Bochum.
Festnahme nach über sechs Jahren: Eine Mordkommission der Hagener Polizei hat am Donnerstagmorgen einen 38-jährigen Mann aus Bochum verhaftet. Er hat gestanden, im Mai 2005 die 35 Jahre alte Jennifer S. aus Hattingen erstochen zu haben.
Die damals 35-jährige Jennifer S. war im Mai 2005 erstochen in ihrer Wohnung in Hattingen aufgefunden worden. Ein Mann, das ermittelte die Polizei über DNA-Rückstände, hatte die Angestellte des Bochumer Gesundheitsamtes brutal mit dreißig Messerstichen in den Rücken getötet. Eine mehrköpfige Mordkommission wurde mit der Aufklärung des Falles betraut. Mehrere hundert Männer im Alter zwischen 16 und 70 Jahren mussten ihre Speichelproben abgeben – der Mörder von Jennifer S. war nicht dabei. 2008 wurde erneut eine DNA-Reihenuntersuchungen durchgeführt – erneut erfolglos.
Wie die Beamten nun auf die Spur des 38 Jahre alten Bochumers kamen, der am Donnerstagmorgen verhaftet wurde, wollen die Ermittler bei einer Pressekonferenz am Freitag erläutern. Der Mann wurde zur Vernehmung in das Hagener Polizeipräsidium gebracht, wo er später ein Geständnis ablegte.
Akte wurde bereits geschlossen
Herbert Fingerhut, Leiter der Mordkommission im Fall Jenny, hatte die Akte vor gut anderthalb Jahren geschlossen, nachdem auch die letzten 80 Speichelproben keine neuen Erkenntnisse gebracht hatten. „Die Hoffnung auf Klärung ist nahe dem Nullpunkt”, erklärte er. Lediglich Kommissar Zufall könne nun noch helfen.
Angehörige und eine Freundin hatten das Verbrechen an Jennifer S. entdeckt, das während der Blankensteiner Pfingstkirmes verübt worden war. Sie lag tot in der Badewanne ihrer Souterrain-Wohnung an der Wittener Straße.
Spuren nach Langenberg und Holland
Dass es sich bei dem Täter um einen Mann handeln muss, war für die Kripo schnell klar, denn neben einem Fingerabdruck, wurde auch eine Blutspur gefunden, die die Ermittler zweifelsfrei dem Täter zuordnen. Speicheltests bei 500 Männern wurden anberaumt – alle Blankensteiner zwischen 16 und 75 Jahren sowie Jennys Freunde und Bekannte mussten der Vorladung folgen. Doch ihr Mörder war nicht darunter.
Spuren führten ins nahe Langenberg und ins ferne Holland – ohne Erfolg. Immer neue Hinweise auf Verdächtige gingen ein. „Niemand hat geahnt, dass die Tote einen so großen Bekanntenkreis hatte“, erklärte Chef-Ermittler Herbert Fingerhut.
Auch das Fernsehen berichtete über den Fall: zunächst die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“, im März 2006 dann noch einmal RTL2 in seinem „Polizeireport Deutschland“. Bundesweit wurde zudem auf der Internetseite des Bundeskriminalamts gesucht – auch dies blieb erfolglos.
Motiv für den Mord wurde nie geklärt
Die Hinweise wurden weniger, ins schockierte Blankenstein kehrte wieder Ruhe ein. Und im August 2008 steht fest, dass die Ermittlungsansätze ausgeschöpft sind. Hilflos müssen die Ermittler darauf bauen, dass der Mörder eventuell bei einer anderen Straftat zufällig „gespeichelt“ wird und so über einen der regelmäßig laufenden, bundesweiten DNA-Abgleiche entdeckt wird. Sie hoffen zudem, dass noch „Hinweise auf einen Bekannten eingehen, den wir bisher nicht kennen“.
Auch das Motiv wurde in dem Mordfall nie geklärt. Denn in dem Ein-Zimmer-Appartement wurden weder Einbruchs- noch Kampfspuren gefunden. Jennifer S., die zwei Jahre zuvor von Bochum nach Blankenstein gezogen war, war seit 1987 bei der Stadt Bochum angestellt, zuletzt als Schreibkraft im Gesundheitsamt.
Privat arbeitete die 35-Jährige darüber hinaus als „Psychologische Lebensberaterin”. Dadurch habe sie einen großen Bekanntenkreis gehabt, so die Ermittler. Für die Zuständigen der Mordkommission stand deshalb nach einer Untersuchung durch einen so genannten Profiler des Landeskriminalamts schon früh fest, dass Jennifer S. den Mann kannte, der sie auf grausame Art und Weise aus dem Leben riss – gefunden wurde er erst jetzt.