Die heftigen Vorwürfe gegen Österreichs Ex-Kanzler Sebastian Kurz beschäftigen auch Markus Lanz und seine Gäste am Dienstag. Mit frisierten Umfragen soll sein politischer Aufstieg beflügelt worden sein – und das auch noch auf Steuerzahlerkosten.
Markus Lanz will von den Politikern in der ZDF-Runde wissen, ob so etwas auch in Deutschland möglich sind – oder ob die Umfragen hierzulande glaubwürdig sind.
Markus Lanz (ZDF): Sind Umfragen auch in Deutschland getürkt?
Berlins CDU-Chef Kai Wegner wiegelt ab. „Ich habe es so nicht erlebt“, sagt er. Parteien könnten zwar Umfragen in Auftrag geben, „aber man kann nicht an den Werten schrauben oder sie frisieren“. Man erhalte dann Zahlen, ob sie einem gefallen oder eben nicht.
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Die Gäste bei Markus Lanz am 12. Oktober:
- Jürgen Trittin: Ex-Bundesumweltminister (Grüne)
- Florian Klenk: Chefredakteuer des FALTER
- Elke Heidenreich: Schriftstellerin und Literaturkritikerin
- Kai Wegner: Landesvorsitzender der CDU in Berlin
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Der ehemalige Grünen-Minister Jürgen Trittin sieht es etwas differenzierter. „Wenn ich eine Umfrage haben will, die mir ehrlich die Meinung sagt, und mir auch hilft, mich zu verbessern, dann würde ich die ‚Forschungsgruppe Wahlen‘ fragen“, so Trittin. Es würde aber auch Institute geben, deren Seriosität er nicht so schätze, „wie Insa oder Forsa“.
Jürgen Trittin bei Markus Lanz über Glaubwürdigkeit von Umfragen: „Dann haben sie schon eine Differenz von fünf Prozent“
Man müsse immer bedenken, dass es in den Rohdaten der Meinungsforschunginstiute eine Fehlerquote von +/- 2,5 Prozentpunkte gebe. „Diese Dinge sind natürlich im mathematischen Modell, aber auch in der Veröffentlichung immer ausreizbar. Wenn sie sagen, ich nehme bei denen halt den oberen Rand und bei den anderen den unteren, dann haben sie schon eine Differenz von fünf Prozent im Zweifelsfall“, stellt Trittin einen brisanten Verdacht in den Raum.
Dann plaudert der Grüne noch eine Anekdote aus der Bundestagswahl 2005 aus. Damals sorgte der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder für Aufsehen, mit einem umstrittenen Auftritt in der Sendung „Berliner Runde“ am Wahlabend. Trittin verrät, dass bei diesem denkwürdigen TV-Moment auch Forsa eine Rolle gespielt habe.
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Trittin plaudert bei Markus Lanz Forsa-Anekdote aus
Schröder sei nämlich kurz vor der Sendung von Forsa gebrieft worden. Das Institut hatte anhand von Nachwahlbefragungen die möglichen Direktergebnisse in den Wahlkreisen mit Ausgleichs- und Überhangmandaten hochgerechnet und sei davon ausgegangen, dass die Sozialdemokraten letztlich knapp gewinnen werden.
„Danach war Forsa wohl der Auffassung: das reicht nicht für die CDU. Am Ende liegt die SPD ein oder zwei Mandate vorne. Mit dieser Gewissheit ist Gerhard Schröder sozusagen gedopt in diese Fernsehsendung gegangen“, erinnert sich Trittin. Er sei sozusagen „von den Zahlen betrunken“ gewesen, bemerkt der Grüne amüsiert.
Hier kannst du die ganze Folge von Markus Lanz in der ZDF-Mediathek sehen.