des Unternehmens bedeutet, ihren Dienst mindestens genauso kurzfristig antreten zu müssen. Das konnte jedoch nicht für alle Verbindungen der Deutschen Bahn gewährleistet werden, wie sich bereits am Montagmorgen (15. Mai) zum großen Unmut der Pendler zeigte.
Deutsche Bahn: Ein Drittel der Züge fällt aus
Rund zehn Prozent der regulär geplanten Fernzüge können am Montag nicht verkehren, teilte die Deutsche Presse-Agentur (dpa) mit. Denn durch die spontane Absage des Streiks mussten rund 50.000 Zugfahrten im Fern- und Nahverkehr mit den entsprechenden Schicht- und Einsatzplänen neu eingetaktet werden. Ein Teil der Wagen und Loks musste dafür auch an neue Abfahrtsorte transportiert werden. Ein immenser logistischer Aufwand, der seine Spuren hinterlassen sollte.
Zwar teilte die Deutsche Bahn am frühen Montagmorgen auf Twitter mit, dass der Bahnbetrieb nach Absage des EVG-Streiks „weitgehend planmäßig angelaufen“ ist und der Regional- und S-Bahn-Verkehr „weitgehend stabil“ laufe. Doch die Realität sieht für viele Reisende zum Wochenstart ganz anders aus.
Pendler sehen rot – „Danke für nichts“
Im Netz häufen sich die Kommentare zum abgewendeten Mega-Streik. Dabei kommt die Deutsche Bahn allerdings alles andere als gut weg. „Trotz Absage des Streiks fallen 1/3 der Fernzüge aus. Wie sehr sich die Deutsche Bahn gefreut haben muss, endlich eine neue Ausrede namens ‚Folgen des abgesagten Streiks‘ als Begründung angeben zu können“, meldet sich etwa ein entrüsteter Pendler. “ (Streik, Anm. d. Red.) abgewendet – trotzdem fährt meine Bahn den ganzen Tag nicht. Danke für nichts (Deutsche Bahn, Anm. d. Red.)“, kann sich ein anderer nicht verkneifen.
Für einen wiederum anderen Bahn-Kunden ist die Streik-Thematik nur noch ein einziges Rätsel: „Kann mir eigentlich jemand erklären, warum ein Streik bei der (Deutschen Bahn, Anm. d. Red.), der mehr als 48 Stunden vor geplantem Beginn abgesagt worden ist, zu Verspätungen und Ausfällen führt? Müsste man nicht einfach alles so machen wie ohne Streik?“, will er auf Twitter wissen. „Böse würde ich sagen, es läuft doch wie immer“, entgegnet ein anderer Pendler.
Auch auf Facebook mehren sich die Reaktionen zu den Folgen des abgesagten Streiks. „Bei eurem Hickhack braucht man ganz starke Nerven“ oder „Dieses Hin und Her ist eine absolute Unverschämtheit gegenüber den Kunden“ sind nur zwei von zahlreichen entrüsteten Reaktionen auf der Facebook-Seite der Deutschen Bahn.
Ab Dienstag wieder alles normal?
Für viele Reisende ist Bahn-Chaos am Montag die bittere Realität. Sie kostet viele Pendler nicht nur ordentlich Nerven, sondern zum Teil auch bares Geld. Wer sich unsicher ist, ob er seinen Ticketpreis oder andere Reservierungen erstattet bekommt, sollte sich umgehend mit der Deutschen Bahn in Verbindung setzen.
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Doch eine gute Nachricht gibt es für Pendler: Am Dienstag (16. Mai) soll den Fahrgästen im Fern- und Nahverkehr wieder das vollständige Zugangebot zur Verfügung stehen. Dann soll es nur noch zu sporadischen Einschränkungen kommen. Auch hier gilt wie immer: Am besten vor Fahrantritt informieren, dann gibt es am Ende keine böse Überraschung.
Der von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ausgerufene Warnstreik sollte am Sonntag um 22 Uhr beginnen und 50 Stunden später enden, am Dienstag um 24 Uhr. Vor der Absage des Mega-Streiks hatte es mit der Deutschen Bahn eine Verständigung unter Leitung des Arbeitsgerichts Frankfurt am Main gegeben, die nun Grundlage weiterer Tarifverhandlungen sein wird. Rund 180.000 Beschäftigte der Deutschen Bahn sind davon betroffen. (mit dpa)