Im Jahr zwei nach dem Abschied aus dem Bundestag steht es schlecht um die FDP. Zum Dreikönigstreffen in Stuttgart zeigt sie sich in neuen Farben.
Berlin.
Was haben Fuchsien, gern gesehene Balkonpflanzen, und die FDP gemeinsam? Bisher nichts. Doch am Dienstag, wenn Parteichef Christian Lindner den neuen Look der Liberalen beim Dreikönigstreffen in der Stuttgarter Staatsoper enthüllt, wird sich das ändern.
Unterstützt von Werbeprofis hat Lindner in den Farbkasten gegriffen, rot und blau gemischt. Heraus kommt Magenta. Ein Farbton, den viele Deutsche – bis auf Fuchsien-Liebhaber – erst so richtig kennen, seit die Telekom nach ihrer Privatisierung vor zwei Jahrzehnten die Republik mit purpurfarbener Magenta-Werbung überzieht.
Die FDP war immer gelb-blau. Weil die Leute die Liberalen aber als kaltherzig empfanden und nicht mehr in den Bundestag wählten, sollen sie jetzt zumindest optisch wärmer werden. Dem dient die kleine Schönheitsoperation. Ein bisschen Botox hier und da, schon schaut die ungeliebte Tante FDP die Wähler wieder freundlicher an, lautet das Kalkül der Lindner-Berater.
In Hamburg ist Wahlkampf, da kann man es schon sehen
Wie die neue Farb-Combo aussehen könnte, ist auf den Internetseiten der Hamburger FDP zu sehen. Blauer Hintergrund, gelbe Botschaften, eingebettet in Magenta. Zwischenzeitlichen Umtrieben, auch gleich den Parteinamen zu ändern, widerstand Lindner („Nur über meine Leiche“).
Natürlich weiß der 35-Jährige, dass es mit einem kleinen Facelift für die FDP nicht getan ist. Doch die Liberalen müssen außerhalb des Bundestages verzweifelt um jede Zeile in den Zeitungen und jede Sendeminute im Fernsehen kämpfen. So wird Lindner am Dienstag an Dreikönig (Motto: „Chancen ermöglichen“) in seiner gut einstündigen Rede versuchen, den Eindruck zu verwischen, dass es 15 Monate nach der Wahl so scheint, als ob den Deutschen der Untergang der FDP ziemlich egal ist.
Eigentlich müssten es gute Zeiten für die FDP sein
Dabei müssten die Liberalen wieder angesagt sein. Die Konjunktur schwächelt, die große Koalition gibt das Geld mit vollen Händen aus, und im Bundestag macht die Opposition aus Linken und Grünen keinen Stich gegen Schwarz-Rot. Lindner will nun davon profitieren, indem er auf wirtschaftliche Vernunft, Bildung und einen freiheitsliebenden Liberalismus als Gegenentwurf zu Pegida, AfD & Co. setzt. In den Umfragen aber tut sich nichts. Die FDP dümpelt bei zwei bis drei Prozent herum.
So klingt es nach reinem Wunschdenken, wenn die Hamburger FDP-Spitzenkandidatin Katja Suding glaubt, dass sie Mitte Februar sieben Prozent holt und mit der SPD in einer sozialliberalen Koalition landet. An der Elbe dürfte die FDP vielleicht entscheidende Stimmen an die abgespaltene, sozialliberale Neugründung Neue Liberale verlieren.
Nach der Bremen-Wahl droht der Partei eine lange mediale Finsternis
Bei der folgenden Wahl im Mai in Bremen sieht es kaum besser aus. Nach zwei weiteren Pleiten dürfte die Partei, die aktuell nur noch in sechs Landtagen ist, dann für lange Zeit in der medialen Finsternis versinken. Schicksalswahl für die FDP wird nicht Hamburg, sondern im Frühjahr 2016 die Abstimmung im liberalen Stammland Baden-Württemberg sein. Bis dahin haben die Wähler im „Ländle“ immerhin noch viel Zeit, sich für Gelb, Blau und Magenta zu erwärmen. (dpa)